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01. September 2024

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Betrieblicher Innovationstransfer als strategische Disziplin

Betrieblicher Innovationstransfer als strategische Disziplin© Pexels.com/Christina Morillo

Wertschöpfung. Unternehmen setzen beim Thema Prozessoptimierung vermehrt auf externe Dienstleister.

(red/czaak) Digitale Transformation beginnt in Betrieben oftmals bei der IT-Infrastruktur und den Arbeitsprozessen von Mitarbeitern. Das Unternehmen Messer Austria ist ein internationaler Anbieter von Industriegasen. Technische Infrastruktur wie auch kundenspezifische Dienstleistungen sind dabei mit umfangreicher Dokumentationsarbeit verbunden.
Im Rahmen eines Optimierungsprojektes wechselte Messer nun von manuellen und papierorientierten Prozessen in der Instandhaltung auf ein digitales System und beauftragte Kapsch BusinessCom letzten Herbst mit der Einführung der sogenannten WorkHeld Anwendung, eine Entwicklung des StartUps Tablet Solutions.
Basis ist eine integrierte Plattform und Tablets, die Mitarbeiter etwa bei Abfrage und Dokumentation von Aufträgen und Checklisten unterstützen. Alle Arbeits- und Instandhaltungsprozesse sind nahtlos mit der zentralen Unternehmenssoftware und den nachgelagerten Buchhaltungssystemen verknüpft.
Ein Erfolgskriterium in der Projektumsetzung war die Einbindung der Mitarbeiter. „Die Einführung von WorkHeld bedeutet für uns einen echten Change-Prozess mit viel Aufklärungsarbeit. Spürbare Erleichterung durch eine mobile Bedienbarkeit und Zeitersparnisse überzeugen Mitarbeiter sich auf „Digitalisierung“ auch wirklich einzulassen“, so Matthias Kuhn, Geschäftsführer von Messer Austria.

Digitale Zahlungsdienste
Die digital gestützte Vereinfachung betrieblicher Wertschöpfungsketten spielt auch in den wettbewerbsintensiven Branchen Handel und Dienstleistung eine wichtige Rolle. Das Unternehmen Kastner’s Dinnershow ist im Bereich der Erlebnisgastronomie im historischen Ambiente der Tiroler Burg Ehrenberg tätig. Das Rahmenprogramm zur Kulinarik reicht von künstlerischen Showeinlagen, über die Aufklärung von Kriminalfällen bis hin zu Musikdarbietungen. Angesprochen sind Privatpersonen ebenso wie Firmen, die Geschäftspartnern oder Mitarbeitern einen besonderen Event bieten möchten.

Der Vertrieb passiert primär über ein Webportal und für die integrierte Bezahlung der Buchungen über Kreditkarten wurde Wirecard engagiert. Der Zahlungsdienstleister hatte letztes Jahr in Kooperation mit Tirol Werbung und Tourismusverbänden über 150 Betriebe mit digitalen Zahlungsservices ausgestattet.

Ein Schwerpunkt bei Besuchern liegt hier auch auf Gästen aus Asien und China, die über mobile Handy-Apps wie WeChat oder Alipay bezahlen möchten und das ist auch für Kastner’s Dinnershow relevant. „Im Mobile Commerce liegt sicher die Zukunft und das sieht man insbesondere bei Touristen aus Asien, wo mittlerweile mehr als 80 Prozent mit dem Smartphone bezahlen“, so Marcus Kastner, Geschäftsführer von Kastner’s Dinnershow.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 12.05.2020

Die Ökonomie intelligenter Verkehrssysteme

Die Ökonomie intelligenter Verkehrssysteme © Pexels.com/pixabay

Ganzheitlich. Neue Wertschöpfungsketten reichen von vernetzten Maschinen bis zu Produkt und Kunden.

(Christian Czaak) Auswertung und Verfügbarkeit von Daten in Echtzeit und sicher verfügbare IT-Systeme sind insbesondere für versorgungskritische Infrastrukturbetreiber von zentraler Bedeutung. Basis sind zumeist intelligente softwarebasierte Netzwerke und flexibel skalierbares Cloud-Computing, über die dann IoT-Lösungen mit den verbundenen Daten gesteuert werden.

