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28. März 2024

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Familienunternehmen Kapsch feiert 125 Jahr-Jubiläum

Familienunternehmen Kapsch feiert 125 Jahr-Jubiläum© Kapsch

Von Wien-Neubau in 44 Länder aller Kontinente mit kontinuierlicher Innovation und Transformation als unternehmerische Basis.

Kapsch zählt zu den erfolgreichsten Technologieunternehmen Österreichs mit globaler Bedeutung in den Zukunftsmärkten Intelligente Verkehrssysteme (IVS) sowie Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Die Kapsch-Gruppe besteht aus den vier eigenständigen Einheiten Kapsch TrafficCom, Kapsch CarrierCom, Kapsch PublicTransportCom und Kapsch BusinessCom. Die Kompetenzen und Services dieser vier Geschäftsbereiche ergänzen einander und decken die gesamte Wertschöpfungskette aus einer Hand ab – von einzelnen Komponenten, Design und Errichtung von Systemen bis zum Betrieb.
„Geschichte, Gegenwart und Zukunft sind miteinander verbunden. Wir leben im Heute mit unseren Erfahrungen aus mehr als einem Jahrhundert und sollten dabei stets bereit sein, uns von Traditionen zu trennen, um der Zukunft die Tore zu öffnen“, so Georg Kapsch, Vorstandsvorsitzender der Kapsch Group, anlässlich des Firmenjubiläums. „Wir haben unser Portfolio optimiert, sind vom reinen Systemanbieter und -betreiber auch zu einem Daten- und Serviceanbieter geworden. Unser Kerngeschäft verlagert sich immer mehr von den Autobahnen in Richtung Stadt. Mit unserer Erfahrung im Bereich intelligente Mobilität sind wir prädestiniert dafür, die Smart Cities von morgen mitzugestalten“, erläutert Konzernlenker Kapsch die Strategie.

Von der Werkstatt in der Vorstadt zum globalen Innovator
Die Firmengeschichte des heutigen Weltkonzerns beginnt mit der Gründung einer feinmechanischen Werkstätte 1892 in der Schottenfeldgasse in Wien-Neubau durch Johann Kapsch, wo zunächst Morse-, Telegrafen- und Telefonapparate erzeugt wurden. 1916 erfolgte die Umwandlung in die Telefon- und Telegrafen-Fabriks-Aktiengesellschaft Kapsch & Söhne. Ab 1918 begann die Fertigung von Kondensatoren. Ein wichtiger Meilenstein war der Einstieg in die Radioproduktion: Kapsch läutete 1924 das heimische Rundfunkzeitalter ein.
Erste Radioempfänger mit Röhren und Detektorapparate wurden erzeugt. Zudem war Kapsch Mitbegründer der RAVAG, der Österreichischen Radio Verkehrs AG. Eine besondere Innovation gelang dem Unternehmen 1958: „Capri“ – das erste Transistorradio Österreichs – kam auf den Markt. Die Produktion von Radio-Empfangsgeräten wurde 1973 eingestellt. Das tragbare Radiogerät und weitere 50 Exponate aus der langen Firmenhistorie sind im Kapsch-Museum in Wien-Meidling zu besichtigen.

1930 mit ersten Fernsehversuchen auf der Wiener Messe
Die erste Vorführung von Fernsehversuchen in Österreich fand im Kapsch Pavillon auf der Wiener Messe 1930 statt: auch für die Sende- und Empfangsanlage von Kapsch eine Premiere. Breitflächigen Einzug in die Haushalte hielt das Fernsehen jedoch erst 1955, als Kapsch mit dem TFS-56-Modell das erste Schwarz-Weiß-Fernsehgerät auf den österreichischen Markt brachte. Zwölf Jahre später konnte schon der erste Kapsch Farbfernseher präsentiert werden: Das Modell „Chromomatic“ war ab 1967 erhältlich. Der Ausstieg aus der Produktion von Unterhaltungselektronik erfolgte 1985.

