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29. März 2024

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Mehr Beute für den Pleitegeier

Mehr Beute für den Pleitegeier(C) Thomas Göbel

Der KSV veröffentlichte die Insolvenzstatistik für 2016. Angesichts bald steigender Zinsen rechnen die Pleitenexperten mit mehr Insolvenzen.

Seit bald 20 Jahren erlebt Österreich einen Gründerboom von rund 30.000 neuen Unternehmen jährlich, was die Firmenzahl verdoppelt hat. Die Quote derer, die es nicht schaffen, war in den vergangenen Jahren rückläufig. Wurden Ende der 90er Jahre noch Insolvenzquoten von 1,8 Prozent verzeichnet, liegen sie jetzt bei etwa 1,3 Prozent.
Die Firmenpopulation verjüngt sich durch die Gründeraktivität. Es darf also nicht überraschen, dass etwa 50 Prozent der Insolvenzen Unternehmen betreffen, die maximal 10 Jahre alt sind, erklärt Hans-Georg Kantner, KSV1870 Leiter Insolvenz. Hochgerechnet wurden 2016 5.227 Unternehmen insolvent. Die Steigerung gegenüber 2015 beträgt 1,5 Prozent. Die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer betrug 18.900 und ging somit um etwa 13 Prozent zurück. Die Verbindlichkeiten von 2,9 Milliarden bedeuten einen Anstieg von 21 Prozent.

Exponiert
Nach der Wirtschaftskrise des Jahres 2008 kam es wie erwartet: Die Exportgüterindustrie war als erste betroffen, die Konsumgüterindustrie und Dienstleistungen als letzte. Die Baubranche verzeichnete 2009 sogar einen Rückgang, da sie von staatlichen Aktionen (Wärmedämmung) profitierte. Mittlerweile herrschen wieder weitgehend „normale“ Verhältnisse. Die niedrigen Zinsen der letzten Dekade haben kapitalintensive Branchen wie Immobilien und Bauwesen besonders favorisiert.
Jene Branchen, die am meisten von den niedrigen Zinsen profitieren können, werden bei dem zweifellos stattfindenden Zinsanstieg am meisten exponiert sein. Das gilt zumindest für die, die zu rasch und nur mit Fremdkapital expandiert haben, oder wo schon jetzt das Geschäftsmodells zweifelhaft ist. Vorerst rechnet der KSV1870 für das kommende Jahr aber mit keiner drastischen Zinssteigerung und folglich nur mit einer moderaten neuerlichen Steigerung der Unternehmenspleiten.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 24.01.2017