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26. April 2024

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Brave Zahler

Brave Zahler© Bilderbox.com

Die öffentliche Hand gilt als beliebter Kunde – unter anderem weil sie Rechnungen schnell begleicht. Aber auch Private und Unternehmen lassen sich selten lumpen.

Die KSV1870 Trendstudie zum Zahlungsverhalten zeigt, dass die Zahlungsmoral in Österreich intakt ist: 82 Prozent der österreichischen Gemeinden begleichen ihre Rechnungen ebenso pünktlich wie 80 Prozent der Bundesbehörden und 79 Prozent der Länder. Damit liegt die öffentliche Hand vor den Unternehmen, von denen 76 Prozent innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels überweisen. Österreichs Firmen zahlen im Durchschnitt spätestens nach 29 Tagen ihre Verbindlichkeiten.

Verlust für die Gläubiger
Bei den Zahlungsfristen zeigt sich, dass der öffentlichen Hand mehr Spielraum gelassen wird: Sie hat im Schnitt 32 Tage Zeit, während man von Unternehmen die Begleichung in 24 Tagen erwartet. Dieser kleinere Spielraum verzerrt natürlich das Bild etwas, trotzdem erklärt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG: „Ein Zahlungsverzug ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verlust für die Gläubiger, und der kann drastische Folgen haben. Das Bundesvergabegesetz mit seinen 30 Tagen Zahlungsfrist dürfte das Bewusstsein dafür geschärft haben, dass Dienstleister und Zulieferer ihrerseits ihre Mitarbeiter und Verbindlichkeiten bezahlen müssen.“
Auch die befragten Unternehmen gaben an, dass sie mit dem Zahlungsverhalten ihrer Firmenkunden zufrieden seien, 12 Prozent sprechen sogar von einer Verbesserung. Bei den Privatkunden ist man diese Disziplin schon beinahe gewöhnt: Bei 72 Prozent ist die Zahlungsmoral gut, bei 9 Prozent hat sich diese sogar noch einmal verbessert. Besonders brav zahlt man im Westen, Richtung Osten nimmt die Zahlungsmoral etwas ab.

Nicht abwarten
Auch wenn die Zahlungsmoral in weiten Teilen gut ist, geben nur 18 Prozent der Befragten an, niemals Maßnahmen zur Forderungseinbringung ergreifen zu müssen. Die restlichen 82 Prozent setzen meist zuerst auf eigene Versuche, wie schriftliche, telefonische, sogar persönliche Mahnung. Das tun sie auch sehr schnell, in 31 Prozent aller Fälle bereits innerhalb von 7 bis 10 Tagen nach Fälligkeit.
„Die Chancen auf Bezahlung sinken mit jedem Tag nach Fälligkeit rapide. Daher raten wir keinesfalls dazu, abzuwarten. Nur schnelle und effiziente Betreibungsschritte führen zum Ziel“, erklärt Johannes Eibl, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Doch leider helfen auch diese nicht immer: Schließlich müssen mehr als ein Viertel aller ausstehenden Forderungen extern zur Betreibung gegeben werden.
Der durchschnittliche Forderungsverlust betrug laut Umfrage 2 Prozent des Umsatzes. Um diesen Verlust auszugleichen, stellen 50 Prozent der Unternehmen einzelne Kunden auf sichere Zahlungsarten, wie Vorauskassa oder Nachnahme, um.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.10.2016