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© pexels/vincent tan

Die Gren­zen der Kleinheit

Die zuneh­mende Minia­tu­ri­sie­rung der Elek­tro­nik kann die Feh­ler­an­fäl­lig­keit erhö­hen. Die TU Wien zeigt nun neue Ansätze zur Pro­blem­lö­sung und star­tet damit bereits bei der Pla­nung von Schal­tun­gen mit Mikrochips. 

Tran­sis­to­ren gel­ten als das Herz­stück von Com­pu­ter­chips und sie wer­den immer klei­ner. Dadurch las­sen sich diese elek­tro­ni­schen Kom­po­nen­ten in vie­ler­lei Gerä­ten immer kom­pak­ter, schnel­ler und auch leis­tungs­fä­hi­ger her­stel­len. Aller­dings, je klei­ner die Bau­teile, umso grö­ßer die Gefahr, dass ein­zelne Defekte in der klei­nen (ato­ma­ren) Struk­tur das Ver­hal­ten des Bau­teils deut­lich ver­än­dern. Das gilt für die eta­blierte Sili­zi­um­tech­no­lo­gie, aber auch für neu­ar­tige Nano­tech­no­lo­gien, die auf 2D-Mate­ria­lien basieren.

Tran­sis­to­ren sind auf ato­ma­rer Ebene nie­mals perfekt
Die TU Wien beschäf­tigt sich seit län­ge­rem mit der phy­si­ka­li­schen Beschrei­bung die­ses Pro­blems auf der Ebene von Tran­sis­to­ren. Aktu­ell betrach­tet wird nun auch der Ein­fluss der Defekte auf der Ebene von elek­tro­ni­schen Schal­tun­gen und die bestehen aus sehr vie­len, manch­mal sogar aus Mil­li­ar­den von Tran­sis­to­ren. Manch­mal ist es mög­lich, dass ein­zelne Tran­sis­to­ren zwar außer­halb der gewünsch­ten Spe­zi­fi­ka­tion arbei­ten, als Teil einer Schal­tung über meh­rere Tran­sis­to­ren aber immer noch gute Dienste leisten. 

Mit die­ser neuen Betrach­tungs­weise auf Schal­tungs-Ebene sol­len noch große Fort­schritte bei der Minia­tu­ri­sie­rung mög­lich sein. „Die kleins­ten Tran­sis­to­ren mes­sen heute nur noch wenige Nano­me­ter, man ist also auf die ato­mare Skala vor­ge­drun­gen“, sagt Michael Waltl vom Insti­tut für Mikro­elek­tro­nik der TU Wien. Doch Tran­sis­to­ren sind auf ato­ma­rer Ebene nie­mals per­fekt : Manch­mal sitzt viel­leicht ein Atom an der fal­schen Stelle, manch­mal ist die Ver­bin­dung zwi­schen zwei unter­schied­li­chen Kris­tal­len nicht ganz exakt. 

Nötige Ver­än­de­run­gen mit ent­spre­chend nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf Leis­tungs­fä­hig­keit und Preis
„Bei grö­ße­ren Bau­tei­len spie­len sol­che Feh­ler keine so domi­nante Rolle, aber bei win­zi­gen Tran­sis­to­ren kann schon ein ein­zel­ner Defekt dazu füh­ren, dass die Kenn­li­nien des Tran­sis­tors weit außer­halb des vor­ge­ge­be­nen Tole­ranz­be­reichs lie­gen und sie somit unbrauch­bar wer­den“, erklärt Waltl. Mate­ri­al­feh­ler in elek­tro­ni­schen Bau­tei­len wer­den in der Indus­trie meist sta­tis­tisch ver­mes­sen. So kann berech­net wer­den, ob diese Tran­sis­to­ren ver­wend­bar sind, oder ob Geo­me­trie oder Pro­duk­ti­ons­pro­zess ange­passt und eine etwa­ige Feh­ler­an­zahl ver­rin­gert wer­den muss. 

Im schlimms­ten Fall müsste dann die Flä­che des Chips ver­grö­ßert wer­den – mit ent­spre­chend nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf Leis­tungs­fä­hig­keit und Preis. „Das allei­nige Suchen nach Tran­sis­to­ren mit Eigen­schaf­ten außer­halb des gewünsch­ten Para­me­ter­be­reichs ist aber eigent­lich eine allzu ver­ein­fachte Sicht­weise“, so Michael Waltl. „Ent­schei­dend ist nicht die Frage, ob ein ein­zel­ner Tran­sis­tor bestimmte abs­trakte Kri­te­rien erfüllt, wenn auf ato­ma­rer Ebene Feh­ler auf­tre­ten, son­dern ob die ganze Schal­tung sich dann noch kor­rekt ver­hält“, sagt Waltl.

Auch feh­ler­be­haf­tete Tran­sis­to­ren nicht not­wen­di­ger­weise nutzlos
Die TU Exper­ten unter­such­ten diese Frage mit Expe­ri­men­ten und auf­wän­di­gen Com­pu­ter­si­mu­la­tio­nen. Dabei zeigte sich, dass auch feh­ler­be­haf­tete Tran­sis­to­ren nicht not­wen­di­ger­weise nutz­los sind. „Die Feh­ler­to­le­ranz hängt von der Schal­tung ab. Der Tran­sis­tor kann etwa an einer bestimm­ten Stelle der elek­tro­ni­schen Schal­tung beson­ders feh­ler­arm sein und bei einem ande­ren Tran­sis­tor der­sel­ben Schal­tung sind die Tole­ran­zen aber grö­ßer“, erläu­tert Waltl.

In so einem Fall könn­ten eben zwei unter­schied­li­che Typen ein­ge­setzt wer­den, um sicher­zu­stel­len, dass die Schal­tung am Ende ihre Auf­gabe zuver­läs­sig erfüllt. „Unsere Ergeb­nisse tref­fen sowohl auf Sili­zium-Tran­sis­to­ren als auch auf neu­ar­tige 2D-Halb­lei­ter zu“, ergänzt Michael Waltl. „Man sollte die Aus­wir­kung unver­meid­li­cher Feh­ler jeden­falls nicht wie bis­her nur empi­risch beschrei­ben son­dern auf phy­si­ka­li­sche Com­pu­ter­mo­delle zurück­grei­fen, um unter­schied­li­che Schalt­vor­gänge zu simu­lie­ren und so das Beste her­aus­zu­ho­len“, betont Michael Waltl, vom Insti­tut für Mikro­elek­tro­nik der TU Wien.

Autor: red/mich/cc
17.01.2023

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