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25. April 2024

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Wessen Heimat?

Wessen Heimat?© Bilderbox.com

Die Debatte um den „echten Österreicher“ wird immer kontroversieller.

Die Frage, was jemanden zum „echten Österreicher“ macht, wird heftig diskutiert. Das zeigt eine Studie der Linguistin Ruth Wodak, die die Konstruktion der österreichischen Identität in den letzten 20 Jahren untersucht hat. Polarisiert hat 2015 der Heimatbegriff, was sich nicht zuletzt im Bundespräsidentschaftswahlkampf niederschlägt. Hier gebe es einerseits Verfechter einer Kulturnation, für die der „echte Österreicher“ hellhäutig ist, schon lange hier lebt, dessen Eltern auch schon hier geboren wurden, der ausgezeichnet Deutsch spricht und sich gegen „andere“ abgrenzt.

Heimatklischee
Gerade im vergangenen Jahr sei auch der „banale Nationalismus“ mit Klischees wie wehenden österreichischen Fahnen, Bildern von Bergen und Wiesen, und Menschen in Tracht gepflegt worden. „Es wurden in Politik und Sport 2015 wesentlich mehr Fahnen geschwenkt als früher.“ Auf der anderen Seite stehen Verfechter einer Staatsnation, für die „der Österreicher“ durch den Besitz eines österreichischen Passes dazu gemacht wird, unabhängig davon, wann er ins Land gekommen ist und ob er mit Akzent spricht. Im Bundespräsidentschaftswahlkampf habe es diesmal auch Bemühungen gegeben, den Heimatbegriff mit anderen Bildern als Tracht und Bergen zu besetzen.

Überwunden geglaubte Grenzen
Eine wichtige Rolle für die österreichische Identitätskonstruktion spielten auch die verschiedenen Krisen wie Finanz-, Griechenland- oder Flüchtlingskrise: Durch sie wurden längst überwunden geglaubte Grenzen wieder hochgezogen. Zeitgleich gab es eine Veränderung in der politischen Kommunikation, sagt Wodak. Eine sogenannte „Integrationsunwilligkeit“ müsse bestraft werden, um Werte und Sicherheit in Österreich zu schützen. Spezifische kulturelle und religiöse Unterschiede (Mädchen, die nicht am Schwimmunterricht teilnehmen; Burschen, die einer Frau nicht die Hand geben wollen) wurden als Zeichen von Radikalisierung interpretiert.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 06.12.2016