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20. April 2024

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Weg mit der Gieskanne

Weg mit der Gieskanne© Bilderbox.com

Demokratische Forschungsfinanzierung ist kontraproduktiv. Am IST Austria sieht man sich da auf einem guten Weg.

Ein „demokratischer Ansatz“ bei der Vergabe von Mitteln an Universitäten und andere Forschungsinstitutionen könne kaum zu echter Spitzenforschung führen. Davon zeigte sich der Physiker und Vorsitzende des Exekutivausschusses des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, Haim Harari, ebenda überzeugt.
Damit an einer Institution Wissenschaft auf Weltniveau betrieben werden kann, müsse „nur“ ein einfaches Rezept eingehalten werden: Man holt die besten Leute, stellt ihnen großzügig bemessene Ressourcen zu Verfügung und lässt ihnen dann möglichst freie Hand. Das war der einhellige Tenor einer Diskussion zum Thema „Was Forschungsinstitutionen exzellent macht?“ Verfolge man allerdings den Ansatz, mehr oder weniger alle wissenschaftlichen Institutionen eines Landes mit in etwa den gleichen Mitteln auszustatten, führe das nur in Ausnahmefällen zu Top-Forschung, sagte Harari.
Bei der Umsetzung von Großprojekten wie dem IST dürfe man nicht nach Rangreihen von Forschern vorgehen, die man gewinnen möchte. „Wenn man den Einen nicht bekommt, den man wirklich möchte, sollte man eher ein anderes Forschungsfeld machen“, meinte Peter Gruss, bis 2014 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG).

Ostern
Vor genau zehn Jahren hatten Harari, der ehemalige Präsident der ETH Zürich, Olaf Kübler, und der im vergangenen Jahr verstorbene frühere MPG-Präsident und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Hubert Markl, dem damals ins Stocken geratene Projekt IST Austria mit einem Bericht an die Politik wieder Leben eingehaucht. Die Jubiläumsveranstaltung sei somit kein „Geburtstags-, sondern ein Auferstehungsfest“, scherzte Harari.
Nun sei man in vielen Bereichen auf einem guten Weg, „das Hauptziel, in die Topliga aufzusteigen, zu erreichen“, sagte IST-Präsident Thomas Henzinger. Das lasse sich unter anderem an den seither sehr zahlreich eingeworbenen hochdotierten Förderpreisen des Europäischen Forschungsrates (ERC) ablesen.
Das IST zeige, wie schnell heutzutage ein herausragendes Forschungszentrum aufgebaut werden könne, wenn man das richtige Konzept unter den richtigen Rahmenbedingungen unbeirrt umsetzt, erklärte der Präsident der ETH Lausanne, Patrick Aebischer. Angesichts dessen werde auch deutlich, dass es schnell wieder in die andere Richtung gehen könne.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 22.06.2016