Große Herausforderungen für ländliche Regionen

Finanzielle Lage von regionalen Kommunen und Gemeinden ist alarmierend. Fehlende Verkehrsinfrastrukturen und mehr Vielfalt bei den Themen Arbeit und Leben spielen dabei auch Rolle.
(NOe-Wirtschaftspressedienst/red/cc) Städte und Gemeinden erbringen eine Vielfalt an Leistungen und das erstreckt sich von der Kinderbetreuung und den Schulen über die Infrastruktur bis zu Sport- und Kultureinrichtungen. Die zur Finanzierung der kommunalen Daseinsvorsorge zur Verfügung stehenden Einnahmen sinken jedoch von Jahr zu Jahr. Städte und Gemeinden müssen einen immer größeren Teil ihrer Einnahmen für die Bereiche Krankenanstalten und Soziales an das übergeordnete Land abtreten.
Eine vom Österreichischen Städtebund in Auftrag gegebene und vom KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung durchgeführte Studie zeigt, dass bis 2028 von einem Euro, welchen die Städte und Gemeinden aus dem gemeinschaftlichen Steuertopf erhalten, durch diese Transfers nur mehr tatsächlich 40 Cent bei diesen Kommunen verbleiben. „Damit ist die Finanzierung der eigentlichen kommunalen Aufgaben nicht mehr möglich“, kritisiert etwa Matthias Stadler, Bürgermeister von St. Pölten und Vorsitzende des Städtebunds Niederösterreich.
Zahl der Kommunen mit Finanzierungsproblemen wächst kontinuierlich
Die Zahl der Kommunen, die ihre laufenden Ausgaben nicht mehr mit laufenden Einnahmen decken können (Anm. sogenannte „Abgangsgemeinden“) wächst in Österreich kontinuierlich. Waren es vor einigen Jahren noch 15 Prozent, sollen es 2025 schon 45 Prozent sein. Der Städtebund fordert nun entsprechend, dass die Verteilung der Finanzmittel zwischen den Gebietskörperschaften neu geregelt werden soll.
Heuer haben die 573 niederösterreichischen Gemeinden rund 2,2 Milliarden Euro an Steuern aus den gemeinschaftlichen Bundesabgaben erhalten. Gegenüber 2023 ist das ein Plus um 68 Millionen Euro oder drei Prozent. Österreichweit sind die Einnahmen der Städte und Gemeinden ebenfalls um rund drei Prozent gestiegen, so eine Analyse des Niederösterreichischen Wirtschaftspressedienstes.
Mobilitätswende kommt im Waldviertel nicht an
Ein relevanter Punkt für die Attraktivität von ländlichen Städten und Gemeinden ist eine gute Erreichbarkeit mit einer funktionierenden (öffentlichen) Verkehrsinfrastruktur. Das zeigt sich insbesondere bei Regionen wie etwa dem Niederösterreichischen Waldviertel. Hier kommt die Mobilitätswende nur unzureichend an, so eine aktuelle Studie von Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) und Statistik Austria. Im Jahr 2023 entfielen etwa im Bezirk Waidhofen/Thaya auf je 1.000 Einwohner 767 Pkw und Kombi. Nirgendwo sonst in Österreich ist der Motorisierungsgrad so hoch wie in dieser Region des Waldviertels.
Eine Untersuchung des NÖ Wirtschaftspressedienst auf Basis der VCÖ-Untersuchung belegt diese hohen Auto-Dichten und das gilt auch in den Bezirken Zwettl (741 Pkw je 1.000 Einwohner), Horn (727) oder Gmünd (727). Diese Zahlen inkludieren auch Firmen- und Behördenfahrzeuge. Die vielbeschworene Mobilitätswende kommt im Waldviertel offenbar nicht an. Verglichen mit 2022, ist der Motorisierungsgrad in allen vier genannten Bezirken weiter gestiegen, so der NOe-Wirtschaftspressedienst.
Viele junge Frauen kehren Landleben den Rücken
Standort- bzw. regionalpolitisch weitere wichtige Faktoren sind Ausbildung sowie Vielfalt bei möglichen Arbeitgebern und Kultur- und Freizeitangeboten. Hier zeigt sich dann, dass besonders für junge Frauen das Leben in der Stadt attraktiver als auf dem Land. Als Grund werden vorrangig eben die besseren Möglichkeiten der Ausbildung und das vermehrte Angebot höher qualifizierter Arbeitsplätze angegeben. Auch das verdichtete Kultur- und Freizeitangebot ist für viele junge Frauen ein hoher Anreiz, ihren Hauptwohnsitz auf dem Land aufzugeben und in die Stadt zu ziehen.
Was die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) schon 2012 in einer großen Studie erhoben hat, lässt sich auch 12 Jahre später beobachten: Vor allem in abgelegenen Regionen verlassen viele Frauen ihren Heimatort und verlegen ihren Lebensmittelpunkt in die Ballungszentren, wie aus Zahlen der geschlechterspezifischen Binnenwanderung hervorgeht. Mit den Frauen und dem fehlenden Nachwuchs schwindet dann auch die Perspektive dörflicher Strukturen, so ein weiteres Ergebnis der Analysen des Niederösterreichischen Wirtschaftspressedienstes.