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24. April 2024

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Ein Industriekapitän mit Haltung

Ein Industriekapitän mit Haltung Industriekapitän und Konzernlenker Georg Kapsch. © Kapsch_APA_Preiss

Nachhaltige Strategie plus laufende Innovation schafft erstmals Umsatzmilliarde bei Kapsch-Konzern.

Rekordergebnisse bei Bilanzen verführen oftmals zu übertriebenen Superlativen in Präsentation und Sprache. Dass es auch anders geht, und die Superlative primär durch Ergebnisse ausgedrückt werden, zeigte Industriekapitän Georg Kapsch bei der aktuellen Bilanzpressekonferenz der börsennotierten Kapsch TrafficCom vor zahlreichen nationalen und internationalen Medienvertretern.
Sympathisch unaufgeregt und eloquent mit Zahlen bis nach der Kommastelle im Kopf sowie kritische Medienfragen und mögliche verkehrspolitische Fehleinschätzungen offen ansprechend, präsentierte der Konzernlenker himself die erfolgreiche Jahresbilanz des Leitbetriebs der Kapsch-Gruppe, die im abgelaufenen Jahr mit rund 1,1 Mrd. Euro Gesamtumsatz erstmals die Milliarden-Umsatzschwelle übertrifft.

Strategie und Zahlen sprechen für sich
Hauptverantwortlich für die Rekordergebnisse (siehe Bereicht „Kapsch TrafficCom glänzt mit Rekordergebnis“) ist das 2015 gestartete Programm „Strategie 2020“ und die gute, entsprechend ergebniswirksame Entwicklung der zahlreichen Akquisitionen und neu gestarteten Projekten aus den letzten Jahren. Dazu gehören etwa Strassen-, Verkehrs- und Parkraumlösungen in Nordamerika (u.a. Michigan, Texas, Louisville oder San Francisco) und Kanada.
Weiters Mittelamerika (u.a. Mexiko) und Südamerika (Chile), Südafrika (Gauteng) sowie Russland (Sotschi und Kazan) und Australien oder das Intelligent Transportation System für die länderübergreifende Panamerica. In Summe machen Referenzen in über 40 Ländern auf allen Kontinenten Kapsch TrafficCom zum international führenden Anbieter im Bereich elektronischer Verkehrs- und Städtelösungen.

Intelligent Mobility Solutions
Die Strategie 2020 beinhaltet eine Adaption und Erweiterung des Geschäftsmodells hin zu intelligenten Mobilitätslösungen, möglichst ganzheitlich oder zumindest übergreifend in Richtung ökonomisch sinnvoller Lösungen für ganze Städte oder Stadtteile.
Neu gewonnene Projekte sollen dabei das Kerngeschäft sichern und die zunehmende Nachfrage eben nach modernen Stadtlösungen die Erweiterung des Angebots von „der Autobahn in Richtung Stadt“ als wesentlicher Baustein für den Aufbau des Geschäftes mit „Intelligent Mobility Solutions (IMS)“.

Wer zahlt, kommt schneller an
Besonders interessant für Kapsch ist der US-Markt, der mittlerweile rund 20 Prozent zum Umsatz beiträgt. Hier könne man „viel ausprobieren, etwa kontrollierte Fahrspuren, wo der fährt, der dafür zahlt,“ so Kapsch. „Das wäre auch in Europa machbar, scheitert allerdings am Neid wenn jemand dafür zahlt und dann schneller ankommt“.
Ein wesentlicher Bestandteil intelligenter Stadtlösungen ist das Thema Parkraumbewirtschaftung. Am Beispiel Wien erläutert Kapsch, dass allein „30 Prozent des Verkehrs innerhalb des Wiener Rings nur durch Parkplatzsuche entsteht.“ Gespräche mit der Stadt Wien laufen, allerdings „tun das auch andere Anbieter.“

Absage an LKW-Maut auf Bundesstrassen
Die aktuellen Überlegungen einiger Bundesländer zu einer flächendeckenden LKW-Maut auf Bundesstrassen sieht Kapsch kritisch: „Auch wenn ich gegen mein eigenes Geschäft spreche, diese Abgabe wäre volkswirtschaftlicher Unsinn.“
Belastet „würde primär der Regionalverkehr und entlegene Regionen würden noch mehr unter Druck kommen,“ betont Kapsch und zudem „wäre das System weitaus teurer als berechnet, allein durch die überaus aufwändige Kontrolle. Wenn die Bundesländer glauben, so ihr Budget aufzubessern, wird das nicht funktionieren", so sein Resümee.

Der Schritt in Richtung Stadt
Im laufenden Wirtschaftsjahr 2016/17 soll einerseits der Beitrag der Akquisition der Transportation-Sparte von Schneider Electric, die künftig unter Kapsch TrafficCom Transportation firmiert, in Umsatz und Ergebnis der Kapsch TrafficCom Group deutlich sichtbar sein. Das betrifft zwar auch die Integrationskosten, andererseits wird aber die Implementierung der neu gewonnenen Projekte zunehmend zum Ergebnis beitragen, insbesondere das grenzübergreifende Programm "CHARM" sowie die ETC-Projekte (Electronic Toll Collection) in Chile und Australien.
Im Rahmen der Weiterentwicklung der Strategie 2020 will Kapsch TrafficCom das Portfolio im Hinblick auf intelligente Mobilitätslösungen weiter ausbauen. Systeme und Daten werden zunehmend ineinandergreifen und Fahrzeuge mit ihrer Umwelt vernetzt werden. Mit der Akquisition der Transportation-Sparte von Schneider Electric gelang zudem „ein großer Schritt in Richtung Stadt“. Mit der Integration dieses Bereiches kann Kapsch TrafficCom nun proaktiv zur Gestaltung zukünftiger Smart Cities beitragen.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 24.06.2016