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20. April 2024

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Freunde statt Drogen

Freunde statt Drogen© piqs.de/nep

Drogensucht zerstört Beziehungen, heißt es. Tatsächlich kann es genau umgekehrt kommen.

Drogen und soziale Interaktion – das ist in vieler Hinsicht ein Gegensatzpaar. Das Gehirn reagiert auf Drogenkonsum aber ganz ähnlich wie auf soziale Kontakte: Es werden beinahe die gleichen Hirnareale im Bereich des Belohnungssystems aktiviert.
Tierexperimente an der Medizinischen Universität Innsbruck belegen sogar, dass der Effekt von sozialer Begegnung so stark sein kann, dass das Suchtgedächtnis gelöscht wird. Denn vor die Wahl gestellt, bevorzugten von Kokain abhängige Tiere zunehmend Freunde statt Drogen.
„Wir wollen den Effekt von sozialer Interaktion auf molekularer Ebene untersuchen, um drogenabhängige Menschen über den Weg der positiven sozialen Erfahrung weg von der Sucht zu führen und diese Erkenntnisse auch in der Suchtprävention einsetzen zu können“, erklärt die Neurobiologin Rana El Rawas.

Stress reduziert
El Rawas verfolgt in dem FWF-Projekt einen neuen Ansatz, der den Fokus weg von den Gemeinsamkeiten hin zu den Unterschieden von natürlicher Belohnung wie „Treffen mit einem Freund“ und Belohnung durch Drogen legt. Denn die These der jungen Wissenschafterin lautet, dass die beiden Belohnungssysteme durch verschiedene neuronale Netzwerke vermittelt werden. Außerdem wird untersucht, ob die belohnenden Effekte von sozialer Interaktion ebenso lange anhalten wie die von Drogenkonsum.
In einem weiteren laufenden FWF-Projekt konnte El Rawas zeigen, dass soziale Interaktion zu weniger Stress führt: „Durch Spielen mit einem anderen Tier wird die Menge des Proteins p38, das bei Drogenkonsum, aber auch bei Stress oder Angst erhöht ist, reduziert.“ Nun will er die Rolle von p38 weiter untersuchen. „Dieses Wissen könnte neben der Entwicklung von effektiven Ansätzen in der Verhaltenstherapie auch neue Wege in der Entwicklung von Medikamenten gegen Sucht und andere psychische Erkrankungen eröffnen“, erklärt El Rawas.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 22.08.2016