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Fünf neue ERC-Grants an For­sche­rIn­nen in Österreich

Thea­ter, Welt­raum, Phy­sik, Bio­lo­gie und Quan­ten. Emine Fisek, Chris­tian Möstl, Josef Prad­ler, Yasin Dag­das von ÖAW und Mar­cus Huber von TU Wien erhal­ten EU-Grants und knapp 10 Mio. Euro Forschungsgelder. 

Bei der aktu­el­len Ver­ga­be­runde der For­schungs­preise des Euro­päi­schen For­schungs­rats (Euro­pean Rese­arch Coun­cil, ERC) konn­ten For­sche­rIn­nen der Öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten (ÖAW) und der TU Wien erneut Erfolge fei­ern. Mit Thea­ter­wis­sen­schaft­le­rin Emine Fisek, Welt­raum­for­scher Chris­tian Möstl, Phy­si­ker Josef Prad­ler und Mole­ku­lar­bio­loge Yasin Dag­das erhal­ten gleich vier ÖAW-For­schende einen der heuer mit jeweils bis zu 2 Mio. Euro dotier­ten ERC Con­so­li­da­tor Grants.

Mehr als 100 Mil­lio­nen Euro an ERC-För­de­run­gen nach Österreich
Ebenso einen „ERC Con­so­li­da­tor Grant“ erhält Mar­cus Huber vom Atom­in­sti­tut der TU Wien für For­schun­gen im Bereich der Quan­ten­tech­no­lo­gie. Und For­scher Marc Hän­del vom Öster­rei­chi­schen Archäo­lo­gi­schen Insti­tut der ÖAW ist an einem wei­tere ERC Grant betei­ligt. Mit den neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-For­sche­rIn­nen ver­ge­be­nen Preise auf 66 ERC Grants und 6 Proof of Con­cept Grants. Betei­ligt war die ÖAW fer­ner an wei­te­ren 18 ERC Grants. Anga­ben zufolge konnte die ÖAW bereits mehr als 100 Mil­lio­nen Euro an ERC-För­de­run­gen nach Öster­reich holen.

Die För­der­preise ermög­li­chen den For­sche­rIn­nen die Umset­zung ihrer wei­te­ren For­schungs­pro­jekte sowie die wei­tere Fes­ti­gung ihrer wis­sen­schaft­li­chen Unab­hän­gig­keit. In den kom­men­den fünf Jah­ren wer­den sie dabei an den Schnitt­stel­len zu Thea­ter und Gen­tri­fi­zie­rung for­schen, Son­nen­stürme im inter­pla­ne­ta­ren und erd­na­hen Welt­raum in den Blick neh­men sowie Stu­dien durch­füh­ren, die sich mit Dunk­ler Mate­rie aus­ein­an­der­set­zen oder den Bei­trag der soge­nann­ten Auto­pha­gie zur Zel­ler­neue­rung untersuchen.

Von Thea­ter und außer­ir­di­schen Wettervorhersagen
Mit ihrem Con­so­li­da­tor Grant durch­leuch­tet Emine Fisek am Insti­tut für Kul­tur­wis­sen­schaf­ten und Thea­ter­ge­schichte der ÖAW, wie die Schick­sale des Thea­ters und der Stadt mit­ein­an­der ver­wo­ben sind. Die­ses inter­dis­zi­pli­näre For­schungs­pro­jekt, das eth­no­gra­fi­sche und archi­va­ri­sche Unter­su­chun­gen an meh­re­ren Orten kom­bi­niert, ana­ly­siert die kom­pli­zierte und oft ambi­va­lente Bezie­hung zwi­schen Thea­ter­prak­ti­ken und urba­ner Trans­for­ma­tion im Europa des 21. Jahrhunderts.

Chris­tian Möstl wird sich mit sei­nem Con­so­li­da­tor Grant der Vor­her­sage von extre­men Son­nen­stür­men wid­men. Der Wis­sen­schaft­ler am Insti­tut für Welt­raum­for­schung der ÖAW möchte her­aus­fin­den, wie sich der Son­nen­wind zeit­lich ent­wi­ckelt, ins­be­son­dere des­sen Geschwin­dig­keit und die Nord-Süd-Kom­po­nente des Magnet­felds. Neue Ent­de­ckun­gen erhofft man sich dabei ins­be­son­dere von neuen Bil­dern der Raum­sonde Solar Orbi­ter und von der Par­ker Solar Probe aus der Nähe der Sonne.

