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© economy_Jungverleger Laurin Czaak auf einem Cover 2009

Das schwie­rig gemachte Leben eines Traums

Nach Unter­neh­mens­grün­dung 1999 mit Web­ma­ga­zin und Ver­an­stal­tun­gen folgt 2005 die Wochen­zei­tung eco­nomy. Höhen und Tie­fen und Höhen im eige­nen Ver­lag im letz­ten Teil der Jubiläumsgeschichten. 

Ein­tritt Medi­en­ge­schäft 1989 beim Stan­dard, 1995 dann Mit­be­grün­der derStandard.at als kom­mer­zi­el­ler Pro­jekt­lei­ter, ab 1996 Lei­ter Mar­ke­ting und Wer­bung für Print und Online mit meh­re­ren legen­dä­ren Inno­va­ti­ons­pro­jek­ten. 1999 dann Abgang beim Stan­dard und Grün­dung des eige­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­mens mit Start von eco­no­my­aus­tria, kurz ECAust­ria, als web­ba­sierte Com­mu­nity-Platt­form zu F&E, Inno­va­tion und Tech­no­lo­gie plus öster­reich­weite b2b-Ver­an­stal­tun­gen & Messen.

Die letzte Grün­dung für den Standard
Das waren im Kurz­durch­gang die ers­ten zehn Jahre im Medi­en­ge­schäft, genaue­res dazu ist den ers­ten drei Aus­ga­ben der Jubi­lä­ums­se­rie zu 35 Jahre Medi­en­ge­schäft und 25 Jahre Unter­neh­mer­tum geschrie­ben. Wie dann am Ende des drit­ten Teils ange­führt, sind spä­tes­tens ab 2003 öster­reich­weit alle rele­van­ten IT-Fir­men und FE-Zen­tren aus den kurz zuvor gestar­te­ten Pro­gramm­li­nien k‑ind, k‑net, k‑plus (ent­spricht den heu­ti­gen COMET-Zen­tren) Part­ner von economyaustria. 

Dazu kom­men Bil­dungs- und Stand­ort­in­sti­tu­tio­nen in Bund und Län­dern sowie die ver­wand­ten Minis­te­rien. Als Ergän­zung zu Web-Platt­form und Ver­an­stal­tun­gen pas­siert par­al­lel zur EU-Aus­zeich­nung unse­rer Platt­form dann 2003 mit dem Start des wöchent­lich als eige­ner Teil der Tages­zei­tung erschei­nen­den For­schung-Spe­cial noch ein­mal eine Grün­dung für den Stan­dard. Es wird die letzte sein. 

Eine letz­tak­tu­elle Daten­bank mit 30.000 Ent­schei­dungs­trä­gern als Ausgangsbasis
Der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­darf der über 50 ECAust­ria-Part­ner zu deren sys­tem­im­ma­nent abs­trak­ten Inhal­ten aus FE & IT ist ent­spre­chend umfang­reich und von den über Web-Platt­form und (ins­be­son­dere) jah­re­lan­gen Ver­an­stal­tun­gen & Mes­sen lukrier­ten rd. 30.000 Ent­schei­dern aus Wirt­schaft, Ver­wal­tung und Bil­dung gibt es einen gro­ßen Infor­ma­ti­ons­be­darf zu die­sen Themen. 

Das Inter­net ist immer noch jung, Busi­ness-to-Busi­ness-Pro­dukte und ent­spre­chen­der Ein­satz­be­darf noch jün­ger bzw. gerade erst im Ent­ste­hen und auf die­ser ein­mal ratio­na­len Basis ent­steht dann im Früh­jahr 2005 der Plan ein eige­nes Print­pro­dukt für diese Com­mu­nity zu entwickeln. 

Ein his­to­risch unter­mau­er­ter Traum und eine Wertschöpfungskomponente
Mono­the­ma­ti­sche Fach­ma­ga­zine gibt es zur Genüge, aber das würde auch nicht mei­nem ent­sprun­ge­nem Stan­dard-Stall ent­spre­chen, und so reift der alte Traum eine eigene Wochen­zei­tung als Publi­kums­me­dium zu star­ten. Im Kon­text mit dem Thema Geld gibt es zudem eine öko­no­misch wert­schöp­fe­ri­sche wie haf­tungs­tech­ni­sche Komponente. 

