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25. April 2024

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Schwarze Wolken ziehen über Basel

Schwarze Wolken ziehen über Basel© piqs.de/schnitzgeli

Den europäischen Banken drohen mit der Basel IV-Reform Kapitallücken von über 300 Milliarden Euro, heißt es in einer aktuellen Studie.

Ende November hat der Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht die Basel IV-Reformen diskutiert. Laut einer Analyse von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, beliefe sich der Zuwachs der risikogewichteter Aktiva (RWA) für 103 untersuchte europäische Banken unter Anwendung der aktuellen Reformpläne auf 40 bis 65 Prozent.
Der RWA-Anstieg würde zu erheblichen Kapitallücken führen – obwohl europäische Banken derzeit deutlich mehr Kapital vorhalten als regulatorisch gesehen notwendig. Ihre Ertragskraft würde nach Analyse von Strategy& nicht ausreichen, um ab voraussichtlich 2019 zusätzliches Kapital im erforderlichen Ausmaß aufzubauen. Eine Abschwächung der Vorschläge zur Vermeidung volkswirtschaftlicher Risiken gilt daher als wahrscheinlich.

Zusätzlicher Kapitalbedarf
„Auf Basis der anhaltenden Diskussionen ergäbe sich ein abgeschwächter Gesamteffekt von zirka +15 bis maximal +30 Prozent auf die unter Basel III erforderliche Kapitalbasis. Vor dem Hintergrund derzeitiger Aussagen von Politik, Notenbanken und Aufsicht erscheint es jedoch realistisch, dass die finalen Reformen einen Gesamteffekt von ca. +10 bis maximal +20 Prozent ergeben werden“, sagt Philipp Wackerbeck, Leiter der Financial Services Practice bei Strategy&.
Bei einer nach aktuellem Diskussionsstand abgeschwächten Basel IV-Reform ist nach der Analyse von Strategy& davon auszugehen, dass europäische Banken einen zusätzlichen Kapitalbedarf von über 300 Milliarden Euro haben werden. Nach Einschätzung von Andreas Putz, Geschäftsführer bei Strategy& Österreich, wären sie im internationalen Vergleich besonders stark betroffen. „Europäische Banken weisen bislang etwa nur die Hälfte des durchschnittlichen Risikogewichts der amerikanischen Wettbewerber auf. Die Konsequenzen von Basel IV werden in Europa deshalb besonders schmerzhaft sein“, so Putz weiter.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 13.01.2017