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© pexels/joseph eulo

Mehr Kon­sum bei Kokain und Cannabis

Die Abwas­ser­ana­lyse zum Dro­gen­kon­sum in Öster­reich 2023 zeigt Anstieg bei Kokain und unge­bro­chene Domi­nanz bei Can­na­bis. Gerichts­me­di­zin der Med Uni Inns­bruck ver­ant­wor­tet Dro­gen­mo­ni­to­ring seit 2016.

Soeben wur­den euro­pa­weit wie­der die Ergeb­nisse des jähr­li­chen, abwas­ser­ba­sier­ten Dro­gen­mo­ni­to­rings ver­öf­fent­licht. Die Ana­lyse für Öster­reich lie­fert seit 2016 das foren­sisch-toxi­ko­lo­gi­sche Labor am Insti­tut für Gericht­li­che Medi­zin (GMI) der Medi­zin Uni Inns­bruck. Die Daten für 2023 zei­gen für Öster­reich einen Platz Mit­tel­feld. Unter den ver­bo­te­nen Sub­stan­zen wird Can­na­bis am häu­figs­ten kon­su­miert, der Ver­brauch von Kokain steigt an. Auf Basis der gewon­ne­nen Daten wer­den nun­mehr in Kuf­stein und Wien bereits Maß­nah­men gesetzt.

Im Schnitt drei bis vier Ziga­ret­ten und 0,07 Joints und rund 1,5 Mil­li­gramm auf­put­schende Drogen
„Einwohner:innen aus einer der 16 unter­such­ten Regio­nen in Öster­reich trin­ken im Schnitt täg­lich etwas mehr als ein Glas Wein, rau­chen drei bis vier Ziga­ret­ten und kon­su­miert 0,07 Joints sowie rund 1,5 Mil­li­gramm an auf­put­schen­den Dro­gen“, erläu­tert Her­bert Ober­acher, Che­mi­ker und Lei­ter des foren­sisch-toxi­ko­lo­gi­schen Labors am GMI der Med Uni Inns­bruck die Ergeb­nisse der Abwas­ser­ana­lyse für Öster­reich. Der aktu­elle Bericht wurde soeben mit dem Euro­päi­schen Bericht zum Dro­gen­mo­ni­to­ring veröffentlicht. 

Auch 2023 fin­det sich keine ein­zige der in Öster­reich und Süd­ti­rol über­wach­ten Regio­nen unter den zehn kon­sum­stärks­ten – und so bleibt Öster­reich beim Dro­gen­kon­sum im euro­päi­schen Mit­tel­feld. Für den Dro­gen­be­richt, der von der Euro­päi­schen Beob­ach­tungs­stelle für Dro­gen und Dro­gen­sucht (EMCDDA) jähr­lich ver­öf­fent­licht wird, wur­den im Jahr 2023 euro­pa­weit die Abwäs­ser von ins­ge­samt 112 Städ­ten und Regio­nen unter­sucht, dar­un­ter 16 Klär­an­la­gen in Öster­reich von in Summe rund 160 Gemein­den, und dazu eine Süd­ti­ro­ler Klär­an­lage. „Öster­reich lie­fert damit vier­zehn Pro­zent aller euro­päi­schen Daten­sätze“, so Oberacher.

Rück­schlüsse auf Dro­gen­kon­sum von 3 Mil­lio­nen Men­schen in Öster­reich und Südtirol
Die Unter­su­chung lässt Rück­schlüsse auf den Dro­gen­kon­sum von 3 Mil­lio­nen Men­schen in Öster­reich und Süd­ti­rol zu. Für die jähr­li­che SCORE-Stu­die wur­den im Früh­jahr und Früh­som­mer 2023 über einen Zeit­raum von einer Woche täg­lich Pro­ben vom Zufluss der Klär­an­la­gen ent­nom­men und von den Expert:innen des GMI mit­hilfe moderns­ter ana­ly­tisch-che­mi­scher Ver­fah­ren ausgewertet.

Unter­sucht wur­den die soge­nann­ten Kon­sum­mar­ker (Anm. Dro­gen bzw. deren Stoff­wech­sel­pro­dukte) der Sucht­gifte Tetra­hy­dro­can­na­bi­nol (THC, Wirk­stoff in Can­na­bis), Kokain, Amphet­amin (Wirk­stoff in Speed), 3,4‑Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, Wirk­stoff in Ecstasy) und Metham­phet­amin (Wirk­stoff in Crys­tal Meth), sowie Alko­hol und Nikotin. 

Die Ergeb­nisse im Detail
Die Abwäs­ser aus den Klär­an­la­gen lie­fern grund­sätz­lich wich­tige Infor­ma­tio­nen für die Über­wa­chung der öffent­li­chen Gesund­heit. Eine beson­dere Stärke des abwas­ser­ba­sier­ten Dro­gen­mo­ni­to­rings ist die Mög­lich­keit des Ver­gleichs unter­schied­li­cher Regio­nen. So ergab die Ana­lyse, dass der Pro-Kopf-Kon­sum an Alko­hol und Niko­tin inner­halb Öster­reichs rela­tiv ein­heit­lich ist. Bei den ver­bo­te­nen Dro­gen bie­tet sich ein weni­ger homo­ge­nes Bild : In allen Regio­nen war Can­na­bis die domi­nie­rende Droge, wobei der THC-Kon­sum im urba­nen Raum höher ist, als in länd­li­chen Gegen­den. Die mitt­lere täg­li­che Kon­sum­menge an THC lag bei 11 Gramm pro 1.000 EinwohnerInnen. 

Unter den Sti­mu­lan­zien ist Kokain die umsatz­stärkste Droge, hier lag die mitt­lere täg­li­che Kon­sum­menge bei 1.3 Gramm pro 1.000 Ein­woh­ne­rIn­nen. In West­ös­ter­reich und Süd­ti­rol wird Kokain pro Kopf in grö­ße­ren Men­gen kon­su­miert, als in Ost­ös­ter­reich. Den höchs­ten Pro-Kopf-Ver­brauch an Kokain ver­zeich­nete auch im Jahr 2023 Kuf­stein, dort wird auch am meis­ten Can­na­bis kon­su­miert. Die größ­ten Pro-Kopf-Kon­sum­men­gen des Wirk­stoffs Amphet­amin (Speed) lie­ßen sich in Graz nach­wei­sen, beim Kon­sum von Metam­phet­amin (Crys­tal Meth) füh­ren Wie­ner Neu­stadt und Steyr. 

Abwas­ser­ana­lyse lie­fert auch Konsummuster
Der MDMA (Ecstasy) Kon­sum scheint in urba­nen Regio­nen höher zu sein, als in länd­li­chen. Der Spit­zen­wert wurde dabei auch hier in Graz beob­ach­tet. Die West-Ost-Ver­tei­lung von Sti­mu­lan­zien und syn­the­ti­schen Dro­gen ist nicht auf Öster­reich beschränkt, son­dern spie­gelt sich in Europa wider. In Süd­ti­rol scheint der Pro-Kopf-Kon­sum der unter­such­ten Genuss- und Sucht­mit­tel nied­ri­ger als in Öster­reich zu sein. Ein Ver­gleich von Süd- und Nord­ti­rol lässt sich anhand der Daten aus den Lan­des­haupt­städ­ten anstel­len : In Bozen war der Pro-Kopf-Ver­brauch von Alko­hol, Niko­tin, Can­na­bis, Amphet­amin und MDMA gerin­ger als in Inns­bruck, jener von Kokain vergleichbar.

Anhand der Abwas­ser­ana­lyse las­sen sich auch Kon­sum­mus­ter erken­nen : So wur­den in vie­len Regio­nen am Wochen­ende höhere Alkohol‑, Kokain‑, Amphetamin‑, Metham­phet­amin- und MDMA-Umsätze als an Wochen­ta­gen fest­ge­stellt, was für deren Ver­wen­dung als „Par­ty­dro­gen“ spricht. Regel­mä­ßige Abwas­ser­ana­ly­sen ermög­li­chen das Erken­nen von zeit­li­chen Trends am Dro­gen­markt. „Eine Ent­wick­lung, die wir seit Jah­ren in Öster­reichs Abwäs­sern beob­ach­ten, ist die Zunahme der Menge an Koka­in­rück­stän­den“, erklärt Stu­di­en­lei­ter Oberacher. 

Maß­nah­men in Kuf­stein und Wien bele­gen Mehr­wert für die öffent­li­che Gesundheit
Die im Rah­men des SCORE Netz­werks über den Sub­stanz­kon­sum erho­be­nen Daten lie­fern den Behör­den und poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen Ent­schei­dungs­hil­fen, um geeig­nete Maß­nah­men aus­ar­bei­ten und umset­zen zu kön­nen. „Für die Stadt Wien stellt die­ses Instru­ment ein wei­te­res wich­ti­ges Werk­zeug für die Ein­schät­zung zu aktu­el­len und zukünf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen und dazu pas­sende Ablei­tun­gen dar. Aber auch die Maß­nah­men der Poli­zei in Kuf­stein kön­nen als Best-Prac­tice-Bei­spiel gewer­tet wer­den“, erklärt Her­bert Oberacher. 

Basie­rend auf der Abwas­ser­stu­die aus dem Jahr 2022 hat das Kuf­stei­ner Bezirks­po­li­zei­kom­mando sowohl prä­ven­tive als auch ope­ra­tive Maß­nah­men gesetzt. So wurde etwa auf Bezirks­ebene eine Offen­sive im schu­li­schen Bereich gestar­tet, die dar­auf abzielt, das Unrechts­be­wusst­sein der Jugend­li­chen zu schär­fen, sowie für Gefah­ren zu sen­si­bi­li­sie­ren. Außer­dem erhiel­ten Beamte aus dem Bezirk eine spe­zi­elle Schu­lung im Lan­des­kri­mi­nal­amt (LKA) und arbei­ten nun fast aus­schließ­lich im Sucht­mit­tel­be­reich. Die Bekämp­fung der Sucht­mit­tel­kri­mi­na­li­tät bil­det wei­ter­hin einen Schwer­punkt in der Poli­zei­ar­beit des Bezirks. 

Autor: red/czaak
22.03.2024

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