Immer noch Ein­zel­un­ter­neh­mer, schaffe ich zu die­sem Zeit­punkt gemein­sam mit einer (1) Kol­le­gin Jah­res­um­sätze von rd. 2,6 Mil­lio­nen Euro. Die soge­nann­ten Deckungs­be­träge sind auch her­zeig­bar, und so freut sich der Finanz­mi­nis­ter über Steu­er­sätze von fast 50 Pro­zent. Die­ses Geld kann sinn­vol­ler mit neuer Wert­schöp­fung ver­wen­det wer­den und so erfolgt im ers­ten Schritt die zusätz­li­che Grün­dung der Eco­nomy Ver­lags GmbH.

Tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tion bei Publi­shing und Herstellung
Das ver­le­ge­ri­sche Know-how betref­fend Druck, Ver­trieb, Anzei­gen und Mar­ke­ting ist lang­jäh­rig gelernt und aus­rei­chend vor­han­den, blei­ben die The­men Geld, Pro­duk­tion bzw. Publi­shing-Tech­no­logy, Gra­fik und vor allem die Inhalte, sprich die Redak­tion. Die Finan­zie­rung ist über meine dama­lige Haus­bank Bank Aus­tria durch die vor­lie­gen­den Umsätze und Erträge schnell erledigt. 

Als nächs­ter Punkt Pro­duk­tion bzw. Publi­shing, vulgo Her­stel­lung, und hier nut­zen wir eine gerade erst auf den Markt gekom­mene Inno­va­tion (K4-Soft­ware & In Design). Hier kön­nen Redak­teure nun direkt in das fer­tige Lay­out hin­ein­schrei­ben und damit erspa­ren wir uns die bis dato übli­che soge­nannte Vor­stufe. Auf Sicht zeit­tech­nisch wie finan­zi­ell ein gro­ßer Vor­teil, der dann auch die hohen Anschaf­fungs­kos­ten recht­fer­tigt. Bernd Gor­bach (be-go GmbH) lie­fert und betreut uns dabei emp­feh­lungs­wür­dig, inklu­sive Sup­port für unsere gesamte Apple-Hardware.

Ein Mix aus Guar­dian und Eco­no­mist als Ori­en­tie­rung bei Lay­out und Elementen
Nächs­ter Schritt Gra­fik und Lay­out und dafür enga­giere ich mit Michael Berg­meis­ter (bw works gmbh) mei­nen super­gu­ten Gra­fik­meis­ter aus ver­gan­ge­nen Pro­jek­ten wie etwa Cyber­school oder Tech­no­lo­gie­park & Anwen­der­fo­rum auf der ITnT-Messe. Als Ori­en­tie­rung für eco­nomy die­nen Guar­dian und Economist. 

Ich defi­niere das soge­nannte Halb­for­mat (Anm. 210 x 265mm) als Blatt­for­mat, die Res­sorts „Wirt­schaft“, „Tech­no­lo­gie“, „Wis­sen­schaft“, „Leben“ und „Dos­sier“ sowie ein Ver­lags-Res­sort „Inno­va­tion“ für bezahlte Medi­en­ko­ope­ra­tio­nen. Gemein­sam ent­wi­ckeln wir eine unter­stüt­zende Far­ben­spra­che sowie Res­sort­ele­mente und Rubri­ken. Zur Schaf­fung einer ers­ten Null­num­mer und dann auch als Chef­re­dak­teur (CR) für den Echt­be­trieb enga­giere ich Ernst S., sei­ner­zei­ti­ger Chef­re­dak­teur eines bekann­ten Wirtschaftsmagazins. 

Infor­ma­ti­ver Lese­spaß über Tran­skrip­tion abs­trak­ter, tech­no­kra­ti­scher Inhalte
Das anvi­sierte Publi­kums­me­dium bedeu­tet die abs­trak­ten, tech­no­kra­ti­schen Inhalte aus For­schung, Inno­va­tion und Tech­no­lo­gie in ver­ständ­li­che Spra­che zu tran­skri­bie­ren. Eine Art Lese­ver­gnü­gen soll auch erreicht wer­den, und so wird die begriff­li­che Spange „Infor­ma­ti­ver Lese­spaß“ die Aus­gangs­ba­sis für das redak­tio­nelle Konzept. 