Über Dunkle Mate­rie und sich selbst ver­zeh­rende Zellen
Josef Prad­ler vom Insti­tut für Hoch­en­er­gie­phy­sik der ÖAW, wird sich der Erfor­schung der nicht-gra­vi­ta­ti­ven Natur der Dunk­len Mate­rie zuwen­den – und zwar in zwei Berei­chen, die für die Teil­chen­phy­sik von zen­tra­lem Inter­esse sind : zum einen geht es um den direk­ten Nach­weis von Dunk­ler Mate­rie im Labor und zum ande­ren um die von Dunk­ler Mate­rie unter­stützte Struk­tur­bil­dung im Uni­ver­sum. Eines der Ziele : Das Ver­ständ­nis der Signal­bil­dung bei der Suche nach Dunk­ler Mate­rie zu vertiefen.

Mit sei­nem ERC Con­so­li­da­tor Grant erforscht Yasin Dag­das am Gre­gor Men­del Insti­tut (GMI) für Mole­ku­lare Pflan­zen­bio­lo­gie der ÖAW, wel­che Rolle Auto­pha­gie (Anm. Zell­ei­ge­ner Abbau schäd­li­cher Bestand­teile) im Kon­text mit an das endo­plas­ma­ti­sche Reti­ku­lum (ER) ange­bun­dene Ribo­so­men spielt. In Zel­len bewe­gen sich meh­rere Ribo­so­men gleich­zei­tig ent­lang der mRNAs, um die Gene in Pro­te­ine zu über­set­zen. Das kann unter zel­lu­lä­rem Stress zu Kol­li­sio­nen zwi­schen den Ribo­so­men und zur Unter­bre­chung der Pro­te­in­syn­these füh­ren und hier spielt nun laut Dag­das die Auto­pha­gie eine zen­trale Rolle.

ERC-Grant für Mar­cus Huber von TU Wien
Quan­ten, Kom­ple­xi­tät und Ther­mo­dy­na­mik, das sind unter­schied­li­che Berei­che der Phy­sik und die ver­knüpft Mar­cus Huber von der TU Wien auf neue Weise und dafür erhält er nun auch einen ERC Con­so­li­da­tor Grant. Große Dinge beschreibt man nor­ma­ler­weise nicht mit den For­meln der Quan­ten­phy­sik, son­dern mit den Geset­zen der klas­si­schen Phy­sik. Doch was pas­siert, wenn ein Quan­ten­sys­tem (etwa ein Atom) in Kon­takt mit etwas Gro­ßem kommt, etwa mit einem Mess­ge­rät ? Das gehört zu den schwie­rigs­ten Fra­gen der Phy­sik, auf die man bis heute keine wirk­lich befrie­di­gende Ant­wort gefun­den hat.

Die Grund­ge­setze der Phy­sik unter­schei­den eigent­lich nicht zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft. „Es gibt nur zwei Berei­che, wo die Rich­tung der Zeit eine ent­schei­dende Rolle spielt, und das ist die Ther­mo­dy­na­mik und der quan­ten­phy­si­ka­li­sche Mess­pro­zess“, so Huber. Er hofft auf neue Ein­bli­cke in Quan­ten­sys­teme und Quan­ten­mes­sun­gen als Basis für neue Quan­ten­tech­no­lo­gien. Anwen­dun­gen dafür gibt es viele – von „Quan­ten­kühl­schrän­ken“ für extrem tiefe Tem­pe­ra­tu­ren, bis zur Über­tra­gung von Quan­ten­in­for­ma­tion und einem Quan­ten­in­ter­net. „Mit neuen Erkennt­nis­sen lässt sich auch berech­nen, wo die Gren­zen bis­he­ri­ger Quan­ten­tech­no­lo­gien lie­gen, und wel­che von ihnen man mög­li­cher­weise über­win­den kann“, ergänzt Mar­cus Huber von der TU Wien. 

Autor: red/mich/cc
25.03.2022

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