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16. Juli 2025

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Digitale Ausbildungsinnovation in Diätologie

Digitale Ausbildungsinnovation in Diätologie© Pexels.com/markusspiske

Künstliche Intelligenz und digitale Avatare als Schwerpunkte einer neuen Plattform für das Fach Diätologie. „E+DIETing_LAB“ verknüpft wissenschaftliche und praktische Komponenten für das Training von Studierende vor echten Behandlungen.

(red/czaak) Das auf Künstlicher Intelligenz basierte „Digital Lab for Education in Dietetics“ soll eine Brücke zwischen fachlich und wissenschaftlich exzellenter Ausbildung für Diätolog*innen und deren alltäglicher Berufspraxis darstellen. Ein internationales Team von Diätologen und IT-Experten entwickelte in dem EU-Projekt eine digitale Plattform mit virtuellen Avataren für die Beratungspraxis in der Diätologie – das sogenannte E+DIETing_Lab.

Studierende können mit den Avataren die Beratung trainieren, bevor sie diese mit echten Patient:innen durchführen. Diätexperten der Fachhochschule St. Pölten waren federführend am Projekt beteiligt. Final entstanden in Zusammenarbeit zwischen sechs europäischen Institutionen drei Ergebnisse: eine virtuelle Patient:innen-Chatbot-Plattform, eine virtuelle Klinik und ein Informations-Toolkit - als Unterstützung der diätologischen Ausbildung und weiterer öffentlicher Gesundheitsinitiativen in Europa.

Mehr als 1.000 Personen aus fünf Ländern involviert
„Das Projekt hat über 1.000 Teilnehmer:innen aus Österreich, Spanien, Belgien, Polen und Portugal direkt eingebunden, darunter Studierende, Lehrkräfte, Diätolog:innen und Gemeindemitglieder. Weltweit haben Hochschuleinrichtungen und Gesundheitsorganisationen bereits Interesse an der Einführung der entwickelten Tools bekundet“, erklärt Johann Grassl, der das Projekt mit Forscherin Elise Mandl am Department Gesundheit der FH St. Pölten umgesetzt hat.

Eine Errungenschaft des Projekts ist die virtuelle Patient*innen-Chatbot-Plattform als Selbstlernplattform für Diätologie-Studierende. Sie ermöglicht simulierte Diätberatungen mit virtuellen Patient:innen, die an Adipositas, Diabetes oder Zöliakie leiden. In sechs Sprachen verfügbar, bietet sie Studierenden eine sichere Umgebung, um Anamnese, Diätprotokolle und klinische Argumentation praxisnah zu trainieren. „Die Plattform verbindet Theorie und Praxis, um Studierende auf reale Interaktionen vorzubereiten“, so Elise Mandl, Junior Researcher an der Fachhochschule St. Pölten.

Bewusstsein für gesunde Gewohnheiten steigern
Die virtuelle Klinik ergänzt die Chatbot-Plattform, indem sie Studierenden die Möglichkeit gibt, telemedizinische Konsultationen mit echten oder simulierten Patient:innen unter fachlicher Aufsicht durchzuführen. Während der Pilotphase nahmen 270 Teilnehmer:innen, darunter Studierende, Lehrkräfte und Gemeindemitglieder, an den virtuellen Ernährungsberatungen teil.

Über 75 % der Gemeindemitglieder gaben an, dass sie durch die Beratungen ihr Bewusstsein für gesunde Gewohnheiten gesteigert haben. Ein Vorteil der virtuellen Klinik ist ihre Fähigkeit, reale Konsultationen in zukünftige virtuelle Patient:innenfälle umzuwandeln, wodurch ein kontinuierliches Wachstum der Lernressourcen sichergestellt werden soll.

Langfristige Wirkung und internationale Auszeichnung
Um die langfristige Nutzung der entwickelten Ressourcen zu gewährleisten, wurde ein umfassendes Informationspaket mit praktischen Anleitungen, Berichten und Empfehlungen für Lehrpläne entwickelt. Dieses Toolkit soll Hochschulen und Organisationen bei der nachhaltigen Implementierung digitaler Lernmethoden unterstützen und dabei technische Umsetzung und Datenschutzrichtlinien berücksichtigen. Die Projektpartner haben sich zudem verpflichtet, die virtuelle Patientenplattform für mindestens drei weitere Jahre weiterzuentwickeln und bereitzustellen. 

Der Erfolg des Projekts wurde auch international gewürdigt: Das E+DIETing_LAB belegte den ersten Platz in der Kategorie „People’s Choice“ der europäischen und afrikanischen „Triple E Awards“ für die EDI Community Engagement Initiative zu Equity, Diversity and Inclusion. Das E+DIETing_Lab wurde im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ finanziert. Koordiniert wurde das Projekt von der Europäischen Atlantischen Universität in Spanien, Partner sind neben der FH St. Pölten die Unis Valladolid in Spanien, Porto in Portugal, die AP Hogeschool Antwerpen in Belgien und die Jan-Kochanowski-Universität in Polen.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 16.06.2025