
Buchtipp
Die Blindheit des Propheten in der Sackgasse.
Die Diagnose ist eindeutig und lautet : Prognoseversagen. Dies wirft Lisa Nienhaus, Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in ihrem soeben vorgelegten Buch „Die Blindgänger“ gleich einer ganzen Kaste vor. Selten sei ein Jahr so schlecht vorhergesagt worden wie 2009. Sie beleuchtet, hinterfragt und analysiert, wie Ökonomen denken, und kommt zu dem Schluss, dass die Modelle der Experten, die die Zukunft lieber mit Mathematik, mit Zahlen, Daten und Fakten beschwören, unvollständig sind und nichts taugen.
Deshalb würden auch künftige Krisen nicht erkannt werden, denn „die Konjunkturforscher sind zum Teil durchaus resigniert. Sie sind in einer Sackgasse angekommen, aus der sie allein nicht mehr herausfinden. Es ist Zeit, dass sich die großen Denker der Volkswirtschaftslehre wieder mit Krisen und ihrer Vorhersage beschäftigen. Es ist Zeit, dass sie die bisher engen Grenzen ihrer Wissenschaft überwinden.“ Dabei geht sie auch mit ihrer Zunft ins Gericht. „Natürlich müssen wir Wirtschaftsjournalisten auch fragen, was wir falsch gemacht haben. Wir forschen selten selbst, fragen die Forscher, stellen selten eigene Prognosen, fragen die Prognostiker. Und wenn unsere Referenzwelt versagt, dann versagen auch wir. So ist es in dieser Finanzkrise geschehen.“
Ein blitzgescheites, kluges Buch, das nicht allein bei der Kritik stehen bleibt, sondern Wege aufzeigt, wie es mit der Wissenschaft Volkswirtschaft weitergehen soll.
Lisa Nienhaus :
Die Blindgänger,
Campus 2009, 18,40 Euro
ISBN 978 – 3‑593 – 39079‑6