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28. März 2024

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Unternehmen verlängern Investmentstrategie

Unternehmen verlängern Investmentstrategie © Bilderbox.com

43 Prozent der österreichischen Unternehmen erhöhen ihre Investitionen gegenüber 2018 und 70 Prozent sind mit aktueller Geschäftslage zufrieden, so zentrale Ergebnisse der aktuellen KSV-Umfrage „Austrian Business-Check.

(red/czaak) Aktuell bewerten 70 Prozent der Unternehmen die derzeitige Geschäftslage als sehr gut oder gut und das schlägt auch auf die Investitionsfreude durch. 43 Prozent wollen 2019 im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr Geld in die Hand nehmen, um den Betrieb weiterzuentwickeln. Dazu greifen 58 Prozent der Firmen in erster Linie auf ihr Eigenkapital zurück. Beteiligungen rücken mit 23 Prozent (plus 9 % gegenüber 2018) jedoch immer mehr in den Fokus, insbesondere in Wien und Niederösterreich.

Wettbewerb, Gewinnsteigerung und Erhöhung von Marktanteilen
Die Top-3-Motive für Investments sind der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, Gewinnsteigerung und die Erhöhung von Marktanteilen. Allerdings sind Investments in strategische Zukunftsthemen, wie neue Geschäftsfelder und Forschung & Entwicklung, die Ausnahme, so die zusammengefassten Erkenntnisse aus der aktuellen Umfrage des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), die auf der Basis von 24.000 KSV-Mitgliedsbetrieben regelmäßig stattfindet.

„Der positive Trend findet 2019 eine Fortsetzung. Die Unternehmen sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um ihren Betrieb bereit für die Zukunft zu machen und das ist wettbewerbsbedingt auch notwendig“, so Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information. Wie im Vorjahr ist die Investitionsstimmung in den heimischen Betrieben (78 Prozent) mehrheitlich positiv. Bedingt durch die Verschlechterung des internationalen Exportumfelds, hinken Industriebetriebe hier etwas nach.

Beteiligungen wichtiges Instrument
Während Unternehmen auch 2019 in erster Linie auf ihr Eigenkapital (58 Prozent) setzen, um notwendige Investitionen zu finanzieren, rücken Beteiligungen mit 23 Prozent zunehmend in den Fokus der Betriebe. Mit einem Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr belegen sie laut der Umfrage bereits Platz 4, hinter dem Cashflow (37) und der Kreditfinanzierung mit 27 Prozent.

„Der österreichische Unternehmer stand Beteiligungen traditionell skeptisch gegenüber. Die Angst vor dem Verlust der Entscheidungshoheit hat die Chancen, die Investoren bieten, übertroffen. Die gestiegene Aufmerksamkeit für das Thema im Zusammenhang mit Start-Ups dürfte auch bei den etablierten Unternehmen zu einer Neubewertung geführt haben,“ analysiert Wagner.

Mehr aus dem Bestand herausholen
Investments fließen 2019 vorrangig in die Verbesserung der IT-Landschaft (44 Prozent), die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern (36) und in den Bereich Werbung/PR (35). Während in Kärnten insbesondere IT-Investments auf der Agenda ganz oben stehen und das Burgenland auf gut ausgebildetes Personal vertraut, investiert fast jedes zweite Wiener Unternehmen in Werbung/PR – ebenso wie die Industrie.

Investitionen in den „Export“ und in „Forschung & Entwicklung“ belegen mit jeweils vier Prozent die beiden letzten Plätze. „Es ist bedenklich, dass die Unternehmen kaum bereit sind, in die Bereiche Innovation und Forschung zu investieren. Vor allem deshalb, weil F&E zu den Hauptfaktoren zählt, wenn es darum geht, den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiver zu gestalten“, so Wagner.

Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit als primärer Faktor
Für den Großteil der Befragten ist es am wichtigsten, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten (61 Prozent) und das ist insbesondere für Betriebe in Salzburg und aus dem Gewerbe das wichtigste Motiv. Für jedes zweite Unternehmen geht es auch darum, den Gewinn zu steigern, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

37 Prozent der Betriebe hoffen, ihre Marktanteile durch gezielte Investitionen auszubauen. Die Digitalisierung erreicht auch in diesem Ranking lediglich einen Platz im Mittelfeld. Investments in digitale Werkzeuge, Prozesse oder Services stoßen auch 2019 nur bei einem Viertel der Firmen (25 Prozent) auf größeres Interesse.

Bürokratie und Angst vor unsicherer Auftragslage
Für vier von zehn Unternehmen ist die überbordende Bürokratie (39 Prozent) auch dieses Jahr die größte Hürde für Investments – insbesondere die Kleinstunternehmen und Handelsbetriebe sehen darin ein wesentliches Problem. Weitere wesentliche Investmenthürden sind eine unsichere Auftragslage oder unsichere Marktgegebenheiten mit 31 Prozent und bestehende Steuergesetze (29).

Zusammen mit den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind die Steuergesetze für jedes zweite Unternehmen ein erhebliches Hemmnis: „In Blickrichtung Steuerreform 2020 gilt es abzuwarten, welchen Rahmen die Politik für die Zukunft vorgibt und wie viel Spielraum dieser den Betrieben ermöglicht. Im Hinblick auf die internationale Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft sind jedenfalls klare Erleichterungen notwendig“, erklärt Wagner.

Mehr Sicherheiten bei Kreditvergabe gefordert
Laut Einschätzung der Befragten gestaltet sich die Kreditvergabe im Vergleich zum Vorjahr etwas einfacher. 2019 schätzen 36 Prozent der Unternehmen den Vergabeprozess als schwierig ein. 2018 waren es noch 48 Prozent. Jene Umfrageteilnehmer, die mit schwierig oder angemessen geantwortet haben, sind außerdem der Meinung, dass heutzutage mehr private und unternehmerische Sicherheiten gefordert werden.

Zudem werden Kredite abgelehnt, die früher bewilligt worden wären. Insgesamt stufen die Befragten die Rahmenbedingungen der Kreditaufnahme zum überwiegenden Teil als gut bzw. akzeptabel ein. Laut aktueller Umfrage sehen derzeit 64 Prozent davon ab, 2019 einen Kredit zu beantragen.
(Anmerkung der Redaktion: weitere Ergebnisse der aktuellen KSV-Umfrage siehe auch Bericht „Sehendes Auges in den Niedergang“)

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 28.05.2019