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19. April 2024

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Menschenleere Fabriken und automatenmaschinenvolle Hallen

Menschenleere Fabriken und automatenmaschinenvolle Hallen© piqs.de/steve jurvetson

Die Digitalisierung soll das Wohlstandsniveau Österreichs gefährden, so eine (nicht repräsentative) Befragung von 100 österreichischen Industriebetrieben durch ein Industrie-Beratungsunternehmen und ein Industrie-Medium.

Um das Wohlstandsniveau in Österreich zu erhalten, muss bis zum Jahr 2040 rund 30 Prozent der Wirtschaftsleistung mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen erwirtschaftet werden. Denn die Digitalisierung gefährde mehr als 40 Prozent der Arbeitsplätze in der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen.
„Digitalisierung ist der größte Entwicklungsschub für die Industrie seit der industriellen Revolution. Dafür müssen aber Unternehmen, Politik und Wissenschaft aktiv den notwendigen Umbau der österreichischen Wirtschaft einleiten und vorantreiben“, sagt Florian Haslauer, Partner bei A.T. Kearney Österreich.
„Österreich ist nach wie vor ein Industrieland. Diese Branchen sind somit ganz wesentliche Treiber für den Wohlstand“, erklärt Haslauer, Autor der Studie „Wertschöpfung 4.0 – Österreichs Industrie in der Zukunft“. Für die Studie befragte A.T. Kearney in Zusammenarbeit mit dem Industriemagazin 100 österreichische Industrieunternehmen.
„Menschenleere Fabriken rücken näher“, sagt Co-Autor Achim Kaucic. Von den 1,8 Millionen Arbeitsplätzen sind über 750.000 gefährdet. Abgesehen von der Industrie sind auch Jobs in industrieunabhängigen Dienstleistungssektoren durch Automatisierung bedroht. Insgesamt sind 44 Prozent aller österreichischen Arbeitsplätze betroffen.

Nachholbedarf
Nachholbedarf besteht für die heimischen Industriebetriebe vor allem beim Thema Innovation. Diese Situation spiegelt sich beispielsweise in einer niedrigen Anzahl an Patentanmeldungen, dem bescheidenen Abschneiden der heimischen Universitäten im internationalen Vergleich, dem Fehlen von Absolventen technischer Studienrichtungen und den immer noch schwierigen Rahmenbedingungen für Start-Ups wieder.
A.T. Kearney geht davon aus, dass der Wegfall von Arbeitsplätzen aufgrund der Automatisierung durch drei Aspekte aufgefangen werden kann. Einerseits werden neue Arbeitsplätze im Sozial-Bereich, in Bildung und Softwareentwicklung entstehen. Anderseits wird ein Teil des Entfalls durch die Verkürzung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit, durch den Ausbau von Teilzeit, Bildungsurlauben und Auszeiten erfolgen. Die weitere Verbesserung der Produktivität erhält oder steigert sogar die Wertschöpfung pro Arbeitsstunde. Der dritte und wichtigste Aspekt ist die Entwicklung von neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen.

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red/stem/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 16.11.2016