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Handy … bitte voll tanken

Wäh­rend neue Akku­tech­no­lo­gien noch im For­schungs­sta­dium sind, kon­zen­trie­ren sich man­che Anbie­ter auf die Brenn­stoff­zelle als Ener­gie­lie­fe­rant. Einige Her­stel­ler zei­gen bereits Prototypen.

Wer kennt nicht das Pro­blem, dass mit­ten in einem wich­ti­gen Gespräch der Handy-Akku sei­nen Geist auf­gibt. Oder schlim­mer : Man arbei­tet seit Stun­den an einer wich­ti­gen Prä­sen­ta­tion, und das Note­book fällt in den kurz davor ange­kün­dig­ten Tief­schlaf. Natür­lich hat man das Netz­teil nicht dabei. Die Lösung die­ses Pro­blems sol­len kleine Brenn­stoff­zel­len brin­gen, die leich­ter, zuver­läs­si­ger und umwelt­freund­li­cher sind als Bat­te­rien und Akkus. Mit einem Wir­kungs­grad zwi­schen 50 und 83 Pro­zent erlau­ben sie eine kon­ti­nu­ier­li­che Brenn­stoff­ver­sor­gung, müs­sen also nicht auf­ge­la­den wer­den. Je klei­ner, desto teu­rer war die bis­he­rige Devise bei her­kömm­li­chen Bat­te­rien. So kos­tet eine Kilo­watt­stunde elek­tri­scher Ener­gie aus einer Knopf­zelle, wie sie in Arm­band­uh­ren üblich ist, weit über 5.000 Euro. Ent­nimmt man die glei­che Ener­gie­menge Taschen­lam­pen­Bat­te­rien, so kos­tet sie noch 50 bis 100 Euro. Nickel-Cad­mium-Akkus, die 500-mal auf­ge­la­den wer­den kön­nen, lie­fern die Kilo­watt­stunde Strom immer­hin schon zu zwei bis fünf Euro. 16 Euro­cent kos­tet Strom aus der Steck­dose. Vor eini­gen Jah­ren stellte das Fraun­ho­fer Insti­tut für Solare Ener­gie­sys­teme (ISE) eine Brenn­stoff­zelle vor. Sie hatte die Größe einer Unter­tasse und lie­ferte bis zu 50 Watt. Moto­rola zeigte vor fünf Jah­ren ein Modell, das nicht mit gas­för­mi­gem Was­ser­stoff arbei­tete, son­dern direkt flüs­si­ges Metha­nol, das in Patro­nen zuge­führt wird, in Strom umwan­delt. Die Ent­wick­lung soll in Kürze markt­reif sein. An einer Mikrobrenn­stoff­zelle mit einer Dicke von rund 2,5 Mil­li­me­tern arbei­tet ein Team des ISE in Zusam­men­ar­beit mit der Uni­ver­si­tät Frei­burg. Die Zelle ist so fle­xi­bel, dass sie in dünne Trä­ger­ma­te­ria­lien ein­ge­ar­bei­tet wer­den kann.

Was­ser­stoff aus Flüssiggas
Die klei­nen Brenn­stoff­zel­len für Com­pu­ter, Han­dys und andere trag­bare Geräte kön­nen mit Metha­nol-Patro­nen ver­sorgt wer­den. Da Metha­nol gif­tig ist, wird nach Alter­na­ti­ven gesucht, bei denen direkt Was­ser­stoff als Brenn­stoff ein­ge­speist wird. Das ISE ent­wi­ckelt Was­ser­stoff­spei­cher für trag­bare Anwen­dun­gen. Ein Bei­spiel ist ein auto­ther­mer Pro­p­an­re­for­mer, der aus han­dels­üb­li­chem Flüs­sig­gas kos­ten­güns­tig Was­ser­stoff erzeugt. Dadurch wird, unab­hän­gig von Ver­sor­gungs­net­zen, die geräusch- und fast schad­stoff­lose Strom­erzeu­gung mög­lich. Eine Kom­bi­na­tion von Brenn­stoff­zelle mit einem leis­tungs­fä­hi­gen Nickel-Zink-Akku als Puf­fer­bat­te­rie habe die bes­ten Markt­chan­cen für mobile Anwen­dun­gen, so Ent­wick­ler von Energy Vision aus dem kana­di­schen Ottawa. Zu einem Fünf­tel des Prei­ses einer nor­ma­len Brenn­stoff­zelle soll so ein Hybrid­sys­tem zu ver­wirk­li­chen sein. Doch da scheint Pana­so­nic mit sei­ner Kon­zern­schwes­ter Mat­su­s­hita Bat­tery Indus­trial die Nase vorne zu haben. Auf der Con­su­mer Elec­tro­nics Show (CES) im Jän­ner in Las Vegas hat Pana­so­nic Note­books mit einer Brenn­stoff­zelle prä­sen­tiert. Sie soll über eine Betriebs­dauer von bis zu 20 Stun­den ver­fü­gen und eine Leis­tung von 25 Watt haben. Sie wiegt nur 450 Gramm und arbei­tet mit Metha­nol. Wei­tere Her­stel­ler wer­den mit ähn­li­chen Pro­duk­ten fol­gen, andere, wie Nokia, haben ihre Ent­wick­lun­gen auf Eis gelegt.

Aus­ge­wähl­ter Arti­kel aus Print­aus­gabe 03/2006

Autor: Klaus Lackner
Economy Ausgabe: 03-02-2006
28.02.2017

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