Die Null­num­mer ist recht­zei­tig zum Forum Alp­bach 2005 fer­tig und dort beginne ich dann mit der Akquise der ers­ten Anzei­gen­kun­den aus Wis­sen­schaft, For­schung und ver­wandte Minis­te­rien. Es fol­gen die wich­tigs­ten IT-Fir­men und eine erste Prä­sen­ta­ti­ons­runde bei wich­ti­gen Media­agen­tu­ren und gro­ßen Finanz­dienst­leis­tern. Im Spät­herbst 2005 lie­gen dann aus­rei­chend Wer­be­bu­chun­gen vor und so fällt die Ent­schei­dung zum rea­len Start der ers­ten Aus­gabe am 13. Jän­ner 2006.

Die erste Ent­täu­schung noch vor dem offi­zi­el­len Start
Bei Über­mitt­lung die­ser Ent­schei­dung mit dem Auf­trag für Sich­tung und Enga­ge­ment pas­sen­der Redak­teure, folgt dann die erste Ent­täu­schung. Rund zwei Monate vor dem bereits offi­zi­ell ver­laut­bar­ten Start sagt mir Ernst S. als CR ab, er glaube nicht an tat­säch­li­che Umset­zung bzw. Erfolg des Unter­fan­gens. Ich zahle ihn aus mit dem ver­ein­bar­ten Hono­rar für die Null­num­mer und beginne selbst mit der Suche nach geeig­ne­ten Journalisten. 

Rund ein Jahr nach erfolg­rei­chem Start von eco­nomy wird mir Ernst S. dann ohne irgend­eine Vor­ankün­di­gung eine Art Frust-Klage betr. angeb­lich zu gerin­gem Hono­rar für die Null­num­mer schi­cken. Die Klage wird erfolg­reich abge­wehrt. Par­al­lel mit der Suche nach Redak­teu­ren folgt der Druck­ver­trag mit der Dru­cke­rei Bzoch (Anm. druckt damals auch noch den „Fal­ter“) und die Fixie­rung der Auf­lage auf 30.000 Stück mit einem 2‑wöchigen Erscheinungsmodus. 

Elf ange­stellte Redak­teure und drei Ver­lags­men­schen auf KV-Basis
Rund ein Monat spä­ter steht dann auch die Redak­tion von eco­nomy. Wir star­ten mit einer Dop­pel­spitze in der Chef­re­dak­tion (CR), mit sechs Redak­teu­rIn­nen für die Res­sorts und mit drei Per­so­nen für Gra­fik und Pro­duk­tion. Die Jour­na­lis­ten kom­men von Stan­dard, Presse, Wirt­schafts­blatt und von Fach­ma­ga­zi­nen wie der Com­pu­ter­welt. Das gesamte Redak­ti­ons­team ist auf Basis des Kol­lek­tiv­ver­trags (KV) für Jour­na­lis­ten angestellt.

Das bedeu­tet damals noch 16 Monats­ge­häl­ter plus Quin­quen­nien (Anm. zusätz­li­che auto­ma­ti­sche Gehalts­vor­rü­ckun­gen ) neben den nor­ma­len KV-Erhö­hun­gen. Als Unter­stüt­zung für die redak­tio­nel­len Res­sorts enga­giere ich vier wei­tere Jour­na­lis­ten auf Werk­ver­trags­ba­sis. Die Redak­tion für das Spe­cial Inno­va­tion lagere ich an den ehem. stv. Chef des Wirt­schafts­res­sorts vom Stan­dard aus. Im Ver­lags­be­reich arbei­ten drei ange­stellte Per­so­nen, Basis ist auch hier der KV.

Ver­le­ger­kol­le­gen zwei­feln an mei­ner Zurechnungsfähigkeit
Ver­le­ger­kol­le­gen zwei­feln im Kon­text mit den KV-Anstel­lun­gen an mei­ner geis­tig-kauf­män­ni­schen Zurech­nungs­fä­hig­keit, mir selbst ist Iden­ti­fi­ka­tion, Wert­schät­zung und Bin­dung wich­ti­ger. In Ver­bin­dung mit mei­nem redak­tio­nel­len Kon­zept „Infor­ma­ti­ves Lese­ver­gnü­gen“ defi­niere ich mit der Redak­tion län­gere maga­zi­nöse Texte ent­lang unse­rer Res­sorts und dabei auch regel­mä­ßig über den Tel­ler­rand Öster­reichs und Euro­pas hinauszublicken. 

