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29. März 2024

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Mehr dicke Männer am Land

Mehr dicke Männer am Land© Bilderbox.com

Gemeinsame weltweite Studie mit Med-Uni Innsbruck zeigt bei heimischer Fettleibigkeit große Differenz zwischen Land und Stadt. Pro Person sechs Kilogramm Gewichtszunahme in den letzten 30 Jahren. Männer stärker betroffen als Frauen.

(red/czaak) Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) von Frauen und Männern hat sich weltweit zwischen 1985 und 2017 um 2,1 kg/m2 erhöht. Umgerechnet bedeutet das eine Gewichtszunahme von durchschnittlich fünf bis sechs Kilogramm pro Person. Mehr als die Hälfte dieses globalen Anstiegs passierte im ländlichen Raum. Zu diesem auch gesundheitspolitisch relevanten Ergebnis kommt eine internationale Studie mit Beteiligung der Medizinischen Universität Innsbruck.

Österreich mit Schweden, Tschechien, Irland, Australien und USA
Die Analyse der globalen Trends bei der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in der erwachsenen Bevölkerung (Anm. BMI im Schnitt über 25 bzw. 30 kg/m2) zeigt, dass die Zahl der fettleibigen Menschen am Land stärker steigt als in der Stadt. In Ländern mit hohen Einkommen war der durchschnittliche Anstieg des BMI zu über 50 Prozent auf die Gewichtsentwicklung im ländlichen Raum zurückzuführen und bei Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sogar zu über 80 Prozent. Der durchschnittliche Anstieg des BMI belief sich zwischen 1985 und 2017 bei Frauen um 2,0 kg/m2, bei Männern um 2,2 kg/m2, wobei die Zunahme im urbanen Raum bei Frauen 1,3 kg/m2 und bei Männern 1,6 kg/m2 betrug.

„Österreich gehört seit 1985 (Anm. erste Untersuchung) zu jenen Industrieländern, die beim BMI eine besonders große Differenz zwischen ländlichen und städtischen Regionen aufweisen“, betont Hanno Ulmer, Biostatistiker und Epidemiologe von der Med-Uni Innsbruck, der die Gesundheitsdaten des Vorarlberger Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin analysiert hat. Auch relevante Größen- und Gewichtsdaten aus der Bruneck-Studie (Leitung Stefan Kiechl und Johann Willeit, Neurologen Innsbruck), flossen in die weltweite Studie mit ein. Die Trends für Österreich basieren zudem auf Daten der Stellungskommissionen des österreichischen Bundesheeres.

Sample mit 112 Millionen Personen aus 200 Ländern
Der Sachverhalt eines höheren BMIs am Land ist in Österreich nicht nur aktuell, sondern für den gesamten Studienzeitraum seit 1985 nachweisbar. Bei österreichischen Frauen mit Wohnort am Land stieg der durchschnittliche BMI von 1985 bis 2017 von 24,3 auf 24,5 kg/m2, bei Frauen, die in urbanen Gebieten wohnen von 23,3 auf 23,7 kg/m2. „Eine wesentlich stärkere Gewichtszunahme als bei Frauen zeigt sich in dem Zeitraum bei Österreichs Männern. Der BMI von Männern am Land stieg hier von 24,7 auf 27,0 kg/m2 und in der Stadt von 24,2 auf 26,6 kg/m2“, so Ulmer. Der BMI von Männern stieg daher mit durchschnittlich mehr als 3,1 kg/m2 in allen untersuchten Ländern stärker an, als bei Frauen.

In der von Majid Ezzati vom Imperial College London geleiteten internationalen Studie wurden unter Mitarbeit von über 1.000 Wissenschaftern Daten von über 112 Millionen Erwachsenen aus städtischen und ländlichen Gebieten in 200 Ländern im Zeitraum von 1985 bis 2017 untersucht. „Gesundheitspolitische Diskussionen tendieren dazu, sich auf die negativen Aspekte des Stadtlebens zu fokussieren“, so Majid Ezzati. „Tatsächlich bieten Städte eine Fülle an Möglichkeiten, sich gesünder zu ernähren, sich körperlich zu betätigen und zu erholen und die Gesundheit im Allgemeinen zu verbessern. Diese Angebote sind im ländlichen Raum oft schwerer zu finden“, erläutert Ezzati im Kontext zu gesundheitspolitischen Maßnahmen (Anm. der Redaktion: aus Sicht als Ex-Wiener und aktueller „Landler“ würde der Autor dieses Textes der Ezzati-Sichtweise nicht zustimmen).

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 16.05.2019