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16. April 2024

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Gleiches Unrecht für alle

Gleiches Unrecht für alle(C) pics.de

Mit Mobbing konfrontiert, flüchten Frauen oft in ausgedehnte Krankenstände. Männer dagegen treibt es aus dem Arbeitsmarkt.

Das Risiko, am Arbeitsplatz Mobbing ausgesetzt zu sein, ist für Männer und Frauen fast gleich hoch. Doch reagieren die Geschlechter unterschiedlich, wie eine Studie dänischer Forscher ergeben hat. Während Frauen zu ausgedehnten Krankenständen tendieren, arbeiten Männer zunächst eher einfach weiter. Männliche Mobbing-Opfer ziehen sich oft für eine Weile komplett vom Arbeitsmarkt zurück.
Die Studie der Universitäten Aarhus und Kopenhagen erfasst insgesamt 3.182 Mitarbeiter öffentlicher und privatwirtschaftlicher Organisationen. Sieben Prozent der Befragten gaben an, dass sie Mobbing ausgesetzt sind. 43 Prozent der Betroffenen waren Männer, das Problem betrifft die Geschlechter in vergleichbarem Ausmaß. Doch während gemobbte Frauen oft zu Antidepressiva greifen oder sich in lange Krankenstände flüchten, versuchen es Männer offenbar mit Durchbeißen.

Einschüchterungen häufig
"Männer, die gemobbt werden, gehen auch eher als Frauen zur Arbeit, obwohl sie eigentlich krank sind", erklärt Tine Mundbjerg Eriksen, Wirtschaftsprofessorin in Aarhus. Schlussendlich führt Mobbing bei männlichen Opfern jedoch doppelt so häufig dazu, dass sie für eine Weile komplett aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Davor scheinen gemobbte Männer beim Gehalt das Nachsehen zu haben. "Das Mobbing kostet sie anscheinend Chancen zu Gehaltserhöhungen oder Beförderungen", meint Eriksen.
Die Studie hat zudem ergeben, dass männliche Mobbing-Opfer eher mit wirklich physischer Einschüchterung konfrontiert werden. Persönliche oder arbeitsbezogene Angriffe sind indes ebenso häufig wie bei Frauen. Viele Fragen bleiben aber noch weitgehend offen, so Eriksen. Dazu zähle, ob Mobbing eher mit bestimmten Personen oder Arbeitsplätzen in Verbindung stehe. "Es ist jedenfalls ein kostspieliges Problem für die Gesellschaft und das Individuum, also wollen wir weiter nachhaken."

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PressetextAustria/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.02.2017