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18. April 2024

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Mehr Gehalt für die Jungen

Mehr Gehalt für die Jungen© piqs.de/kevin dooley

Verlieren ältere Arbeitnehmer ihren Job, finden sie nur mehr schwer einen neuen.

In Österreich steigen die Löhne mit dem Alter viel stärker an als anderswo. Daher finden Ältere nur sehr schwer einen neuen Job. Löhne, die sich nach der Produktivität richten, würden ihnen helfen.
Die aktuellen Arbeitslosenzahlen bestätigen es laut Thinktank Agenda Austria: Ältere sind laut AMS häufiger arbeitslos. Während die Zahl der Arbeitslosen insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen ist, ist diese in der Gruppe der über 50-Jährigen um sechs Prozent gestiegen. Das ist auf den ersten Blick paradox, weil die Wahrscheinlichkeit, den Job zu verlieren, für Ältere relativ gering ist. Nur wenn es doch passiert, finden sie viel schwerer wieder eine Stelle.
In Österreich und sonst nur in Frankreich ist die Lohnkurve sehr steil. Das heißt: Der Unterschied zwischen dem Einstiegsgehalt und jenem am Ende der Karriere ist viel größer als im Rest Europas. Ältere Arbeitnehmer sind besonders teuer – nicht gerade hilfreich für jene, die auf Jobsuche sind.

Lebenseinkommen gleich
„Die Löhne sollten mit höherem Alter weniger stark ansteigen, ohne dass das Lebenseinkommen sinkt“, meint Ökonom Michael Christl, Mitautor einer Agenda Austria-Studie. „Wenn die Löhne weniger stark steigen, eröffnet das Spielraum dafür, in der Mitte des Erwerbslebens höhere Gehälter zu zahlen.“. Er plädiert dafür, das Gehalt stärker nach der Produktivität auszurichten und weniger nach dem Alter.
Das Senioritätsprinzip stammt aus Zeiten, als die Arbeitnehmer immer im gleichen Betrieb blieben und schafft einen Anreiz, auch genau das zu tun. Aber die Realität zeigt längst, dass die Arbeitnehmer trotzdem viel mobiler geworden sind. Also profitiert der erste Arbeitgeber davon, dass er einen relativ billigen Arbeitnehmer bekommt. Dafür haben die Arbeitgeber von Älteren den Schaden, und auch die älteren Arbeitnehmer selbst, die eben nur schwer einen neuen Job finden.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 10.01.2017