Die Deutsche Bahn betreibt mit T-Systems ein Projekt für die Echtzeit-Prognose von An- und Abfahrzeiten im Bahnverkehr. Der mittels App nutzbare Prognoseautomat ist als lernendes System angelegt und besteht im Wesentlichen aus vernetzten algorithmusbasierten Komponenten.

Datenmanagement in Echtzeit
Ein nicht echtzeitkritischer Algorithmus ermöglicht aus vergangenen Zugsverläufen vorausschauende Aussagen zur Fahrplantreue. Die zweite Echtzeitkomponente verarbeitet die Ergebnisse für die sekundenschnelle Prognose der aktuellen Verbindungen. Da sich Fahrteigenschaften laufend ändern, durchlaufen die Algorithmen ein tägliches Neutraining ihrer Modellierungsverfahren.

Der Prognoseautomat verarbeitet zudem in Echtzeit aktuelle Fahrplan- und Zuginformationen der Leitstelle. Damit kann das System kurzfristig reagieren und Veränderungen über alle Ausgabemedien wie Bahnhofstafeln, Apps oder Webseiten rasch an die Fahrgäste weitergeben. Aktuell werden täglich mehr als zwei Millionen Halte für den gesamten Personenverkehr abgeglichen.

Um einen noch valideren Informationszyklus zu bekommen, werden künftig auch Wetterdaten oder GPS-Angaben ergänzt. „Unser Anspruch ist eine noch verbesserte Prognosegüte. Wir bringen das Bahnwissen mit und T-Systems das Wissen zur Problemlösung mit der Beherrschung von KI und Big Data“, so Peter Schütz, Leiter Reisendeinformation Deutsche Bahn.

Vorausschauende Wartung
Ein weiteres Projekt von Deutscher Bahn und T-Systems betrifft die vorausschauende Wartung verschiedener Infrastruktur-Bestandteile und auch hier wird intelligente Technik mit Echtzeit-Datenanalyse kombiniert. Über vernetzte Maschinen (M2M) werden Sensordaten in eine Cloud von T-Systems übertragen und dort mit Daten aus Streckennetz, Wetterlage oder Energieversorgung verbunden. Daraus entsteht ein Prognosemodell für mögliche Schäden.

In der Praxis zeigen sich weitere Ergebnisse, beispielsweise können aus Fehlercodes der Zugmaschinen Rückschlüsse auf Störungen an Stromanlagen oder Gleisen gezogen werden. „Neben Bahnunternehmen profitieren auch andere Branchen von solchen Anwendungen, etwa Betreiber großer Kfz-Flotten, die damit Wartungskosten und Ausfälle senken und Verfügbarkeit und Kundenzufriedenheit erhöhen“, so Peter Lenz, Managing Director der Region Alpine Österreich und Schweiz von T-Systems.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 12.05.2020

Die kundenzentrierte Erweiterung von Wertschöpfungsketten

Die kundenzentrierte Erweiterung von Wertschöpfungsketten© Pexels.com/Zukiman Mohamad

Plattformen. Die Digitalisierung von Infrastruktur und Dienst-leistungen orientiert sich zunehmend am individuellen Nutzen der Anwender. Im Bereich moderner Verkehrssysteme kooperieren Betreiber und Technologieanbieter bei neuen Mobilitätslösungen.

(red/czaak) Dienstleistungsorientierte Branchen wie Tourismus und Mobilitätsanbieter sind laufend beim Thema Innovation gefordert. Ein Beispiel ist die Dorfbahn im Tiroler Serfaus. Die betreibenden Komperdeller Seilbahnen beauftragten Kapsch BusinessCom mit der Modernisierung der Netzwerktechnik auf der Strecke und im Fahrzeug sowie mit der IT für ein videobasiertes Monitoring und den Notrufsystemen.