Und bitte weg auch vom soge­nann­ten Main­stream, vulgo öster­reich­ty­pi­scher Ein­heits­brei, wo sich die meis­ten Jour­na­lis­ten nur für das inter­es­sie­ren, was ihre Res­sort­kol­le­gen im Kon­kur­renz­me­dium geschrie­ben haben. Ansons­ten gab es keine Vor­ga­ben. Inhalt­li­che Linie, redak­tio­nel­ler Frei­raum, Ent­loh­nung, stress­freier 2‑Wo­chen-Rhyth­mus mit moder­nem Publi­shing-Sys­tem für im Schnitt 4 Texte je Redak­teur in einem 350 m² Alt­bau-Büro im Ers­ten müs­sen doch moti­vie­rend sein. Und eine Spaß­ba­sis für span­nende The­men und Texte. 

Eine zweite Ent­täu­schung mit gro­ßer Wirkung
Lei­der irre ich mich mit die­ser Ein­schät­zung. Über die ers­ten Aus­ga­ben wer­den zwei Tage vor Pro­duk­ti­ons­schluss nahezu aus­schließ­lich umad­ap­tierte APA-Texte zu bereits genü­gend in ande­ren Medien abge­han­del­ten The­men „pro­du­ziert“. Wir reden, ich denke es braucht Zeit für gelernte Tage­zei­tungs­re­dak­teure und hoffe auf Ver­än­de­rung. Die pas­siert dann wie­derum nur punk­tu­ell und pri­mär von den frei­be­ruf­lich täti­gen Jour­na­lis­ten. Wir reden wie­der und nun kommt das Argu­ment der Über­las­tung und das mit/​bei vier län­ge­ren Tex­ten pro Per­son in zwei Wochen. 

Es pas­siert eine Art Block­bil­dung gegen mich, der kol­lek­tiv­ver­trag­li­che Pro­be­mo­nat ist lange vor­bei und es kommt zu kon­ti­nu­ier­li­chen Kon­flik­ten. Für das inves­tiere und bezahle ich dann doch zu viel und so kün­dige ich rund ein hal­bes Jahr nach Start die – gesamte — ange­stellte Redak­tion. Gewerk­schaft und Jour­na­lis­ten-KV mit drei Mona­ten Kün­di­gungs­frist und ali­quo­ten Son­der­son­der­zah­lun­gen packen noch ein­mal so rich­tig zu.

Never ever again ange­stellte Journalisten
Eine schwie­rige Phase auch für das Team von Ver­lag und Gra­fik, aber wir tau­chen durch. Über­nehme die Funk­tion des Her­aus­ge­bers, finde mit dem männ­li­chen Part des frü­he­ren CR-Teams noch ein­mal eine Rege­lung auf Werk­ver­trags-Basis und enga­giere vier neue Jour­na­lis­ten auf frei­be­ruf­li­cher Hono­rar­ba­sis. Wir ändern das inhalt­li­che Kon­zept auf mono­the­ma­ti­sche Schwer­punkt­the­men, die wir unter dem Blick­win­kel des jewei­li­gen Res­sorts durch die ganze Zei­tung ziehen. 

Unver­än­dert bleibt das Spe­cial Inno­va­tion, was inhalt­lich wie von Wer­be­bu­chun­gen her vom Beginn weg ver­läss­lich funk­tio­niert. Das dor­tige 3‑köpfige Team lie­fert übri­gens +/- 25 Texte alle zwei Wochen. Mit die­sen Ver­än­de­run­gen begin­nen wir ab 2007 das „infor­ma­tive Lese­ver­gnü­gen“ nun auch zu lie­fern, inklu­sive Blick „über den Tel­ler­rand“ mit inter­na­tio­na­len Geschich­ten. Ein Bei­spiel dafür ist ein damals öster­reich­weit ers­ter China-Schwer­punkt, der im Ein­zel­han­del (Tra­fi­ken) de facto aus­ver­kauft ist.

