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19. April 2024

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Reformstau beim Ökostrom

Reformstau beim Ökostrom© piqs.de/muschelschupser

Laut einer Studie erhöhen die erneuerbare Energien die Versorgungssicherheit und senken die Stromkosten. Experten kritisieren die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien in Österreich.

Die Kosten für nationale Stromsysteme werden kontrovers diskutiert. Oftmals stehen dabei allein die Kosten erneuerbarer Energien im Fokus. Einer deutschen Studie zufolge ist der Ökostrom aber kein Kostentreiber: „In Deutschland würde die Stromversorgung deutlich mehr kosten, wenn wir die erneuerbaren Energien nicht hätten“, erklärt Jürgen Karl von der Universität Erlangen-Nürnberg.
Seine Berechnungen haben ergeben, dass eine zu 100 Prozent auf fossilen und nuklearen Kraftwerken basierende Stromversorgung Deutschlands allein im Jahr 2013 Mehrkosten von 31 Milliarden Euro bedeuten würde. Die Kosten für den deutschen Ökostrom, die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingehoben werden, belaufen sich auf 20 Milliarden Euro. „Durch die erneuerbaren Energien ersparte sich die deutsche Bevölkerung allein 2013 Kosten in der Höhe von 11 Milliarden Euro“, erklärt Studienautor Karl.
Neben niedrigeren Gesamtkosten tragen laut Karl erneuerbare Energien auch wesentlich zur Versorgungssicherheit bei: „Aus unserer Sicht ist es in erster Linie den erneuerbaren Energien zu verdanken, dass der Liberalisierung der Strommärkte vor 25 Jahren nicht eine europäische Energiekrise folgte.“

Gemeinsamer Strommarkt
Durch den gemeinsamen Strommarkt Deutschland-Österreich hat jede energiepolitische Entscheidung in Deutschland auch Auswirkungen auf Österreich. „Das bedeutet auch, dass ohne erneuerbare Energien der österreichische Stromkunde mit höheren Kosten rechnen hätte müssen“, sagt Stefan Moidl von der Interessensgemeinschaft Windkraft (IG Windkraft). „Die Kosten fallen eben in höherem Ausmaß in der konventionellen Stromerzeugung an und nicht bei den erneuerbaren Energien.“
In Österreich fehlen stabile und längerfristige Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien. Alte, konventionelle Kraftwerke müssen rasch ersetzt werden. „Wir müssen nun endlich vom Reden ins Handeln übergehen“, fordert Moidl. „Für Österreich bedeutet das, als erstes das Ökostromgesetz rasch mit kleinen Änderungen anzupassen und danach muss der Dialog über eine Weiterentwicklung mittels einer großen Reform beginnen.“

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 06.07.2016