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© Pexels.com/Andrea Piacquadio

Die Digi­tale Nabel­schnur in Pandemiezeiten 

Anläss­lich des dies­jährigen Safer Inter­net Day unter­sucht eine Stu­die das Nut­zungs­ver­hal­ten jun­ger Men­schen von Sozia­len Netz­wer­ken. Par­al­lel sich­tet der Jugend-Inter­net-Moni­tor deren aktu­elle Reichweiten.

Von Rezep­ten am Mor­gen über fit­ness­för­dernde Kurz­vi­deos bis zur Online-Party auf Dis­cord : Für viele Jugend­li­che sind Soziale Netz­werke längst zen­tra­ler Bestand­teil ihres Lebens und in Zei­ten von Corona hat der Stel­len­wert von Tik­Tok, Whats­App & Co. noch­mals mas­siv zuge­legt. Im Rah­men der Initia­tive Saferinternet.at gaben daher das Öster­rei­chi­sche Insti­tut für ange­wandte Tele­kom­mu­ni­ka­tion (ÖIAT) und die ISPA — Inter­net Ser­vice Pro­vi­ders Aus­tria eine Stu­die zum Leben von Jugend­li­chen in Sozia­len Netz­wer­ken in Auftrag.

Soziale Netz­werke als digi­tale Nabel­schnur in Pandemiezeiten 
Prak­tisch alle befrag­ten Jugend­li­chen nut­zen Soziale Netz­werke. Sie tre­ten mit durch­schnitt­lich 11 Jah­ren ihrem ers­ten Sozia­len Netz­werk bei und ver­wen­den dabei zwei bis drei Platt­for­men par­al­lel. Die Netz­werke wer­den dabei bewusst für unter­schied­li­che Zwe­cke ein­ge­setzt. Diese dif­fe­ren­zierte Nut­zung zeigt sich umso deut­li­cher, je älter die Jugend­li­chen sind.

Stand frü­her die Selbst­dar­stel­lung im Vor­der­grund, so ist nun das Kon­takt­hal­ten ein­deu­tige Haupt­funk­tion. Das zeigte sich schon vor Covid-19 und nun noch stär­ker. Die Pan­de­mie macht das Kon­takt­hal­ten mit Fami­lie, Freun­den und Schul­kol­le­gen schwie­ri­ger, gleich­zei­tig erhöht sich die Bedeu­tung. Soziale Netz­werke die­nen als eine Art digi­tale Nabel­schnur zur Außen­welt und ver­die­nen ihren Namen mehr als je zuvor.

Nach dem Kon­takt­hal­ten fol­gen die The­men Infor­ma­tion und Unter­hal­tung und erst dann eigene Pos­tings und Posen bzw. die Selbst­dar­stel­lung. Das vir­tu­elle Teil­ha­ben­las­sen ande­rer am eige­nen Leben ist damit weni­ger wich­tig gewor­den. „Diese ver­än­der­ten Nut­zun­gen sind Anzei­chen einer Ent­wick­lung hin zu einer rei­fe­ren Nut­zung von Sozia­len Netz­wer­ken“, so Mat­thias Jax, Pro­jekt­lei­ter von Saferinternet.at nach Work­shops und Gesprä­chen mit jun­gen Menschen.

Größte Zuwächse bei Dis­cord und TikTok
Die ver­än­der­ten Nut­zungs­wei­sen brin­gen auch Ver­schie­bun­gen im Ran­king der ver­brei­tets­ten Inter­net­platt­for­men. Die belieb­tes­ten Sozia­len Netz­werke der 11- bis 17-Jäh­ri­gen wur­den zum 6. Mal im Rah­men des Jugend-Inter­net-Moni­tors erho­ben. Dem­nach ist Whats­App mit 98 Pro­zent der klare Favo­rit. Es ist die wich­tigste Platt­form zum Kon­takt­hal­ten mit Fami­lie, Freun­den und Schul­kol­le­gen, wird aber wäh­rend der Pan­de­mie auch zur gegen­sei­ti­gen Unter­stüt­zung beim Home­schoo­ling verwendet.

Auf dem zwei­ten Platz lan­det You­Tube (93 Pro­zent) als Info- und Enter­tain­ment-Chan­nel, auf dem drit­ten Rang liegt Insta­gram (84 Pro­zent), das eben­falls zum Kon­takt­hal­ten sowie zur Infor­ma­tion ver­wen­det wird. Alle drei Netz­werke konn­ten im Ver­gleich zum Vor­jahr zule­gen. Dann fol­gen die Foto-Sha­ring-App Snap­chat (75 Pro­zent) und die Video-App Tik­Tok (57 Pro­zent). Mit 39 Pro­zent folgt dann (erst­mals) die Inspi­ra­ti­ons-Platt­form Pin­te­rest – und erst dann Face­book (34 Pro­zent), dass von fünf auf Platz sie­ben zurückfiel.