60.000 Lese­rIn­nen für Print­aus­gabe und 40.000 für Website
Die ver­le­ge­ri­sche Ent­wick­lung ist gene­rell zufrie­den­stel­lend. Neben den über Jah­res­pa­kete fixier­ten Wer­be­bu­chun­gen für das Spe­cial Inno­va­tion, begin­nen auch andere Bran­chen Anzei­gen zu buchen und par­al­lel wan­deln wir die vom Start weg beschick­ten 30.000 Per­so­nen Schritt für Schritt in zah­lende Abon­nen­ten um. Um die erfolg­rei­che Ent­wick­lung auch objek­tiv prü­fen und bestä­ti­gen zu las­sen, wer­den wir Mit­glied bei Öster­rei­chi­scher Auf­la­gen­kon­trolle und Öster­rei­chi­scher Webanalyse. 

Die Öster­rei­chi­sche Media­ana­lyse prüft und misst uns als soge­nann­ten Grau­ti­tel (Anm. ein offi­zi­el­ler Mit­glieds­sta­tus würde rund 40.000 Euro kos­ten) und weist eine erste Reich­weite von 58.000 Lese­rIn­nen aus. Die Web­ana­lyse beschei­nigt uns knapp 40.000 soge­nannte Cli­ents als Nut­zer der Web­site. Mit die­sen Daten über­zeu­gen wir wei­tere Media­agen­tu­ren und Fir­men für Werbebuchungen. 

Wolf­gang „Jetz’n wer ma de Valega aufmisch’n“ Katzian
Anstatt sich nun aus­schließ­lich der wei­te­ren Eta­blie­rung von Wochen­ma­ga­zin und Web­site wid­men zu kön­nen, tre­ten neue Sor­gen rund um meine selb­stän­di­gen Mit­ar­bei­te­rIn­nen auf. Wolf­gang Kat­zian, damals (2007) erst kurz Chef der Dru­cker- und Jour­na­lis­ten­ge­werk­schaft, tätigt in einem Inter­view mit derStandard.at in gewohnt, äh, pro­le­ta­ri­ats­na­her Weise den Schlacht­ruf – Zitat : „Jetz’n wer ma de Valega (Anm. Ver­le­ger) aufmisch’n“.

Was das hei­ßen soll, erfahre ich kurze Zeit spä­ter. In einer kon­zer­tier­ten Aktion spä­hen Gewerk­schaft und SV/​Krankenkasse (dama­lige Wie­ner Gebietskrankenkasse/​WGKK) frei­be­ruf­lich tätige Medi­en­mit­ar­bei­ter (MA) aus, kon­tak­tie­ren diese und erfra­gen die genaue Art ihres Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­ses. Gibt es eine eMail-Adresse des Ver­la­ges, fixe Arbeits­zei­ten und ‑Vor­ga­ben, einen fixen phy­si­schen Arbeitsplatz ? 

Ein treu­lo­ser Ver­rä­ter und ein treuer Verratender
Erwähnt sei, dass es zahl­rei­che große Medi­en­häu­ser gibt, wo als frei­be­ruf­lich dekla­rierte Mit­ar­bei­ter einen fixen Arbeits­platz mit fixen Arbeits­zei­ten hat­ten und das einem soge­nann­ten ver­steck­ten und abga­ben­pflich­ti­gen Ange­stell­ten-Dienst­ver­hält­nis ent­spricht. Einer mei­ner freien Mit­ar­bei­ter infor­miert mich über einen erhal­te­nen Späh­an­ruf und ver­rät mir, Gewer­ken und WGKK/​Sozialversicherung hät­ten bereits einen genauen Über­blick über alle Mit­ar­bei­ter und Arbeits­wei­sen bei uns. 

Kurz danach erhalte ich eine Art Vor­la­dung auf den Wie­ner­berg (Sitz der Wie­ner Gebiets­kran­ken­kasse) und staune dort, dass für die­ses Pro­jekt eine kom­plette Etage mit dut­zen­den Kol­le­gas zur Ver­fü­gung steht. Im Gespräch kann ich alle Ver­däch­ti­gun­gen aus­räu­men und bele­gen, dass sich meine frei­be­ruf­li­chen Mit­ar­bei­ter nur an einen Abga­be­ter­min für die Texte hal­ten müs­sen und bei Zeit und Ort ent­spre­chend „frei“ sind. 

