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Die neuen Trends zur öko­lo­gi­schen Energienutzung

Öl und Gas als Heiz­for­men noch weit ver­brei­tet. Stei­gende Bereit­schaft für erneu­er­bare Ener­gien. Unab­hän­gig­keit, Kli­ma­schutz und Preise als Haupt­mo­tive, so Ergeb­nisse einer neuen Stu­die von EY.

Die Ener­gie­wende ist eines der drän­gends­ten The­men unse­rer Zeit und für Öster­reich hat sich das mit dem kürz­li­chen Lie­fer­stopp von Gas aus Russ­land noch ver­stärkt. Mit einem kla­ren Ziel, fos­sile Ener­gie­trä­ger zu redu­zie­ren und den Anteil erneu­er­ba­rer Ener­gien deut­lich zu erhö­hen, steht das Land vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen – aber auch vor Chan­cen. Die Bereit­schaft der Österreicher:innen, auf alter­na­tive Ener­gien umzu­stei­gen, ist deut­lich gestiegen. 

Mehr Trans­pa­renz und Auf­klä­rung für mehr Ver­trauen in erneu­er­bare Energielösungen
So pla­nen 43 Pro­zent der Haus­halte, inner­halb der nächs­ten fünf Jahre von Öl auf eine nach­hal­tige Alter­na­tive zu wech­seln. Auch beim Hei­zen mit Gas zie­hen 22 Pro­zent der Haus­halte einen Wech­sel zu erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len in Betracht. Als Haupt­gründe nen­nen die Befrag­ten schwan­kende oder stei­gende Preise, die Redu­zie­rung von CO₂-Emis­sio­nen zum Kli­ma­schutz und den Wunsch nach Unab­hän­gig­keit von fos­si­len Res­sour­cen. „Die stei­gende Bereit­schaft, auf erneu­er­bare Ener­gien umzu­stei­gen, zeigt, dass die öster­rei­chi­sche Bevöl­ke­rung die Dring­lich­keit der Ener­gie­wende erkannt hat. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach nach­hal­ti­gen und siche­ren Ener­gie­quel­len, auf der ande­ren Seite müs­sen diese auch wirt­schaft­lich trag­fä­hig sein“, sagt Chris­tina Khi­nast-Sit­ten­tha­ler, Lei­te­rin des Ener­gie­teams bei EY Öster­reich. „Es braucht hier aber mehr Trans­pa­renz und Auf­klä­rung, um Ver­trauen in erneu­er­bare Ener­gie­lö­sun­gen zu stär­ken“, betont die Exper­tin anläss­lich der Prä­sen­ta­tion des EY Green Energy Index 2024, für den 1.000 Österreicher:innen von 18 bis 65 Jah­ren befragt wurden.

Tra­di­tio­nelle Heiz­for­men wie­der leicht gestiegen
Bei den Ener­gie­trä­gern selbst sind die tra­di­tio­nel­len Arten wie Öl, Gas und Holz ins­be­son­dere in älte­ren Gebäu­den nach wie vor weit ver­brei­tet. 23 Pro­zent der öster­rei­chi­schen Haus­halte nut­zen Gas (Vor­jahr : 24), die Nut­zung von Ölhei­zun­gen ist sogar um knapp zwei Pro­zent­punkte auf 11 Pro­zent­ge­stie­gen (2023 : 9), bei Pel­lets- und Holz­hei­zun­gen zeigt sich eben­falls ein leich­ter Anstieg mit 22 Pro­zent im Jahre 2024 gegen­über 20 Pro­zent 2023. 

Par­al­lel wächst aber die Bereit­schaft, auf alter­na­tive Ener­gie­quel­len umzu­stei­gen. Laut der Stu­die pla­nen 43 Pro­zent der Haus­halte mit Ölhei­zung, inner­halb der nächs­ten fünf Jahre auf eine nach­hal­ti­gere Alter­na­tive zu wech­seln, ein Vier­tel hat den Umstieg noch nicht geplant, würde aber zu alter­na­ti­ven Ener­gie­quel­len wech­seln. Nur jede:r Zehnte möchte auch wei­ter­hin Öl zum Hei­zen nutzen.

