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Jugend zwi­schen Rausch und Entzug

Ob aus Lie­bes­kum­mer oder Schul­stress : Immer mehr Teen­ager betrin­ken sich in regel­mä­ßi­gen Abstän­den bis zur Bewusst­lo­sig­keit. Das Durch­schnitts­al­ter beim ers­ten Alko­hol­kon­sum liegt bei zwölf Jah­ren, die Hälfte aller Min­der­jäh­ri­gen mit Alko­hol­ver­gif­tung ist jün­ger als 16. 

Rausch der Jugend : Die Bri­ten sind Euro­pa­meis­ter im Sau­fen, die Öster­rei­cher im Qual­men, die Tsche­chen beim Kif­fen : Das zeigt die aktu­elle Stu­die im Auf­trag der Euro­päi­schen Union zum Sucht­ver­hal­ten von 16-jäh­ri­gen Schü­lern in 35 euro­päi­schen Län­dern. Öster­rei­chi­sche Schü­ler lie­gen bei den klas­si­schen Dro­gen Alko­hol und Niko­tin über dem Durch­schnitt. Nur beim Can­na­bis­kon­sum ran­gie­ren sie unter dem EU-Durch­schnitt. Wäh­rend der Ziga­ret­ten­kon­sum zurück­ging, nah­men starke Trink­ge­lage euro­pa­weit zu, beson­ders unter Mädchen.
Schon lange bevor sich Jugend­li­che nach absol­vier­ter Matura mit Rei­se­bus­sen von dar­auf spe­zia­li­sier­ten Rei­se­agen­tu­ren quer durch Europa kar­ren las­sen, um dort mit der Sehn­sucht nach Exzess und dem Wunsch nach Frei­heit zwi­schen Matura und dem Rest des Lebens zu spie­len, wer­den sie in gesel­li­ger Runde von C2H5OH-Mole­kü­len, in der Umgangs­spra­che fälsch­li­cher­weise Alko­hol statt Etha­nol genannt, in Aggre­gats­zu­stände zwi­schen Schwips und Koma ver­setzt. Sie hal­ten es mit Homer Simpson, der behaup­tet : „Auf den Alko­hol – die Lösung und die Ursa­che für alle Pro­bleme des Lebens.“ 

Kein Spaß mit Maß 
Neu­es­ten Sta­tis­ti­ken des Anton-Prok­sch­-Insti­tuts zufolge hat ein Drit­tel der 15-jäh­ri­gen Mäd­chen und fast die Hälfte der gleich­alt­ri­gen Bur­schen in Öster­reich bereits mehr­ma­lige Rausch­er­fah­run­gen hin­ter sich. Auch 13-Jäh­rige haben bereits wie­der­holt Alko­hol­räu­sche erlebt – und zwar neun Pro­zent der Mäd­chen und 16 Pro­zent der Bur­schen. Dabei han­delt es sich meist um Wochen­end­ex­zesse. Drei Pro­zent der 16-Jäh­ri­gen haben aber bereits Trink­ge­wohn­hei­ten, die über der Gefähr­dungs­grenze lie­gen. Koma­saufen als Kampf­sport­art der Teen­ager ? Nein, nicht alle Jugend­li­chen betrin­ken sich , ob aus Lie­bes­kum­mer oder Schul­stress, in regel­mä­ßi­gen Abstän­den bis zur Bewusstlosigkeit.
Eine aktu­elle Stu­die des Lud­wig-Boltz­mann-Insti­tuts für Sucht­for­schung über Alko­hol­ver­gif­tun­gen bei Kin­dern und Jugend­li­chen doku­men­tiert, dass die meis­ten Fälle, in denen Jugend­li­che im Kran­ken­haus gelan­det sind, nur „Trin­k­un­fälle“ waren und keine Absicht vor­lag. Wie bei allen Dro­gen ist nicht die Sub­stanz per se das Pro­blem, son­dern unkon­trol­lier­ter Umgang damit. Die Dosis macht die Droge. Hinzu kommt das Tempo, etwa bei beson­ders risi­ko­rei­chen Trink­ver­hal­ten wie dem soge­nann­ten Binge Drin­king, dem schnel­len Trin­ken bis zum Voll­rausch. „Spaß mit Maß“, wie es das Bun­des­mi­nis­te­rium für Gesund­heit und Frauen einst pro­pa­gierte, ist dann nicht mehr. Kom­ple­xi­täts­re­duk­tion mün­det naht­los in Kon­troll­ver­lust. In Öster­reich ist seit 2002 die Zahl der jähr­li­chen Spi­tal­sein­lie­fe­run­gen von Kin­dern und Jugend­li­chen mit Alko­hol­ver­gif­tung um 27 Pro­zent gestiegen.

Die Sucht­falle
Auch andere Dro­gen sind ver­brei­tet. Mehr als ein Drit­tel der Jugend­li­chen hat Erfah­run­gen mit der ille­ga­len All­tags­droge Can­na­bis, sechs Pro­zent haben irgend­wann ein­mal Ecstasy kon­su­miert. Die Hälfte aller Can­na­bis­kon­su­men­ten macht ihre ers­ten Rausch­er­fah­run­gen vor dem 16. Lebens­jahr. Bis zu sie­ben Pro­zent wer­den süch­tig. Stu­dien bele­gen fatale Fol­gen : Junge Dauer-Kif­fer besit­zen im Alter von 20 Jah­ren die Reife von 14-Jäh­ri­gen. Für viele bleibt als ein­zi­ger Aus­weg eine sta­tio­näre The­ra­pie. Doch es ist ein stän­di­ger Kampf gegen den Rückfall.
Der Kon­sum von Dro­gen ist in Öster­reich sta­bil bis rück­läu­fig. 2008 gab es 169 direkt mit Sucht­gift in Ver­bin­dung ste­hende Todes­op­fer, im Jahr zuvor waren es 175. Jugend­li­che kon­su­mie­ren Dro­gen exzes­si­ver, aber nicht öfter, geht aus dem Dro­gen­be­richt 2009 hervor.
2007 wurde in Öster­reich eine Schul­erhe­bung durch­ge­führt. Die Lebens­zeit­prä­va­len­zen (Can­na­bis : 94 Pro­zent, „Ecstasy“: 72 Pro­zent, „Speed“: 69 Pro­zent, Kokain : 66 Pro­zent, Magic Mush­rooms : 64 Pro­zent, LSD : 45 Pro­zent) sind vor allem für die typi­schen Par­ty­dro­gen – „Speed“, „Ecstasy“, Kokain – sehr hoch. 30 Pro­zent der Befrag­ten kon­su­mie­ren auf Par­tys immer ille­gale Sub­stan­zen, wei­tere 27 Pro­zent häu­fig. 88 Pro­zent geben an, dass einige oder fast alle ihrer Freun­din­nen und Freunde auf Par­tys ille­gale Sub­stan­zen kon­su­mie­ren. 71 Pro­zent haben bereits gleich­zei­tig oder inner­halb kur­zer Zeit zwei oder meh­rere ille­gale Sub­stan­zen bezie­hungs­weise Alko­hol und Par­ty­dro­gen konsumiert.

Autor:
26.03.2010

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