Klage auf Wie­der­an­stel­lung mit Unter­stüt­zung der Gewerken
Ein strit­ti­ger Punkt bleibt die eMail-Adresse, aber das ändern wir ent­spre­chend und es kommt zu kei­nen finan­zi­ell belas­ten­den Aus­wir­kun­gen. Inter­es­san­ter­weise erhalte ich dann kurz danach von einem frü­he­ren lei­ten­den Mit­ar­bei­ter eine gewerk­schaft­lich unter­stützte Klage auf Wie­der­an­stel­lung, fast ein (!) Jahr nach des­sen Aus­tritt. Glück­li­cher­weise unter­stützt mich ein ande­rer Mit­ar­bei­ter mit Bele­gen, dass die­ser Kol­lega schon wäh­rend sei­ner ange­stell­ten eco­nomy-Zeit ver­bo­te­ner­weise auch für andere Auf­trag­ge­ber gear­bei­tet hatte. 

Damit kann auch die­ser Angriff abge­wehrt wer­den. Juris­tisch excel­lente Unter­stüt­zung bekomme ich bei all die­sen Schlach­ten von dem auch per­sön­lich sehr geschätz­ten Alfred Noll. Was bleibt, sind emo­tio­nal tiefe Spu­ren nach die­sen Erfah­run­gen. Aber, nach wie vor funk­tio­niert unser Medium inhalt­lich und wer­be­tech­nisch, und auch die beglei­ten­den Ver­an­stal­tun­gen und Mes­sen lau­fen unver­än­dert gut. 

Die nächste Inno­va­tion mit Trans­for­ma­tion zu einem Zeitungsmagazin
Ab 2008 folgt bei der gedruck­ten Aus­gabe der nächste Inno­va­ti­ons­schritt. Wir ver­grö­ßern das For­mat auf A3 und trans­for­mie­ren zu einem Zei­tungs­ma­ga­zin mit einem den Papier­kern umhül­len­den 4c-(Magazin)-Mantel. Damit wol­len wir eine grö­ßere opti­sche Auf­merk­sam­keit im Ein­zel­han­del (Tra­fi­ken) errei­chen und damit wol­len wir auch die Wer­be­wirt­schaft mit ihren pri­mär in Hoch­glanz-Maga­zi­nen ein­ge­setz­ten Farb-Sujets ansprechen. 

Par­al­lel füh­ren wir über in allen Lan­des­haupt­städ­ten (Anm. bis auf Salz­burg) gehäng­ten Selbst­be­die­nungs­ta­schen eine zusätz­li­che Ver­triebs­form ein. Das hat weni­ger mit den Erlö­sen zu tun, die aus Stan­dard-Erfah­rungs­wer­ten gering sind, son­dern mit dem Thema Reich­weite – und dar­über dann höhere und zusätz­li­che Wer­be­er­löse zu erzielen. 

Ein fol­gen­schwe­rer Schuss ins eigene Knie
Und es hat mit der Ent­schei­dung zu tun, bei der mit rund 14.000 Euro kos­ten­pflich­ti­gen Leser-Ana­lyse-Ent­schei­dungs­trä­ger (LAE) dabei zu sein, wel­che die dor­tige Reich­weite eines Medi­ums misst. Wir haben mitt­ler­weile rund 36.000 letz­tak­tu­ell gepflegte Ent­schei­der als Abon­nen­ten und die Media­ana­lyse (MA) hat uns ein Jahr zuvor mit gesamt rund 58.000 Lese­rIn­nen ausgewertet.

Ich erhoffe mir mit die­ser beson­ders für die Wer­be­wirt­schaft rele­van­ten Aus­wer­tung einen wei­te­ren Schub für das Anzei­gen­ge­schäft. Das Ergeb­nis ist dann aber mit angeb­lich nur 6.600 erreich­ten Ent­schei­dern regel­recht scho­ckie­rend. Wir dru­cken und ver­brei­ten mitt­ler­weile ÖAK-geprüft knapp 40.000 Stück auf Basis der von Beginn weg und kon­ti­nu­ier­lich aktu­ell auf­ge­bau­ten wie gepfleg­ten Adress­da­ten­bank. Wie geht das?! 

