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Ein Leben zwi­schen Mann und Frau

Kaum eine Unter­schei­dung wird als so selbst­ver­ständ­lich und deut­lich akzep­tiert, als jene zwi­schen Mann und Frau. Dabei ist diese schein­bar klare Lini­en­zie­hung für viele Men­schen reine Ansichts­sa­che. Nicht Kör­per, son­dern Geist ent­schei­det über die Geschlechts­iden­ti­tät von Transgendermenschen.

„Man stelle sich vor, man lebe in einer Gesell­schaft, die dar­über bestimmt, wel­ches soziale Geschlecht man ist. Wie würde sich unser jet­zi­ges Leben ändern, wenn wir auf ein­mal die ein­zi­gen wären, die unsere echte Geschlechts­iden­ti­tät ken­nen?“ So wird in einem Inter­net­fo­rum ange­regt, sich den All­tag von Men­schen vor­zu­stel­len, die offi­zi­ell als „krank“ gel­ten, weil sie sich nicht, oder nicht nur, mit ihrem bio­lo­gi­schen Geschlecht identifizieren.

Kein Ent­we­der-Oder
Die binäre Unter­schei­dung zwi­schen Mann und Frau, auf der die­ses Span­nungs­ver­hält­nis zu Trans­gen­der­men­schen beruht, wird längst nicht in allen Kul­tu­ren als selbst­ver­ständ­lich gese­hen. Noch immer gibt es Kul­tur­kreise in Mexiko, Nord­ame­rika, oder auch Süd­ost­asien, die ebenso selbst­ver­ständ­lich zwi­schen drei, oder meh­re­ren Geschlechts­iden­ti­tä­ten unterscheiden.
Im west­li­chen Kul­tur­raum ist Geschlechts­iden­ti­tät tra­di­tio­nel­ler­weise an Kör­per­merk­male gebun­den, der Geist hin­ge­gen spielt keine Rolle. Das ist nahe­lie­gend und wird als „nor­mal“ akzep­tiert. Doch „Iden­ti­tät“ ist nicht zwangs­weise an Gene gekop­pelt. Ist der Kör­per nicht mehr aus­schlag­ge­bend, kann die Gegen­über­stel­lung Mann – Frau auch als Skala gese­hen wer­den. Man­che Men­schen iden­ti­fi­zie­ren sich selbst mit dem „gegen­über­lie­gen­den“ Geschlecht, sehen sich als Mann und Frau gleich­zei­tig, oder sogar als kei­nes von bei­dem – die Kom­bi­na­ti­ons­mög­lich­kei­ten lau­fen ins Unüber­schau­bare. Als Sam­mel­be­griff hat sich der Aus­druck „Trans­gen­der“ durch­ge­setzt, der übri­gens weder Homo­se­xua­li­tät, noch Geschlechts­um­wand­lun­gen voraussetzt.
Trans­gen­der ist an sich kein neues Phä­no­men. Ein all­ge­mei­nes Bewusst­sein über des­sen Exis­tenz begann sich vor allem in den 60er- und 70er Jah­ren her­aus­zu­bil­den. Im Unter­hal­tungs­main­stream ist Trans­gen­der inzwi­schen längst ange­kom­men. Der Oskar-nomi­nierte Kino­film „Trans­ame­rica“ (2006) mit Despe­rate House­wi­ves Star Feli­city Huff­man, zum Bei­spiel, bie­tet schon eine weit tief­rei­chen­dere Behand­lun­gen mit dem Thema, als dies in Hol­ly­wood lange Zeit Usus war. Dazu gibt es neben elek­tro­ni­schen Medien auch eine Menge an Erfah­rungs­li­te­ra­tur, wie zum Bei­spiel Helen Boyds „She’s not the man i mar­ried“ („Sie ist nicht der Mann, den ich gehei­ra­tet habe“) über Boyds Leben mit ihrem Ehe­mann, der plötz­lich Frau sein wollte.

Schwie­ri­ger Status

Kom­men wir aber noch ein­mal auf die Sta­tus­frage zurück. Trans­gen­der gilt aus medi­zi­ni­scher Sicht als „Stö­rung der Geschlechts­iden­ti­tät“. Aus­gren­zung oder sogar Gewalt begeg­nen Trans­gen­der­men­schen prak­tisch täg­lich. Klei­nig­kei­ten wer­den im All­tag oft zur Gedulds- oder Bewäh­rungs­probe. Spricht man sie end­lich mit dem gewünsch­ten Pro­no­men an, wer­den sie als Mann oder Frau bezeich­net ? Selbst ein simp­ler Toi­let­ten­gang kann zum fir­men­in­ter­nen Skan­dal, bis hin zu beruf­li­chen Kon­se­quen­zen füh­ren, allein dadurch, dass „auf’s fal­sche Töpf­chen“ gegan­gen wird.
Die Hys­te­rie um Trans­gen­der­men­schen wirkt oft ebenso reflex­ar­tig wie über­zo­gen. Ob es sich nun tat­säch­lich um eine „Stö­rung“ han­delt, oder ob diese, von Mit­glie­dern der Trans­gen­der Com­mu­nity teils hef­tig ange­foch­tene Bezeich­nung eine unge­recht­fer­tigte Her­ab­set­zung eines völ­lig natür­li­chen Phä­no­mens ist, sei vor­erst dahin gestellt. Doch „krank“ oder nicht, anste­ckend ist es bekann­ter­weise nicht. Gerade des­we­gen erwar­ten sich Mit­glie­der der Com­mu­nity, viel­leicht nicht ganz zu Unrecht, wenigs­tens ein biss­chen mehr Gelas­sen­heit von kon­ser­va­ti­ver Seite.

Autor:
25.02.2011

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