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© pexels/rodolfo quiros

Deut­sche Kon­junk­tur hat Tal­sohle überwunden

Die Kon­junk­tur in Deutsch­land hat im Som­mer ihre Tal­sohle erreicht. Ab nun soll es wie­der auf­wärts gehen, inklu­sive Wirt­schafts­wachs­tum, so die aktu­elle Ana­lyse des deut­schen ifo-Instituts.

„Die Kon­junk­tur in Deutsch­land hat im Som­mer die Tal­sohle erreicht. Ab Herbst dürfte es lang­sam wie­der auf­wärts gehen“, sagt Timo Woll­mers­häu­ser, Kon­junk­tur­chef des Münch­ner ifo-Insti­tuts. Er bezieht sich dabei auch auf Mel­dun­gen des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts für Deutsch­land zur gesamt­deut­schen Wirt­schafts­leis­tung im drit­ten Quar­tal 2023.
„Der ifo Geschäfts­kli­ma­in­dex ist im Okto­ber zum ers­ten Mal seit April gestie­gen. Vor allem der Aus­blick auf die kom­men­den Monate hat sich auf­ge­hellt, aber auch die gegen­wär­tige Lage schät­zen die Unter­neh­men bes­ser ein“, fügt Woll­mers­häu­ser. „Nach unse­ren Schät­zun­gen dürfte die Wirt­schafts­leis­tung im lau­fen­den vier­ten Quar­tal um 0,1 Pro­zent zulegen.“

Wie­der­erstar­ken der gesamt­wirt­schaft­li­chen Kaufkraft
Die posi­tive Aus­sicht und Erho­lung dürfte durch das Wie­der­erstar­ken der gesamt­wirt­schaft­li­chen Kauf­kraft ein­ge­lei­tet wer­den. Bis zum Ende des lau­fen­den Jah­res dürf­ten die Han­dels­kon­trakte sogar wie­der das Niveau von vor Aus­bruch der Coro­na­krise errei­chen. Zum einen sind die Preise der meis­ten Import­gü­ter, allen voran Ener­gie, kräf­tig gesun­ken. Zum ande­ren konn­ten die Expor­teure die gestie­ge­nen Pro­duk­ti­ons­kos­ten weitergeben. 

Diese soge­nann­ten Terms-of-Trade-Gewinne erhö­hen den Ver­tei­lungs­spiel­raum und ermög­li­chen bei gege­be­ner Pro­duk­ti­vi­täts­ent­wick­lung höhere Nomi­nal­lohn­zu­wächse, ohne den hei­mi­schen Preis­auf­trieb zusätz­lich zu befeu­ern. Daher stei­gen die Ein­kom­men der pri­va­ten Haus­halte stär­ker als die Preise – und damit ist dann auch mit einem Kauf­kraft­plus und Anstieg des pri­va­ten Kon­sums zu rech­nen. Par­al­lel wird die Infla­ti­ons­rate ihren Abwärts­trend fort­set­zen. Viele Ver­brau­cher­preise stei­gen bereits jetzt im Ver­lauf nur noch wenig, man­che sin­ken bereits.

Indus­trie und Baubranche
Auch die Indus­trie wird von den Terms-of-Trade-Gewin­nen und dem Auf­le­ben der Kon­sum­kon­junk­tur pro­fi­tie­ren. Die Nach­frage nach deut­schen Waren dürfte wie­der zule­gen, auch weil der glo­bale Zins­zy­klus sei­nen Höhe­punkt erreicht hat. Die Kon­junk­tur im Woh­nungs­bau wird ihre Abküh­lung hin­ge­gen fortsetzen. 

Zwar ist der kräf­tige Anstieg der Preise für den Neu­bau von Wohn­ge­bäu­den nun fast gestoppt und die Markt­preise für neu­erstellte Wohn­im­mo­bi­lien (also Gebäude inklu­sive Grund­stü­cke) sin­ken seit einem Jahr. Aus Sicht der Bau­her­ren reicht diese Ent­las­tung aber noch nicht als Kom­pen­sa­tion der gestie­ge­nen Finan­zie­rungs­kos­ten. Dar­auf deu­ten zumin­dest die anhal­ten­den Auf­trags­rück­gänge und Stor­nie­run­gen bei den Bau­un­ter­neh­men hin.

Der Kon­flikt im Nahen Osten als mög­li­ches Risiko
Ein Risiko für die kon­junk­tu­relle Ent­wick­lung ist eine wei­tere Eska­la­tion des Kon­flikts im Nahen Osten. Das zumin­dest zeigt die Erfah­rung aus dem Jahr 1973, als die ara­bi­schen Ölför­der­staa­ten als Reak­tion auf den Jom-Kip­pur-Krieg ein Ölem­bargo ver­häng­ten. In der Folge ver­fünf­fachte sich der durch­schnitt­li­che Erd­öl­preis bin­nen weni­ger Monate.
Und das hat in den dama­li­gen Indus­trie­län­dern schwere Rezes­sio­nen und kräf­tige Infla­ti­ons­an­stiege aus­ge­löst. Bis­lang seien Erd­öl­preise seit Aus­bruch des Kon­flikts nur um etwa 6 Pro­zent gestie­gen. Aber die wei­tere Ent­wick­lung ist unsi­cher und hänge auch vom Ver­hal­ten der ara­bi­schen Ölför­der­staa­ten in der Region ab, so die ifo-Experten.

Autor: red/czaak
31.10.2023

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