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17. April 2024

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Private Mondmission: Rotweißrote Pole bei Mondrover-Grand Prix

Private Mondmission: Rotweißrote Pole bei Mondrover-Grand Prix© piqs.de/oweb

Die erste private Mondmission nimmt langsam konkrete Formen an und wird, wenn alles so läuft, wie es der aus Österreich stammende technische Leiter des Projekts, Jürgen Brandner, erwartet, mit starker rotweißroter Beteiligung über die Bühne gehen.

Mittlerweile verhandelt man bereits mit der NASA und der Firma SpaceX über einen Raketenstart. Ende 2017 soll dann das erste private Fahrzeug auf dem Mond herumkurven und dem deutsch-österreichischen Team in der Folge einen raketenhaften Aufstieg in den boomenden privaten Raumfahrt-Markt ermöglichen.
Der Auslöser für die mittlerweile weit gediehenen Pläne für die erste private Mondmission war ein 2007 von Google ausgelobter Wettbewerb. Der Google Lunar X-Price (GLXP) ist mit 30 Millionen Dollar dotiert und geht an jenes zumindest zu 90 Prozent aus privaten Mitteln finanzierte Team, dessen Mondfahrzeug (Rover) 500 Meter auf dem Erdtrabanten zurücklegt. Aus dem Garagenprojekt einer Handvoll Nerds ist mittlerweile die Firma PTScientists („Part Time Scientists“) geworden, die sich zum Ziel gesetzt hat, über den Horizont des Wettbewerbs hinaus "zukunftsträchtige Produkte" für die aufstrebende private Raumfahrt zu entwickeln.

Niederlassung in Österreich in Planung
Mittlerweile arbeiten zwölf Mitarbeiter Vollzeit an dem Projekt, es gebe aber noch immer deutlich mehr "Teilzeitforscher“, so Brandner. Aufgrund der starken österreichischen Beteiligung - heimische Forscher und Techniker machen etwa 50 Prozent des Teams aus - sei auch eine Niederlassung in Österreich in Planung. "Als wir das Ganze gegründet haben, waren wir sehr naiv und dachten, dass wir das bis 2012 erledigt haben", so Brandner. Tatsächlich sehe es erst jetzt, fast zehn Jahre nach der Google-Ausschreibung, danach aus, dass die etwa 210 Kilogramm schwere Landeeinheit "Alina" (Autonomous Landing and Navigation Module) mit den beiden je 30 Kilo schweren, einen Meter langen "Audi lunar quattro" tatsächlich auf dem Mond aufsetzen wird, ist Brandner überzeugt. Er schätzt, dass nur mehr vier bis fünf ernsthafte Konkurrenten mit um den Preis rittern können.
Der Start, für den ein Zeitfenster von Ende 2017 bis Mitte 2018 vorgesehen ist, soll von Cape Canaveral (US-Bundesstaat Florida) mit einer SpaceX Rakete erfolgen. Ab einer Höhe von 35.000 Kilometern "erledigt unser Landesystem die restliche, fünftägige Reise zum Mond". Der Google-Wettbewerb selbst ist aber nicht mehr der alleinige Zweck des Unterfangens, denn das Team will sich mit seinem Landesystem am Markt positionieren.
Es gehe vor allem darum, eine günstige Plattform für Forschungseinrichtungen oder kleinere Unternehmen zu bieten, damit diese Technologie auf den Mond bringen können. "Bei uns soll man auch als kleinere Firma relativ unkompliziert eine Mondmission buchen können“, so Brandner. Auch die Idee der europäischen Raumfahrtagentur ESA, auf dem Mond bis 2030 ein Dorf aufzubauen, sei interessant. Mit der Landeeinheit ließen sich etwa Bauteile für das "Moon Village" bis 100 Kilogramm anliefern.

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APA-Science/red/aha, Economy Ausgabe Webartikel, 24.10.2016