Viel­fäl­tige Beweg­gründe für einen Umstieg Die Beweg­gründe zum Umstieg sind viel­fäl­tig : Neben der Reduk­tion von CO₂-Emis­sio­nen und einem gestie­ge­nen Umwelt­be­wusst­sein spie­len vor allem finan­zi­elle Über­le­gun­gen eine wich­tige Rolle. Die stark schwan­ken­den Ölpreise (43 Pro­zent) sowie ins­be­son­dere staat­li­che Anreize für den Umstieg auf erneu­er­bare Ener­gien (46) und die Unab­hän­gig­keit von Öl (46) moti­vie­ren viele Haus­halte, in moderne Heiz­sys­teme zu investieren. 

Vor allem in Neu­bau­ten set­zen immer mehr Haus­halte auf Wär­me­pum­pen (2024 : 12 ; 2022 : 9 Pro­zent). Fern­wärme wird seit 2022 auf­grund des lang­sa­men Aus­baus und der beschränk­ten Nut­zungs­mög­lich­keit unver­än­dert genutzt : Auch aktu­ell und wei­ter­hin kon­stant setzt ein Vier­tel der Österreicher:innen auf Fernwärme. 

Städ­ti­sche Infra­struk­tur als Her­aus­for­de­rung beim Abschied von Gas 
Anders als beim Heizöl zeigt sich beim Gas ein lang­sa­me­rer Wan­del. Gas­hei­zun­gen sind vor allem in städ­ti­schen Gebie­ten weit ver­brei­tet, wo Alter­na­ti­ven wie Fern­wärme oder Wär­me­pum­pen nicht immer sofort umsetz­bar sind. Den­noch pla­nen 22 Pro­zent der befrag­ten öster­rei­chi­schen Haus­halte, inner­halb der nächs­ten Jahre von Gas auf alter­na­tive Ener­gien umzu­stei­gen. Knapp ein Drit­tel hat bis jetzt noch kei­nen Umstieg geplant, würde dies aber in Betracht zie­hen, immer­hin jede:r Vierte plant kei­nen Wechsel. 

Auch hier sind wirt­schaft­li­che und finan­zi­elle Gründe vor­ran­gig. Sechs von zehn Befrag­ten wol­len mit einem Wech­sel unab­hän­gig von Gas wer­den, die Hälfte nennt die Preis­ent­wick­lung als Fak­tor und für 43 Pro­zent spielt der Kli­ma­schutz eine wich­tige Rolle. „Vor allem in Groß­städ­ten wie Wien, wo viele Alt­bau­ten noch mit Gas­hei­zun­gen aus­ge­stat­tet sind, gestal­tet sich der Umstieg auf nach­hal­tige Heiz­lö­sun­gen mit Fern­wärme oder Wär­me­pum­pen beson­ders schwie­rig“ erklärt Khinast-Sittenthaler. 

Eine Mehr­heit ist wei­ter­hin gegen Atomenergie 
Die Pro­duk­tion von Atom­strom hat in Öster­reich schon immer die Gemü­ter erhitzt, siehe die sei­ner­zei­tige Volks­ab­stim­mung. An die­ser Ein­schät­zung hat sich bis heute nichts ver­än­dert : 61 Pro­zent der Österreicher:innen sind laut der Stu­die auch wei­ter­hin gegen den Ein­satz von Atom­strom – davon wür­den rund 38 Pro­zent sogar auf kei­nen Fall Atom­strom ein­set­zen wol­len. Acht Pro­zent wür­den Atom­strom auf jeden Fall ein­set­zen, 15 Pro­zent „eher schon“. Bei die­sem Thema würde auch ein Preis­vor­teil nichts an der Ein­stel­lung der Österreicher:innen ändern. Auf die Frage, ob Atom­strom bezo­gen wer­den würde, wenn es dafür einen güns­ti­ge­ren Strom­ta­rif gäbe, ant­wor­te­ten 31 Pro­zent mit einem kla­ren Nein, ein wei­te­res Vier­tel würde das eher nicht tun. Nur ein knap­pes Drit­tel könnte sich das eher schon oder auf jeden Fall vorstellen.

