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28. März 2024

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Biological identity

Biological identity© piqs.de/marcobolz_maltan

Men and women are suffering from different types of mental illness. A FWF project is investigating the causes.

(Vienna; english/german) Sex hormones have a significant impact on the brain. In order to get to the bottom of biological factors of mental disorders such as depression or anxiety, a research team from the Medical University of Vienna has investigated how hormones act on the brain. The scientists have found that gender identity is reflected in the brain.
"In psychiatry, we have many illnesses that are more common in women and men respectively, such as anxiety disorders and depression among the former or addictions and autism in the latter," explains Project manager, Rupert Lanzenberger. "We wanted to investigate the causes of these illnesses from a gender perspective and therefore, we have looked for a model showing us effects on the brain in connection with the hormone system." Transgender people who made use of hormone therapy as part of the gender reassignment desired by them were studied over a period of five years.

"Centre position"
Using MRI, it was observed what happens in the brain when the opposite gender hormones are administered for an extended period. "We were able prove a hormonal effect on speech processing, on functions such as risk behaviour, spatial imagination and impulsiveness, as well as on the structure of brain connections," says Lanzenberger. Interestingly, the scans also show that the brain structure of transgender people already took on a "centre position" between both genders before the treatment.
In a number of other analyses, the project team collected numerous data about the sensation of pain, the sense of smell, about changes in behaviour or the quality of life of the subjects, in order to connect them to the results of brain scans and to finally better understand gender differences. "We're also looking at genetics, because we assume that hundreds of genes are switched on and off by hormones," said Lanzenberger.
This research helps to understand which hormonal disorders are, for example, connected to anxiety disorders and why women are two to three times more likely to suffer from them than men.

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Biologische Identität

Frauen und Männer leiden an unterschiedlichen psychischen Erkrankungen. Ein FWF-Projekt geht den Ursachen auf den Grund.

Sexualhormone haben einen wesentlichen Einfluss auf das Gehirn. Um biologischen Faktoren psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen auf den Grund zu gehen, hat ein Forscherteam der Medizinischen Universität Wien untersucht, wie Hormone auf das Gehirn wirken. Dabei haben die Wissenschaftler festgestellt, dass sich die Geschlechtsidentität im Gehirn widerspiegelt.
„In der Psychiatrie haben wir viele Erkrankungen, die jeweils bei Frauen und Männern viel häufiger sind, wie etwa Angststörungen und Depressionen bei Ersteren oder Suchterkrankungen und Autismus bei Letzteren“, erklärt Projektleiter Rupert Lanzenberger. „Wir wollten die Ursachen dieser Erkrankungen aus der Geschlechterperspektive untersuchen und haben daher ein Modell gesucht, das uns Effekte auf das Gehirn in Zusammenhang mit dem Hormonsystem zeigt.“ Dabei wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren Transgenderpersonen untersucht, die eine Hormontherapie im Rahmen der von ihnen gewünschten Geschlechtsangleichung in Anspruch nahmen.

„Mittelstellung“
Mittels MRT wurde beobachtet, was im Gehirn passiert, wenn gegengeschlechtliche Hormone über längere Zeit gegeben werden. „Dabei konnten wir einen Hormoneffekt auf die Sprachverarbeitung, auf Funktionen wie Risikoverhalten, auf räumliche Vorstellung und die Impulsivität, sowie auch auf die Struktur der Hirnverbindungen nachweisen“, sagt Lanzenberger. Interessanterweise zeigen die Scans dabei auch, dass die Gehirnstruktur der Transgenderpersonen bereits vor der Behandlung eine „Mittelstellung“ zwischen beiden Geschlechtern einnahm.
In einer Reihe weiterer Analysen erfasst das Projektteam zahlreiche Daten etwa über das Schmerzempfinden, den Geruchssinn, über Veränderungen im Verhalten oder die Lebensqualität der Probanden, um sie mit den Resultaten der Gehirnscans in Verbindung zu bringen und schließlich Geschlechtsunterschiede besser zu verstehen. „Wir schauen uns weiters auch die Genetik an, weil wir davon ausgehen, dass hunderte Gene durch Hormone ein- und ausgeschaltet werden“, erklärt Lanzenberger.
Diese Forschungen tragen dazu bei, zu verstehen, welche hormonellen Erkrankungen beispielsweise mit Angststörungen in Verbindung stehen und warum Frauen zwei- bis dreimal so häufig daran erkranken wie Männer.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 22.09.2016