Ein beson­ders hoher Zuwachs um 16 Pro­zent­punkte auf 33 Pro­zent (Anm. Platz 8) ist bei Dis­cord zu ver­zeich­nen. In den letz­ten Mona­ten hat sich Dis­cord von einer Gam­ing-Platt­form hin zu einem viel­fäl­tig genutz­ten digi­ta­len Auf­ent­halts­raum ent­wi­ckelt. Der voll­stän­dige Jugend-Inter­net-Moni­tor fin­det sich unter jugendinternetmonitor.at.

Jugend­li­che wol­len online die Kon­trolle behalten
Erho­ben wur­den auch wie­derum die The­men Daten­schutz und Pri­vat­sphäre. 29 Pro­zent der Jugend­li­chen beschäf­ti­gen sich regel­mä­ßig mit den Pri­vat­sphäre-Ein­stel­lun­gen in Sozia­len Netz­wer­ken. Für 35 Pro­zent sind diese nur bei erst­ma­li­ger Nut­zung ein Thema und 14 Pro­zent haben sich über­haupt noch nie damit aus­ein­an­der­ge­setzt. „Auch wenn vie­len Jugend­li­chen der Schutz ihrer Pri­vat­sphäre ein Anlie­gen ist, gibt es hier noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zial“, so die Studienautoren.

Im Kon­text der Pri­vat­sphäre ist auch der Trend hin zu zeit­lich begrenz­ten Inhal­ten („Sto­ries“) zu betrach­ten. Denn damit ist – zumin­dest aus Sicht der Jugend­li­chen – das Risiko deut­lich gerin­ger, die Kon­trolle über die eige­nen Bil­der zu ver­lie­ren. 38 Pro­zent haben schon ein­mal eine Auf­nahme gepos­tet, die sie spä­ter als pein­lich emp­fun­den haben und 32 Pro­zent eine, von der sie nicht gewollt hät­ten, dass die Eltern sie sehen.

Pro­bleme mit „ver­wais­ten“ Kon­ten und gene­relle nega­tive Erfahrungen
Die lang­jäh­rige Nut­zung von Sozia­len Netz­wer­ken führt auch dazu, dass Jugend­li­che im Lauf der Zeit viele Kon­ten ansam­meln, auf die sie zum Teil gar nicht mehr zugrei­fen kön­nen (Anm. 41 Pro­zent der Befrag­ten). „Jugend­li­che wie Erwach­sene soll­ten sich über­le­gen, wie sie mit ihrem ‚Digi­ta­len Nach­lass‘ umge­hen wol­len. Wir wol­len das Bewusst­sein für die­ses Thema stär­ken und bie­ten dazu unsere Exper­tise an“, betont Char­lotte Steen­ber­gen, Gene­ral­se­kre­tä­rin der ISPA.

Trotz eines zuneh­mend „rei­fe­ren“ Umgang mit Sozia­len Netz­wer­ken, sind Jugend­li­che vor nega­ti­ven Erfah­run­gen im Inter­net nicht gefeit. 22 Pro­zent der Befrag­ten geben an, dass Bil­der von ihnen schon ein­mal gegen ihren Wil­len geteilt wur­den, 17 Pro­zent waren bereits mit Gerüch­ten über ihre Per­son kon­fron­tiert. Immer­hin 16 Pro­zent berich­ten, dass die eige­nen Eltern pein­li­che Dinge über sie ver­brei­tet haben. 76 Pro­zent mei­nen zudem, dass Fake-Pro­file sehr ver­brei­tet sind.

Jugend­li­che nicht allein lassen
Einen siche­ren Umgang mit Sozia­len Netz­wer­ken ler­nen Jugend­li­che laut 32 Pro­zent der Befrag­ten vor allem durch Auf­klä­rung und Work­shops, etwa in der Schule. Dann folgt das Ler­nen aus eige­nen Feh­lern (31 Pro­zent) sowie Rat von Eltern und Freun­den (je 28 Pro­zent). „Wir müs­sen gemein­sam sicher­stel­len, dass der Erwerb von Safer Inter­net-Kom­pe­ten­zen in der Schule auch in der aktu­el­len Situa­tion nicht zu kurz kommt“, unter­streicht Bar­bara Bucheg­ger, päd­ago­gi­sche Lei­te­rin von Saferinternet.at.

Die Platt­form unter­stützt hier öster­reich­weit mit Work­shops, Fly­ern, Quiz und Unter­richts­ma­te­ria­lien. Ab sofort kann auch das mit Unter­stüt­zung des Bil­dungs­mi­nis­te­ri­ums aktua­li­sierte Hand­buch für Leh­rende „Selbst­dar­stel­lung von Mäd­chen und Jungs im Inter­net“ kos­ten­los bestellt wer­den (inkl. Down­load). Leit­fä­den zu tech­ni­schem Kin­der­schutz sowie Pri­vat­sphäre-Ein­stel­lun­gen in Sozia­len Netz­wer­ken und der Videorat­ge­ber für Eltern „Frag Bar­bara!“ run­den das umfan­grie­che Ange­bot ab.

Autor: red/czaak
12.02.2021

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