Nut­zung von Pho­to­vol­taik-Anla­gen in zwei Jah­ren verdoppelt
Im Hin­blick auf die Strom­ge­win­nung ist alter­na­tiv zum Strom­be­zug von Strom­an­bie­tern vor allem der Ein­satz von Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen in den letz­ten Jah­ren beson­ders stark ange­stie­gen. Zudem för­dern sin­kende Instal­la­ti­ons­kos­ten, staat­li­che För­der­pro­gramme und das wach­sende Bewusst­sein für nach­hal­tige Ener­gien den Aus­bau, sowohl bei Pri­vat­haus­hal­ten als auch in der Indus­trie. Bereits 22 Pro­zent der öster­rei­chi­schen Haus­halte nut­zen die Tech­no­lo­gie zur Strom­ge­win­nung und das ist im Ver­gleich zum Jahr 2022 sogar eine Ver­dop­pe­lung. Ein Modell, das in Öster­reich mit dem Anstieg der Pho­to­vol­taik-Anla­gen eben­falls an Bedeu­tung gewinnt, sind Ener­gie­ge­mein­schaf­ten. Beson­ders in länd­li­chen Regio­nen, wo die Abhän­gig­keit von zen­tra­len Ver­sor­gern oft höher ist, kön­nen diese Modelle neue Per­spek­ti­ven eröff­nen. 45 Pro­zent der öster­rei­chi­schen Haus­halte hät­ten grund­sätz­lich Inter­esse, Mit­glied in einer Ener­gie­ge­mein­schaft zu wer­den, 32 Pro­zent sind der­zeit nicht daran interessiert.

Bereit­schaft für Auf­preise bei grü­ner Energie
Bei der Bereit­schaft, für grüne Ener­gie einen Auf­preis zu zah­len, zeigt sich eine Kluft zwi­schen öko­lo­gi­schen Über­zeu­gun­gen und finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten : Hier ist eine knappe Mehr­heit bereit, höhere Kos­ten für umwelt­freund­li­chere Ener­gie­quel­len hin­zu­neh­men. Fast jede:r Zehnte würde sogar bis zu 20 Pro­zent Auf­preis für grüne Ener­gie akzep­tie­ren, 17 Pro­zent immer­hin noch bis zu zehn Pro­zent Mehr­kos­ten und 12 Pro­zent bis zu fünf Pro­zent. Dem­ge­gen­über ste­hen jedoch 46 Pro­zent mit kei­ner Bereit­schaft in grüne Ener­gie zu investieren. 

„Die Daten ver­deut­li­chen, dass viele Haus­halte nur begrenzt bereit sind, für grüne Ener­gie mehr zu zah­len,“ so Khi­nast-Sit­ten­tha­ler. „Das zeigt, wie wich­tig es ist, erneu­er­bare Ener­gien nicht nur als nach­hal­tige, son­dern auch als wirt­schaft­lich attrak­tive Alter­na­tive zu posi­tio­nie­ren. För­der­pro­gramme und trans­pa­rente Infor­ma­tio­nen über die lang­fris­ti­gen Ein­spa­run­gen und Vor­teile kön­nen hier einen ent­schei­den­den Bei­trag leis­ten“, unter­streicht Chris­tina Khi­nast-Sit­ten­tha­ler, Lei­te­rin des Ener­gie­teams bei EY Österreich.

Autor: red/czaak
14.01.2025

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