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19. April 2024

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Die zunehmende Transformation der Arbeitswelt

Die zunehmende Transformation der Arbeitswelt© Pexels.com/pixabay

Einer von fünf ArbeitnehmerInnen plant im nächsten Jahr einen Jobwechsel. Mehr Geld und inhaltliche Erfüllung als Hauptgründe. Hybrides Arbeiten wird bleiben, so internationale Studie von PwC. 

(red/mich) Die große Resignation als Ausdruck im übertragenen Sinn für eine große Kündigungswelle ist ausgehend von den USA nunmehr auch in vielen anderen Teilen der Welt angekommen. Eine/r von fünf Beschäftigten weltweit hält es für wahrscheinlich, in den nächsten zwölf Monaten den Arbeitsplatz zu wechseln. So lautet das Kernergebnis der Studie „Global Workforce Hopes and Fears“ von PwC unter Angaben zufolge 52.000 ArbeitnehmerInnen in 44 Ländern, die damit eine der größten je durchgeführten Umfragen zur Arbeitsmarktentwicklung ist.  

Der Studie zufolge planen 35 Prozent, ihren Arbeitgeber in den nächsten zwölf Monaten um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Der Druck auf die Gehälter ist im Tech-Sektor (44 Prozent) am höchsten, der niedrigste lWert (25) betrifft den öffentlichen Sektor. Der Wunsch nach einem höheren Gehalt ist für 71 Prozent der Befragten auch der Hauptgrund für einen Jobwechsel. Danach folgt die Suche nach einem erfüllenden Job (69) sowie das Bedürfnis bei der Arbeit „man selbst sein zu können“ (66 Prozent). Für knapp die Hälfte ist zudem die Wahl des Arbeitsortes entscheidend.  

Die polarisierte Belegschaft
„Neben dem enormen Bedarf an Möglichkeiten zur Weiterbildung, sind Beschäftigte auch auf der Suche nach angemessener Entlohnung. Sie wollen außerdem mehr Kontrolle darüber, wie sie arbeiten und sie versuchen größeren Sinn in ihrer Arbeit zu finden. Führungskräfte müssen sich anpassen, um mit den aktuellen und künftigen Herausforderungen und Chancen erfolgreich umgehen zu können“, erklärt Nicole Prieller, New World New Skills Leader bei PwC Österreich. 

Frauen gaben mit einer um 7 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit als Männer an, dass sie sich angemessen entlohnt fühlen, während Frauen wiederum um 7 Prozent weniger wahrscheinlich um eine Gehaltserhöhung bitten werden. Ähnlich bei der Beförderung: 8 Prozent weniger Frauen planen, ein entsprechendes Gespräch zu führen – sie fühlen sich auch weniger von ihren Vorgesetzten akzeptiert als ihre männlichen Kollegen.

Qualifikationen als spaltender Faktor
Die Studie verdeutlicht auch signifikante Unterschiede zwischen Generationen: Arbeitnehmer aus der Gen Z (ca. 1990 bis 2000) sind weniger zufrieden mit ihrem Job und machen sich doppelt so häufig Sorgen durch Technologie ersetzt zu werden als die Baby Boomer (ab ca. 1960 bis 1980). Ein Hauptgrund der Polarisierung ist das Thema Qualifikationen. Personen mit gefragten Qualifikationen seien „eher mit ihrem Job zufrieden sind als jene mit weniger gefragten Fähigkeiten“ (70 vs. 52 Prozent).

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, investieren Unternehmen aktuell in Fortbildung und höhere Löhne. Im Gegensatz dazu scheint der Einsatz von Technologie, Automatisierung oder auch Outsourcing und die Rekrutierung neuer Fachkräfte eine geringere Priorität zu haben. Nur 40 Prozent der Arbeitnehmer meinen, dass ihr Unternehmen Schritte zur Weiterbildung setzt und nur 26 Prozent sagen, dass ihre Arbeit durch neue Technologien verbessert wird. Beide Zahlen weisen auf ein erhebliches Verbesserungspotenzial hin.  

Gespräche über gesellschaftliche Probleme tägliches Ritual
„In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt ist es umso wichtiger, dass Unternehmen einen menschengeführten und einen technologiegetriebenen Ansatz wählen. Der Fokus sollte auf jenen liegen, denen es an Qualifikationen mangelt und auf Automatisierung, die Menschen entlastet. Es geht zudem um die Ausbildung von Lehrlingen als auch um die Einstellung von Universitätsabsolventen“, so Nicole Prieller von PwC.

Weiters zeigt die Studie, dass 65 Prozent der Arbeitnehmer soziale und politische Themen mit ihren Kollegen besprechen, wobei der Prozentsatz für jüngere Beschäftigte (69) und ethnische Minderheiten (73) höher ist. Während Führungskräfte beunruhigt sind, wenn solche etwaig polarisierenden Inhalte Thema am Arbeitsplatz sind, ist die Auswirkung final positiv. Die Studie zeigt zudem ein großes Interesse der Arbeitnehmer an Wirtschaft, Klima und Gesellschaft. Über 50 Prozent wollen, dass Unternehmen transparent mit ihrer Auswirkung auf die Umwelt umgehen.

Abwechslung zwischen Arbeit vor Ort und Homeoffice bevorzugt 
Beim Thema Home-Office zeigt sich immer noch, dass ein erheblicher Teil der weltweiten Belegschaft (45 Prozent) nicht „remote“ arbeiten kann und diese sind weniger zufrieden mit ihrer Arbeit als diejenigen, die hybrid oder vollständig remote arbeiten. 62 Prozent der Beschäftigten bevorzugen eine Mischung aus Präsenz- und Fernarbeit.  26 Prozent würden gerne vollständig remote arbeiten, 11 Prozent der Arbeitnehmer wollen ausschließlich in Präsenz arbeiten.  

„Hybridarbeit wird sich durchsetzen. Das genaue Verhältnis zwischen Büro- und Heimarbeitszeit wird variieren, aber die Unternehmen müssen experimentieren und sich anpassen. Dazu gehört auch, dass sie sich mit den Faktoren befassen, die die Bindung an das Unternehmen erhöhen, wie Authentizität, sinnvolle Arbeit und Lohntransparenz“, erklärt Nicole Prieller, New World New Skills Leader bei PwC Österreich. 

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 13.06.2022