Eine 450.000 Euro teure Stu­die arbei­tet mit einem fünf Jahre alten Datenmaterial
Bei einer ent­spre­chend kri­ti­schen Befra­gung der LAE-Ver­ant­wort­li­chen stellt sich her­aus, dass der der Befra­gung zugrunde lie­gende Daten­pool der Sta­tis­tik-Aus­tria fünf, fünf Jahre alt ist. Eine Stu­die mit einem Gesamt­bud­get von damals rund 450.000 Euro greift auf einen fünf Jahre alten Daten­pool zurück. Das Ergeb­nis für ein zwei Jahre zuvor gestar­te­tes Medium kann damit nur so aus­se­hen wie es aussieht. 

Im Kon­text mit den zuvor getrom­mel­ten rund 36.000 Ent­schei­dern büßen wir ggü. der Wer­be­wirt­schaft mas­siv an Glaub­wür­dig­keit ein. Ein Ret­tungs­ver­such über eine PR-Offen­sive in Fach­me­dien nützt wenig, mit einem Schlag ver­lie­ren wir einen Groß­teil der Buchun­gen über Media­agen­tu­ren. Zudem schrei­ben wir 2008, der inter­net­ge­trie­bene Neue (Börsen)-Markt implo­diert, eine lang­jäh­rige Finanz­krise star­tet und die wirkt sich nun auch nega­tiv auf unsere Stamm­in­se­ren­ten aus der IT-Bran­che im Spe­cial Inno­va­tion aus.

Die nächste juris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung — und dazu mit „mei­nem“ Standard
Als ob das nicht aus­rei­chen würde, star­tet dann auch noch eine juris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Stan­dard. Seit 2003 und immer noch läuft das von mir finan­zierte und über meine FE-Insti­tu­tio­nen, IT-Fir­men und Minis­te­rien bespielte FE-Spe­cial. Mein katho­lisch gepräg­ter Nach­fol­ger als Ver­lags­lei­ter beim Stan­dard beginnt über sei­nen Minis­ter­freund aus dem dama­li­gen Wis­sen­schafts­res­sort heim­lich die Wer­be­gel­der der Minis­te­rien abzu­wer­ben und fol­gend dann auch die der gro­ßen FE-Institutionen. 

Ich erfahre davon über die mir gewo­gene Beam­ten­ebene (von dort kamen auch die Wer­be­bud­gets), prüfe die Causa und par­al­lel auch die Leis­tun­gen des Stan­dard juris­tisch – und stelle die Zah­lun­gen ein. Hätte es ein Gespräch gege­ben mit einer Art Abschlags­zah­lung für die lang­jäh­rige risi­ko­rei­che Auf­bau­ar­beit, hätte ich wenig gegen eine Tren­nung vor­brin­gen kön­nen. So kommt es zur Klage. Soll sein. Und dann erhalte ich exakt einen (!) Tag vor der Ver­hand­lung ein Ver­gleichs­an­ge­bot und wir eini­gen uns. Warum nicht gleich?! 

Elf gericht­li­che Ver­fah­ren in zehn Jah­ren und die Grün­dung einer Familie
Unab­hän­gig von den finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen kos­tet die Sache wie­der viel Sub­stanz und davon ist nach den vor­he­ri­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen ohne­hin nicht mehr viel da. In Summe kommt es in zehn Jah­ren zu elf Ver­fah­ren, dar­un­ter gegen Repu­blik (neuer Sek­ti­ons­chef (SC) wollte bereits über ein Jahr erfüll­ten Ver­trag mit bis­he­ri­gem SC rück­wir­kend auf­lö­sen), gegen Gewerk­schaft, Medi­en­häu­ser und div. Lie­fe­ran­ten. Nur einen Pro­zess mit einer Foto­gra­fin zum Thema Urhe­ber­recht ver­liere ich davon. Für mich per­sön­lich bedeu­ten diese gewon­ne­nen Ver­fah­ren auch eine Art Abschluss als “Dok­tor Pra­xis” im (fast kom­plex­na­hen) Kon­text mit mei­nem sei­ner­zeit berufs­be­dingt nicht abge­schlos­se­nen Jus-Studium.