Vom Wiederaufbau des Telefonnetzes bis zum digitalen Mobilfunknetz
Gemeinsam mit der österreichischen Post war Kapsch maßgeblich am Wiederaufbau des Telefonnetzes nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. So kam es 1948 zur Umrüstung der Fernämter auf das Wahlsystem 48, dem ersten österreichweit einheitlichen Selbstwählsystem, das zwei Jahre später in Eferding (Oberösterreich) erstmals in Betrieb ging. Die nächste Innovation ließ nicht lange auf sich warten: 1955 entwickelte das Unternehmen eine neue, geräuscharme Wählscheibe für Telefone, die bis in die 1980er-Jahre im Einsatz waren. Gemeinsam mit der Schrack AG startete Kapsch 1980 mit der digitalen Telefonie und stattete 1984 das Bundesheer und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit den ersten – aus heutiger Sicht monströs anmutenden – C-Netz-Mobiltelefonen aus. Das erste Telefonat im digitalen GSM-Netz erfolgte wenige Jahre später im Jahr 1991.

Meilensteine im Zugfunk und bei Verkehrssystemen
Die Geburtsstunde für Kommunikationslösungen im öffentlichen Verkehr schlug 1970: Kapsch rüstete die ÖBB mit Zugfunk aus. Dieser Markt wurde kontinuierlich ausgebaut und Repräsentanzen in Ungarn, Tschechien, Polen, der Slowakei, der Ukraine, Russland, Slowenien und Kroatien eröffnet, 1994 Aufträge von mehreren europäischen Eisenbahnen umgesetzt. 2010 übernahm Kapsch die GSM-/GSM-R-Sparte von Nortel und wurde dadurch zu einem führenden Anbieter von digitalem Zugfunk. 2013 wurde ein zusätzliches Marktsegment erschlossen: Kapsch trat in den Markt für Kommunikationslösungen für den öffentlichen Verkehr ein – basierend auf der sogenannten TETRA-Technologie.
Der Siegeszug von Kapsch-Mautsystemen startete in Australien: Die Implementierung des weltweit ersten elektronischen Mautsystems für den mehrspurigen Fließverkehr auf einer Stadtautobahn erfolgte 1999 am Melbourne City Link. Österreich folgte 2003 mit der Realisierung des weltweit größten flächendeckenden elektronischen Lkw-Mautsystems. In Rekordzeit errichtete Kapsch 2006 das elektronische Lkw-Mautsystem für Tschechien und übernahm danach auch den Betrieb des Systems. 2011 folgte Polen, wo Kapsch den Auftrag für das gesamte Mautsystem auf insgesamt 2.000 Kilometer Autobahnen, 5.000 Kilometer Schnellstraßen und 600 Kilometer sonstigen Verkehrswegen erhielt. 2016 dann der nächste Meilenstein: Kapsch errichtete Europas größtes integriertes Advanced Traffic Management System in England und in den Niederlanden. Zudem stärkte Kapsch seine Marktposition durch die Übernahme der Transportation-Sparte von Schneider Electric.

125 Jahre Jubiläum als Highlight mit der „Night of Dedication“ im September
Anlässlich des Firmenjubiläums hat Kapsch im Frühsommer 2017 eine breite Marketing- und Kommunikationskampagne gestartet, deren Höhepunkt eine Gala im Wiener Konzerthaus mit einem Konzert unter der Leitung des griechischen Ausnahmedirigenten Teodor Currentzis am 11. September ist. „Durch unseren Familienzusammenhalt und das Engagement tausender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es uns gelungen, ein starkes Fundament zu schaffen. Wir sind heute als Firmengruppe strategisch besser positioniert denn je zuvor. Die Dynamik unserer Zeit gibt uns einerseits die Chance, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, fordert uns aber auch dazu auf, unser technisches Know-how in einem dynamischen Prozess laufend den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen“, resümiert Georg Kapsch.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 14.08.2017