Zum Inhalt
© pexels/pixabay

Nach­hal­tig­keit und Kli­ma­neu­tra­li­tät in Öster­reichs Betrieben

Zwei Drit­tel der mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men ohne ent­spre­chende Stra­te­gie. Auf­hol­be­darf beson­ders in Bran­chen Trans­port, Immo­bi­lien und Bau­wirt­schaft. Zuletzt mehr Maß­nah­men, so aktu­elle Stu­die von EY.

Öster­reich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 kli­ma­neu­tral zu sein. Die Mehr­heit der hei­mi­schen mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men hat aller­dings immer noch keine fun­dierte Nach­hal­tig­keits- oder Kli­ma­stra­te­gie, so eine aktu­elle Stu­die der Bera­tungs- und Prü­fungs­or­ga­ni­sa­tion EY Öster­reich. Aktu­ell ver­fü­gen 37 Pro­zent der Unter­neh­men über eine sol­che Stra­te­gie und rund ein Vier­tel plant diese in den nächs­ten zwei Jahren. 

Mehr als ein Drit­tel der Unter­neh­men, die im Moment keine Nach­hal­tig­keits- oder Kli­ma­stra­te­gie haben, plant auch nicht, inner­halb der kom­men­den zwei Jahre eine sol­che aus­zu­ar­bei­ten, als wei­tere Ergeb­nisse der Stu­die „Nach­hal­tig­keit und Klima in Öster­reichs Unter­neh­men“, wo öster­reich­weit über 600 Mana­ge­rIn­nen von mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men (30 bis 2.000 MA) befragt wurden.

Nach­hal­tig­keit als wirt­schafts­po­li­ti­scher Megatrend
„Mehr­heit­lich herrscht nach wie vor ein stra­te­gi­sches Vakuum. Das gefähr­det die Errei­chung der öster­rei­chi­schen und EU-wei­ten Nach­hal­tig­keits- und Kli­ma­ziele und die Chance, als Wirt­schafts­stand­ort künf­tige Wachs­tums­po­ten­ziale zu nut­zen. Nach­hal­tig­keit ist der bestim­mende Mega­trend des 21. Jahr­hun­derts“, unter­streicht Mar­tin Unger von EY.

„Auf­hol­be­darf gibt es in allen Bran­chen – beson­ders in sehr CO2-inten­si­ven Wirt­schafts­zwei­gen wie Trans­port sowie Immo­bi­lien- und Bau­bran­che. Hier liegt der Anteil jener Unter­neh­men, die aktu­ell über eine schrift­li­che Nach­hal­tig­keits- und Kli­ma­stra­te­gie ver­fü­gen, sogar unter dem Durch­schnitt“, so Unger.

Kli­ma­neu­tra­li­tät rückt in weite Ferne
Hand­lungs­be­darf gibt es auch bei den Maß­nah­men­plä­nen zur Errei­chung der Kli­ma­neu­tra­li­tät. Zwei von fünf Unter­neh­men ver­fü­gen aktu­ell über kei­nen Maß­nah­men­plan und pla­nen auch kei­nen. Zehn Pro­zent der befrag­ten Betriebe sind nach eige­nen Anga­ben bereits kli­ma­neu­tral, jeder sechste (16) will das noch vor 2040 sein. Ins­ge­samt ist hier nur ein Drit­tel der mit­tel­stän­di­schen Betriebe gut auf­ge­stellt : 16 Pro­zent haben bereits einen Maß­nah­men­plan, 19 Pro­zent ent­wi­ckeln gerade einen.

„Ohne kon­kre­ten Maß­nah­men­plan in jedem ein­zel­nen öster­rei­chi­schen Betrieb ist ein kli­ma­neu­tra­les Öster­reich bis 2040 nicht erreich­bar“, erklärt Georg Rogl von EY Öster­reich. „Lang­fris­tig wer­den Unter­neh­men mit nach­hal­ti­gen Geschäfts­mo­del­len deut­lich mehr Zuspruch sei­tens der Gesell­schaft erhal­ten – und damit auch pro­fi­ta­bler sein. Genau dafür braucht es Nach­hal­tig­keits­stra­te­gien, genau dafür braucht es Maß­nah­men­pläne“, betont EY-Kol­lege Mar­tin Unger.

Nur mehr 14 Pro­zent set­zen gar keine Maßnahmen
Es gibt aber auch Unter­neh­men, die ver­mehrt Maß­nah­men gegen den Kli­ma­wan­del set­zen. Dazu gehö­ren etwa Bewusst­seins­bil­dung bei den Mit­ar­bei­ten­den (57 Pro­zent, Vor­jahr : 39), Ener­gie aus erneu­er­ba­ren Quel­len (48, Vor­jahr : 20) sowie Nach­hal­tig­keits­aspekte bei Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen (45, Vor­jahr : 26) und die Öko­lo­gi­sie­rung des Fuhr­parks (40 Pro­zent, Vor­jahr : 28 Prozent).

„Popu­lä­rere Maß­nah­men zie­hen sicher auch auf die Reduk­tion von Ener­gie­kos­ten ab. Thema sind aber auch Inves­ti­tio­nen in For­schung zur Sen­kung des öko­lo­gi­schen Fuß­ab­drucks in Wert­schöp­fungs­pro­zes­sen, was mitt­ler­weile immer­hin mehr als ein Fünf­tel der Unter­neh­men umset­zen“, so Rogl. Und : Gar keine Maß­nah­men gegen den Kli­ma­wan­del erlau­ben sich mitt­ler­weile nur mehr die Min­der­heit der Unter­neh­men (14 Pro­zent, Vor­jahr : 31 Prozent).

