Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

25. April 2024

Search form

Search form

Dem Frusstfressen auf der Spur

Dem Frusstfressen auf der Spur© piqs.de/gideon

Angst und Aggression verderben uns eher den Appetit. Aber Trauer und Frustration steigern Gusto und Gier.

An das Leben als Jäger und Sammler in der kargen Steinzeit war der menschliche Körper perfekt angepasst. Heute leben wir mit dem gleichen Körper in einer Gesellschaft, in der Snacks permanent verfügbar sind. Das vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekt Emo-Eat am Department für Psychologie der Universität Salzburg will den Zusammenhängen von Stimmungslage und ungesundem Essverhalten auf die Spur kommen.
In Kooperation mit der Universität Luxemburg werden aktuell gesunde und bulimische Probandinnen verglichen. Es werden nur Frauen untersucht, da sie zum Großteil von Essstörungen betroffen sind. "Wir konzentrieren uns auf Nahrungsaufnahme, die nicht durch Hunger bedingt ist. Wir wollen den Zusammenhang von Emotionen und Essen herausarbeiten", erklärt Projektleiter Jens Blechert.

Zweistufiges Verfahren
Trost- und Frustessen führt Blechert auf psychologische Mechanismen und erlernte Verhaltensweisen zurück. Essanfälle werden fast immer von Emotionen begleitet und eingeleitet. Eine bewährte Behandlungsform bei Essstörungen ist daher die Analyse von Situationen, die Überessen auslösen und eine Suche nach alternativen, gesünderen Selbstbelohnungen (zum Beispiel soziale Kontakte). Mit einer zweistufigen Untersuchung will das internationale Team in Salzburg und Luxemburg dem Frust-Gusto auf die Spur kommen. Erster Schritt ist die zehntägige Erhebung mit einem digitalen Ernährungs- und Stimmungstagebuch.
Dann werden die Probanden im Labor mit Essensbildern konfrontiert und eine Hirnstrommessung durchgeführt. "Wir wissen, dass Emotionsregulation im Frontallappen stattfindet. Wenn wir es mit Emotionsregulation durch Essen zu tun haben, müsste bei negativer Stimmung der Frontallappen Aufmerksamkeit auf die Bilder steuern", beschreibt Blechert. Dies wäre auch ein therapeutischer Ansatzpunkt: eine Umlenkung der Aufmerksamkeit auf Alternativen.

Links

red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 22.03.2017