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© Pexels.com/Andrea Piacqudio

Die Wachs­tums­pro­gno­sen ver­schie­ben sich

Das deut­sche ifo-Insti­tut redu­ziert die Wachs­tums­pro­gnose für 2021 und erhöht sie für 2022. Pri­va­ter Kon­sum und Neu­ein­stel­lun­gen als posi­tive Trei­ber. Pro­bleme bei Beschaf­fung von Pro­duk­ten belas­ten hin­ge­gen das Geschäfts­klima der deut­schen Wirtschaft.

Das Münch­ner ifo Insti­tut hat seine Wachs­tums­pro­gnose für 2021 um 0,8 Pro­zent­punkte redu­ziert und für 2022 um den glei­chen Wert erhöht. „Die ursprüng­lich für den Som­mer erwar­tete kräf­tige Erho­lung nach Corona ver­schiebt sich wei­ter“, sagt Timo Woll­mers­häu­ser, lei­ten­der Kon­junk­tur­ex­perte beim ifo-Institut.
Die Wirt­schafts­leis­tung wird in die­sem Jahr nur noch um 2,5 Pro­zent zule­gen, im kom­men­den Jahr 2022 dann aber um 5,1 Pro­zent. Für 2023 wie­derum sind vorab nur 1,5 Pro­zent vor­her­ge­sagt. „Der­zeit schrumpft die Pro­duk­tion der Indus­trie als Folge von Lie­fer­eng­päs­sen bei wich­ti­gen Vor­pro­duk­ten. Gleich­zei­tig erho­len sich die Dienst­leis­ter kräf­tig von der Coro­na­krise. Die Kon­junk­tur ist gespal­ten“, so Wollmershäuser.

Pri­va­ter Kon­sum und Neu­ein­stel­lun­gen als Treiber
Pro­fi­tie­ren vom Abflauen der Corona-Krise tut der pri­vate Kon­sum. Vor dem Hin­ter­grund des Impf­fort­schritts wir­ken sich auch die güns­ti­ge­ren Ein­kom­mens- und Beschäf­ti­gungs­aus­sich­ten posi­tiv aus. Im zwei­ten Quar­tal beschleu­nig­ten sich zudem die Neu­ein­stel­lun­gen in der Dienst­leis­tungs­bran­che deut­lich und die Arbeits­lo­sig­keit ging ent­spre­chend zurück. Auch die Kurz­ar­beit wurde spür­bar abge­baut und wird im kom­men­den Jahr ihr Vor­kri­sen­ni­veau erreichen.

„Der plötz­li­che Anstieg der welt­wei­ten Nach­frage hin zu lang­le­bi­gen Kon­sum­gü­tern, elek­tro­ni­schen Arti­keln, sowie spe­zi­el­len medi­zi­ni­schen Pro­duk­ten hat viele Her­stel­ler von indus­tri­el­len Vor­pro­duk­ten an ihre Kapa­zi­täts­gren­zen gebracht“, erläu­tert Woll­mers­häu­ser. „Zudem wur­den die glo­ba­len Lie­fer­ket­ten als Folge stark ver­än­der­ter Waren­ströme vor enorme logis­ti­sche Her­aus­for­de­run­gen gestellt“, betont der ifo-Experte.

Das Thema Infla­tion und das Defi­zit im Staatshaushalt
Beim Thema Infla­tion pro­gnos­ti­zie­ren das ifo-Insti­tut einen Anstieg um 2,3 Pro­zent für heuer und schließ­lich nur noch um 1,6 Pro­zent im Jahre 2023. Das Defi­zit im Staats­haus­halt (Bund, Län­der, Gemein­den, Sozi­al­ver­si­che­run­gen) soll heuer 157,3 Mil­li­ar­den Euro errei­chen und 2022 dann auf 52,1 Mil­li­ar­den Euro schrump­fen, womit der Staats­haus­halt dann erst­mals wie­der aus­ge­gli­chen sein dürfte. 

Basis für diese Pro­gno­sen ist rein die Umset­zung der der­zeit beschlos­se­nen wirt­schafts- und finanz­po­li­ti­schen Pakete. Der inter­na­tio­nal viel kri­ti­sierte Über­schuss in der Leis­tungs­bi­lanz wird in die­sem Jahr 218 Mrd. Euro errei­chen und dann auf 234 Mil­li­ar­den Euro stei­gen. „Das sind erst 6,2 Pro­zent, dann 5,9 Pro­zent und schließ­lich 6,1 Pro­zent der Wirt­schafts­leis­tung“, ergänzt Timo Woll­mers­häu­ser vom ifo-Institut.

Dämp­fer bei Geschäftsklima
Bei den regel­mä­ßi­gen Erhe­bun­gen des ifo-Insti­tuts zu Geschäfts­klima und Stim­mung in der deut­schen Wirt­schaft zeigt sich aktu­ell ein Dämp­fer. Die Unter­neh­men sind weni­ger zufrie­den mit ihrer aktu­el­len Geschäfts­lage und sie bli­cken auch skep­ti­scher auf die kom­men­den Monate. Die Pro­bleme bei der Beschaf­fung von Roh­stof­fen und Vor­pro­duk­ten brem­sen die deut­sche Kon­junk­tur. Die Indus­trie erlebt eine Art „Fla­schen­hals-Rezes­sion“, so das ifo.

Run­ter­ge­bro­chen auf die ein­zel­nen Bran­chen ist die aktu­elle Lage beson­ders beim Ver­ar­bei­ten­den Gewerbe ein­ge­trübt. Ein stär­ke­rer Rück­gang war zuletzt im Mai 2020 beob­ach­tet wor­den. Auch der große Opti­mis­mus bei den Erwar­tun­gen aus dem Früh­jahr ist weit­ge­hend ver­schwun­den. „Die Auf­trags­bü­cher sind noch immer gut gefüllt, aber die Neu­be­stel­lun­gen fla­chen ab“, so die ifo-Experten.

Posi­tive Beur­tei­lung in Baubranche
Etwas ver­bes­sert hat sich Geschäfts­klima im Dienst­leis­tungs­sek­tor. Dies war auf deut­lich zuver­sicht­li­chere Erwar­tun­gen der Unter­neh­men zurück­zu­füh­ren. Im Gast­ge­werbe und Tou­ris­mus ist nach der gro­ßen Skep­sis im Vor­mo­nat eine gewisse Zuver­sicht zurück­ge­kehrt. In der Logis­tik trüb­ten sich die Aus­sich­ten hin­ge­gen ein, im Gleich­klang mit der Industrie.

Nahezu unver­än­dert blieb die Lage in der Han­dels­bran­che. Wäh­rend die Unter­neh­men hier mit ihrer aktu­el­len Lage etwas zufrie­de­ner waren, nahm der Pes­si­mis­mus mit Blick auf die kom­men­den Monate etwas zu. Eine große Mehr­heit der Händ­ler berich­tete ebenso von Lie­fer­pro­ble­men. Deut­lich ver­bes­sert hat sich das Geschäfts­klima hin­ge­gen in der Bau­bran­che. Die Beur­tei­lung der aktu­el­len Lage stieg auf den höchs­ten Stand seit März 2020. „Auch die Erwar­tun­gen für die Zukunft hell­ten sich merk­lich auf“, so das ifo-Institut.

Autor: red/czaak
27.09.2021

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