Gefah­ren des Kli­ma­wan­dels für Geschäftsmodelle
Im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren ist zudem das Risi­koemp­fin­den im Hin­blick auf den Kli­ma­wan­del deut­lich gestie­gen : 29 Pro­zent (Vor­jahr : 18) der öster­rei­chi­schen Betriebe sehen im Kli­ma­wan­del ein Risiko für ihr Geschäfts­mo­dell. Genauso viele Betriebe (29) erken­nen im Kli­ma­wan­del hin­ge­gen eine Chance – hier ist der Anteil deut­lich gesun­ken (Vor­jahr : 47 Prozent).

„Wir müs­sen Nach­hal­tig­keit als Chance begrei­fen – nur so kön­nen wir den Raum für die not­wen­di­gen Inno­va­tio­nen und Tech­no­lo­gien schaf­fen. Nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten birgt große Poten­ziale für den Wirt­schafts­stand­ort Öster­reich und für Europa. Wir kön­nen hier eine echte Vor­rei­ter­rolle ein­neh­men“, resü­miert Unger. „Wich­tig ist zudem, dass regu­la­to­ri­sche Vor­ga­ben im Bereich Nach­hal­tig­keit nicht zu Las­ten der Wirt­schaft gehen dür­fen. Das wäre der fal­sche Weg — es braucht Anreize, die­sen Weg hin zur Nach­hal­tig­keit zu gehen.“ 

Autor: red/czaak
01.05.2023

Weitere aktuelle Artikel

Die WKÖ ist zen­tra­les Fun­da­ment der hei­mi­schen Wirt­schaft und Harald Mah­rer ist Garant für Effi­zi­enz, Trans­pa­renz und Inno­va­tion. Ein Kom­men­tar von Chris­tian Czaak. Mit Arbei­ter­kam­mer und Gewerk­schafts­bund wer­den die Inter­es­sen von zusam­men 5,2 Mil­lio­nen öster­rei­chi­scher Arbeit­neh­mer gleich von zwei schlag­kräf­ti­gen Ver­bän­den ver­tre­ten. Dem gegen­über steht die Wirt­schafts­kam­mer Öster­reich (WKÖ) mit über 540.000 Mit­glieds­be­trie­ben. Dann gibt es […]
T‑Systems und Deut­sche Tele­kom star­ten euro­pa­weite KI-Fabrik in Mün­chen. SAP und NVI­DIA als Tech-Part­ner. Öster­rei­chi­sche Unter­neh­men und Ver­wal­tung ebenso adressiert. Auf­grund der geo­po­li­ti­schen Lage und Unsi­cher­hei­ten etwa rund um die aktu­elle US-Admi­nis­tra­tion und Geset­zen wie dem US-Cloud-Act (Anm. US-Behör­den kön­nen län­der­über­grei­fend jeder­zeit auf Daten zugrei­fen) sol­len bereits 20 Pro­zent der deut­schen Unter­neh­men ihre geschäfts­kri­ti­schen Daten […]
Fis­kal­rat erwar­tet heu­ri­ges Bud­get­de­fi­zit bei 4,4 Pro­zent des BIP. Feh­lende Steu­er­ein­nah­men durch Wirt­schafts­krise sowie hohe Kos­ten für Gehäl­ter, Pen­sio­nen und Gesund­heit belas­ten Konsolidierung. Der Öster­rei­chi­sche Fis­kal­rat erwar­tet für 2025 und 2026 gesamt­staat­li­che Bud­get­de­fi­zite von 4,4 bzw. 4,2 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP). Damit bestä­ti­gen sich die Ein­schät­zun­gen des Fis­kal­rats vom Juni 2025 und auch die des […]
Aktu­ell schät­zen deut­sche Betriebe im Ein­zel­han­del die Geschäfts­lage nur gering­fü­gig posi­ti­ver ein. Gesamt­si­tua­tion und Aus­blick 2026 bleibt her­aus­for­dernd. Fast 50 Pro­zent ver­zeich­nen gerin­gere Kundenfrequenz. Der von den Wirt­schafts­for­schern des Münch­ner ifo Insti­tuts regel­mä­ßig erho­bene Geschäfts­klima-Index hat sich im Ein­zel­han­del nun leicht ver­bes­sert. Die Unter­neh­men beur­tei­len ihre aktu­elle Lage etwas posi­ti­ver, blei­ben jedoch für die Zukunft […]
Nach län­ge­rem Abwärts­trend fra­gen Unter­neh­men wie Pri­vate wie­der mehr Kre­dite nach. Erhe­bun­gen der OeNB deu­ten auf nach­hal­tige Bele­bung von Kre­dit­ge­schäft und Bau­wirt­schaft hin. Gene­rell auch wie­der höhere Geschäfts­tä­tig­keit der Unternehmen. Die Öster­rei­chi­schen Natio­nal­bank (OeNB) ana­ly­siert im vier­tel­jähr­li­chen Rhyth­mus das Kre­dit­ge­schäft unter den füh­ren­den hei­mi­schen Ban­ken und diese mel­den nun für das aktu­elle dritte Quar­tal eine […]
magnifier
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram