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23. April 2024

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Offene Innovation

Offene Innovation© Bilderbox.com

Wenn man die Bürger an Innovationsprozessen beteiligt, dann sollten auch Taten folgen.

Will man die Öffentlichkeit an einem wirtschaftlichen, politischen oder wissenschaftlichen Innovationsprozess beteiligen, ist Verbindlichkeit gefragt. Das zeigte sich bei einer Expertendiskussion zum Thema „Partizipation: Was kann gesellschaftliche Teilhabe?“ in Wien.
Transparente und verbindliche Rückmeldung an die Ideengeber und „ehrliche Wertschätzung“ seien das Um und Auf, sagte Michael Heiss, Open Innovation (OI)-Experte bei Siemens: „Die Leute dürfen nicht das Gefühl haben, ausgenutzt zu werden.“ Echte Kommunikation sei gefragt und keine „politisch abgerundete“ Sprache. Das sei zwar sehr aufwendig, aber unbedingt nötig.
Diese Erfahrung habe man auch bei der Umsetzung des österreichweit größten einschlägigen Prozesses gemacht – der Erarbeitung der Open Innovation-Strategie der Bundesregierung. „Feedback ist extrem wichtig“, erklärte Natalie Plewa aus dem Infrastrukturministerium. Es sei wichtig, den Beteiligten zu zeigen, wo ihre Vorschläge aufgenommen werden, und dass die Strategie nicht nur von Expertengruppen erarbeitet wird. Im Laufe des Prozesses sei man daher dazu übergegangen, Vorschläge aus der Community extra auszuweisen.

Verpflichtung
Der nächste wichtige Punkt sei dann, einem solchen Prozess auch Taten folgen zu lassen, so Plewa. Daher beinhalte die Strategie, die im August präsentiert werden soll, auch eine „Selbstverpflichtungserklärung“ für die Politik die Pläne auch umzusetzen.
Im Wissenschafts-Bereich hat beispielsweise die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) unter dem Titel „Reden sie mit“ bereits ein groß angelegtes Open Science-Projekt durchgeführt. Dabei waren Experten, Betroffene und Laien aufgerufen, neue Ideen zur Forschung über psychische Erkrankungen zu entwickeln. So kamen „profunde Forschungsfragen“" aufs Tapet - „die Crowd hat etwas bewegt“, erklärte Patrick Lehner, Projektleiter für Open Innovation in Science bei der LBG.

Warnung
„Wissenschaft war eigentlich schon immer ein gemeinschaftliches Projekt war“, erklärte Johannes Pflegerl von der FH St. Pölten. In der Regel würden sich Forscher „freuen, wenn Leute aufspringen“. Damit Teilhabe aber tatsächlich funktioniert, sollte die Wissenschaft vor allem eines: „Sich verständlich ausdrücken.“
Hannes Raffaseder, Leiter Wissenstransfer an der FH St. Pölten warnte vor einem blinden Glauben an die unfehlbare Weisheit der Masse. Eine reine Orientierung an der Crowd sei kein Garant für höhere Qualität in Forschung und Lehre.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 21.06.2016