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18. April 2024

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Nicht auf Kurs

Nicht auf Kurs© piqs.de/renschgro

Österreich wird dem Forschungsrat zufolge das gesteckte Ziel, bis 2020 ein führendes Innovationsland zu werden, nicht erreichen.

Österreich wird bis 2020 kein führendes Innovationsland. Zu diesem Schluss kommt der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) in seinem Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2016.
Forschungsrats-Chef Hannes Androsch bezeichnet die Lage als „durchwachsen“. Auch wenn die derzeitige Forschungsquote von knapp über drei Prozent „beachtlich“ sei, „können mit dem Tempo und der Dichte der Umsetzung der Strategie deren Ziele mit Sicherheit nicht erreicht werden“, so Androsch. Das Tempo der Innovationsdynamik sei auch einer der Gründe für die schleppende wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Grundlagenforschung schwächelt
Das Problem sei auch, dass der hohen Forschungsquote kein entsprechender Output folge. „Wir haben ein Effizienz-, Exzellenz-und Fokussierungsproblem.“ Für verschiedene Bereiche wären mehr Mittel erforderlich. Es sei, erklärt der stellvertretende RFT-Vorsitzende, Markus Hengstschläger, „besonders bedauerlich“, dass die kompetitiv vergebenen Mittel für Grundlagenforschung unterdurchschnittlich dotiert seien. Für den Wissenschaftsfonds FWF fordert der Rat daher jährlich 100 Millionen Euro zusätzlich zum derzeitigen Jahresbudget von rund 180 Millionen.
Als weiteres Beispiel für eine ungenügende Dotierung nennt Androsch die aus Zinserträgen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) sowie des ERP-Fonds gespeiste Nationalstiftung für Forschung. Nachdem diese heuer nur 18 Millionen Euro ausschüttet, wird bereits mit 33,7 Millionen aus dem Österreich-Fonds nachgebessert, der aus Einnahmen durch den neuen 55-Prozent-Steuersatz für Einkommensanteile über 1 Million Euro dotiert wird.
Androsch geht davon aus, dass es einen weiteren Nachschlag für die Nationalstiftung geben wird, nachdem der Notenbankgewinn höher als erwartet ausfällt. In Summe könnte die Nationalstiftung damit heuer 100 Millionen Euro ausschütten, was Androsch als „wichtiges Signal“ anerkennt.

Mangelnder Fokus
Der Forschungsrat ortet auch qualitativen Handlungsbedarf: „Wir leiden noch immer unter Zersplitterung und mangelnder Fokussierung“, deutet Androsch auf den Umstand, dass es in Österreich 68 verschiedene Forschungsförderstellen von Bund und Ländern gibt.
Dass Österreich seit einigen Jahren in verschiedenen Rankings als Innovationsstandort zurückfällt, ist für RFT-Geschäftsführer Ludovit Garzik nicht dadurch verursacht, dass das Land schlechter werde. „Der Grund ist, dass die anderen Staaten schneller besser werden und jedes Jahr das eine oder andere Land an uns vorbeizieht.“

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 01.07.2016