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29. März 2024

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Mindestquote nicht abschaffen

Mindestquote nicht abschaffen© piqs.de/zeppelin

Die Privatkonkurse sind im ersten Halbjahr 2016 leicht rückläufig. Die Entwicklung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Im ersten Halbjahr 2016 gingen 4.233 Personen in Privatkonkurs, das sind um 4,3 Prozent weniger Schuldenregulierungsverfahren als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Der Rückgang an Privatkonkursen ist laut Kreditschützern aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen.
Heillos überschuldete Personen bedürften einer Schuldenregulierung mit Begleitung und Beratung durch Schuldenberatungsstellen. Diese werden von der öffentlichen Hand finanziert – bei Sparprogrammen werden die Kapazitäten reduziert. Das geschah 2015 in Kärnten, wo mehrere Büros der Schuldenberatung geschlossen wurden.
Hans-Georg Kantner, KSV1870 Leiter Insolvenz, warnt in jedem Fall davor dem deutschen Weg zu folgen und damit vor einer Abschaffung der Mindestquote im Abschöpfungsverfahren. Die Mindestquote sei weder zu streng noch zu rigide, denn man habe in Österreich, gemessen an der Bevölkerung, genauso viele Schuldenregulierungsverfahren wie Deutschland. Dort werden
also auch nicht mehr Menschen entschuldet, obwohl das Verfahren Unsummen koste und niemandem etwas bringe.

Untypischer Rückgang
Wien, immer Spitzenreiter bei der Zahl der Verfahren, verzeichnet einen untypischen Rückgang von 12 Prozent. Oberösterreich liegt bei den Insolvenzen an zweiter Stelle. Dort ist ein starker Zuwachs von 12 Prozent zu verzeichnen. Der KSV1870 vermutet, dass der Industrie- und Handelsstandort einen Trend für die nächsten zwölf Monate vorgeben könnte.
Niederösterreich weist gemessen an der Bevölkerung ein geringes Niveau an materiell zahlungsunfähigen Menschen auf. Wegen der zu niedrigen Zahl an Schuldenregulierungen ist aber mittelfristig mit einem Zuwachs zu rechnen. Die Lage in der Steiermark ist ähnlich.
Das wirtschaftlich starke Tirol weist einen guten Mix aus Industrie, Handel und Tourismus auf. Der leichte Rückgang von 1,6 Prozent ist ein Signal der Stärke. Kärnten war über Jahre Spitzenreiter bei der Zahl der Verfahren gemessen an den materiell Zahlungsunfähigen. Ein Regulierungsbedarf sei aufgrund der schwächsten Pro Kopf-Einkommen weiterhin gegeben.
Vorarlberg hatte bisher immer starke Zahlen, der geringe Rückgang zeigt, dass dieser Trend noch anhält. Im Burgenland zeigten sich in den vergangenen Jahren die Spätfolgen der Fördereffekte mit vielen Gründungen und neuen Arbeitsplätzen. Nun folgen Jahre der Anpassung, die scheinbar gut verkraftet werden.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 12.08.2016