Umso wohl­tu­en­der und freud­vol­ler wirkt sich dafür eine pri­vate Ent­wick­lung aus. Ich werde 2008 erst­mals Vater eines Soh­nes (Lau­rin, der auch das Titel­bild ziert mit einer dama­li­gen eco­nomy-Aus­gabe) und 2009 Vater einer Toch­ter namens Han­nah. Es gibt sie also, eine Art aus­glei­chende Gerech­tig­keit im Leben. Redu­ziere die Fre­quenz der gedruck­ten eco­nomy-Aus­gabe von 14-tägig auf monat­lich und als sich die Wer­be­um­sätze wei­ter ver­schlech­tern stelle ich Ende 2010 die Print­aus­gabe kom­plett ein. Alleine hätte ich es mir viel­leicht noch wei­ter ange­schaut, jetzt gibt es eine neue Ver­ant­wor­tung für eine vier-köp­fige Familie.

Öster­reich­weit ers­ter Video-Chan­nel und Doku-Reihen
Mit einem redu­zier­ten Team kon­zen­trie­ren wir uns ab 2011 auf die Web­site und auch da bleibt das Thema Inno­va­tion Antriebs­kraft mit Vor­bild­wir­kung. Mit einem Fokus auf Bil­dung, For­schung und Wirt­schaft, star­ten wir als ers­tes öster­rei­chi­sches Publi­kums-Medium zwei-spra­chige Texte (in E), star­ten ebenso als ers­tes öster­rei­chi­sches Medium und noch vor Stan­dard & Co. einen Video-Chan­nel mit Kurz-For­ma­ten und wei­ten das kurz dar­auf um län­gere Doku-Rei­hen aus. 

Thema sind aus Anwen­der- und Anbie­ter-Sicht erzählte Refe­renz-Bei­spiele aus Tech­no­lo­gie & For­schung sowie eine Inter­view-Reihe mit stand­ort­po­li­tisch rele­van­ten Men­schen (siehe Res­sort “Video”). Auch das Neu­grün­den bleibt Thema. Gemein­sam mit mei­ner Frau Michaela grün­den wir eine Gale­rie für Zeit­ge­nös­si­sche Bil­dende Kunst mit einem Laden­ge­schäft in der Wie­ner Innen­stadt (was wir aktu­ell gerade um Pro­dukte rund um Inte­ri­eur, Design und Deco erweitern). 

Das demo­kra­tie­po­li­tisch so bedeut­same Medi­en­ge­schäft wird immer eine Lei­den­schaft bleiben
Eco­nomy bzw. nun­mehr economy.at exis­tiert aktu­ell seit 25 Jah­ren, die Gale­rie mit dem Kunst­han­del nun auch schon wie­der 15 Jahre. Genau in dem Alter sind auch meine zwei wun­der­ba­ren Tee­nie­ki­dis. Es ist also ein viel­sei­ti­ges und sicher auch emo­tio­na­les Jubi­lä­ums­jahr, die­ses 2024. “You Can’t Always Get What You Want. But If You Try, Some­time, You Get What You Need” tex­te­ten und musi­zier­ten schon Mick Jag­ger & Keith Richards mit den Stones. Das muss also stim­men. Das demo­kra­tie­po­li­tisch und wirt­schafts­po­li­tisch so bedeut­same Medi­en­ge­schäft wird immer ein lei­den­schaft­li­cher Bestand­teil mei­nes Lebens bleiben. 

Macht, im Sinne von Wir­kung, fun­dier­ter Dis­kurs­för­de­rung und posi­ti­ver Ver­än­de­rung, ist mit kei­nem ande­ren Bereich mehr ver­bun­den, auch nicht in der Poli­tik. Und wäre ich zumin­dest ein Jahr­zehnt jün­ger, dann würde mich mög­li­cher­weise doch wie­der ein neues Medien-Pro­jekt rei­zen : Eine unter­neh­me­ri­sche Ant­wort auf euro­päi­scher Ebene gegen die ame­ri­ka­ni­schen und chi­ne­si­schen Impe­ria­lis­ten Ama­zon, Google, Face­book, Byte­Dance (Tic­Toc) & Co.. Es ist ein gefähr­li­ches und unver­ständ­li­ches Armuts­zeug­nis, dass es diese Ant­wort nicht schon längst gibt. 

Autor: red/czaak
26.01.2024

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