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28. März 2024

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Theater im Unterricht

Theater im Unterricht© piqs.de/light man

Körpersprache nimmt in der Kommunikation zwischen Lehrenden und Schülern hohen Stellenwert ein.

Im Unterricht herrscht ständige Interaktion zwischen Lehrern und Schülern. Wenig beachteten Faktoren wie Gestik, Mimik oder physische Erscheinung kommt eine große Bedeutung zu, wie Erziehungswissenschafter der Universität Graz in einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF nun erstmals untersucht haben.
Dafür haben sie in einem Zeitraum von drei Jahren Unterrichtseinheiten per Video aufgezeichnet und als Fallstudien aufbereitet. „Es ist die Körpersprache der Lehrenden, die den Unterricht glaubwürdig macht und darüber entscheidet, ob Lernprozesse entweder ausgelöst werden können oder eben auch nicht“, sagt Bernd Hackl, Leiter des Instituts für Schulpädagogik.
Projektleiter Hackl vergleicht das Unterrichten mit einer Theateraufführung. Sowohl in der Schule als auch auf der Bühne gehe es um eine glaubwürdige Inszenierung. Dazu braucht es Überzeugung, ein professionelles Rollenverständnis und eine anerkennende Haltung gegenüber dem Publikum.

Ausnahme
Ist der Lehrende authentisch, überzeugend, motiviert und schafft einen offenen Lernraum, ermöglicht er einen gelingenden Unterricht. „Das ist allerdings die Ausnahme“, berichtet Hackl von seinen Beobachtungen. „Was wir heute zunehmend beobachten, ist, dass Lehrende auf opportunistische, administrative oder ökonomische Arrangements orientiert sind.“
Sie gingen Auseinandersetzungen aus dem Weg, Leistungen werden als eine Art Tauschgeschäft mit Noten belohnt oder bestraft, Unterricht als „Edutainment“ inszeniert und unter das Motto gestellt: „Tust du mir nichts, tu' ich dir auch nichts.“ In der Analyse der Videos lässt sich häufig ein weniger authentisches körperliches Auftreten der Lehrer nachweisen. Die Schüler können diesen Umstand zwar nicht bewusst erfassen, sie spüren ihn aber und ziehen sich aus den Lernaktivitäten unmotiviert zurück.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 10.10.2016