Digitale Assistenzsysteme
Zentraler Mittelpunkt ist ein Sicherheitsleitstand, wo bei Bedarf die automatisierte Einschaltung und Aufzeichnung der ebenso integrierten Kameras erfolgt. Inkludiert ist auch das System für Betriebsfunk, Blaulicht sowie Feuerwehr und das beinhaltet die Hardware und ein ganzheitliches Informationsmanagement. Für Unterhaltung und Serviceinfos der Serfauser Gäste dienen große LCD-Displays, die Kapsch für den Außeneinsatz konzipiert hat und eine Video-Wall im Cinemascope-Format am Zielort der Bahn.

Erstmalig in der Seilbahnbranche kommen in Serfaus für die Wartung auch Datenbrillen mit dazugehörigen Wissensdatenbanken zum Einsatz. Durch dieses digitale Assistenz-System der Kapsch-Tochter Evolaris können Serviceeinsätze größtenteils direkt vor Ort und entsprechend kostenreduziert durchgeführt werden. „Unsere Kernkompetenz sind fertige Lösungen und deren Betrieb, wo wir Netzwerk und IT mit Sicherheitstechnik und Multimedia verbinden“, sagt Kamran Kiafar von Kapsch BusinessCom.

Derartige Infrastrukturen können in einer weiteren Ausbaustufe auch die Einspielung von Produktangeboten beinhalten und damit können neue Wertschöpfungsketten entstehen. Ein Beispiel ist der Bereich E-Mobilität, wo Kooperationen über Unternehmensgrenzen hinweg auch komplett neue Geschäftsmodelle ermöglichen und dafür braucht es dann auch adäquate Bezahlformen.

Neue Business-Modelle
Die E-Infrastrukturanbieter Enio, Smatrics und Wirelane arbeiten mit dem Payment-Dienstleister Wirecard zusammen und entwickeln kooperative Wertschöpfungsketten entlang der Lebenswelten von Konsumenten. Ein Ansatz ist, dass Kunden auf dem Weg zu einem Handelsbetrieb bereits über das genutzte Mobilitätsmittel Anbote des Ziel-Shops bekommen und die werden ihnen dort dann entsprechend präsentiert.

Die Verknüpfung dieser sogenannten Sharing Economy-Modelle geht aber auch umgekehrt. „Wenn der Kunde im Supermarkt über 100 Euro eingekauft hat, kann das dann auch an der E-Ladestelle erkannt und ein Rabatt abgezogen werden“, sagt Roland Toch, Managing Director CEE bei Wirecard.

Weitere Kooperationsszenarien sind sogenannte Machine-to-Machine- oder In-Car-Payments. Der Nutzer bezahlt hier direkt über das Auto und nicht nur für Stromtankstellen, sondern auch für andere intermodale Prozesse wie Einkauf oder weitere Verkehrsmittel, die er etwaig dazu bucht. „Payment ist auch Thema bei Social-Mobility-Gemeinschaften wie Fahrkooperationen, wo dann mittels sogenannter Peer-to-Peer-Transaktionen abgerechnet wird. Wir werden hier noch viele neue Business-Modelle erleben“, so Toch.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 12.05.2020

Die bierfröhliche Steinzeit

Die bierfröhliche Steinzeit© Pexels.com/pixabay

Forscher der Akademie der Wissenschaften finden Hinweise auf mögliche Bierproduktion im jungsteinzeitlichen Mitteleuropa. Entwickelte Methode belegt malzbasierte Lebensmittel in archäologischen Speiseresten.

(red/mich/cc) Das Bier zählt zu den ältesten und am weitest verbreiteten Nahrungsmitteln der Menschheit. Als Getränk mit Wurzeln, die bis zur Entstehung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit zurückreichen, spielte es quer durch die Kulturen eine große rituelle wie soziale Rolle und zudem war es auch ein wichtiges Lebensmittel. Bierherstellung und seinen Konsum in archäologischen Befunden zu finden ist jedoch schwierig, Nachweise oft nur eingeschränkt möglich. Für die Erforschung „alten Biers“ wird deshalb ständig nach besseren Methoden gesucht.

Im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) geförderten Projekts PlantCult hat nun ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Archäobotanikers Andreas G. Heiss vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eine neue Methode entwickelt, um archäologische Belege von stark verarbeitetem Getreidemalz eindeutig zu identifizieren, und damit auch einen der wichtigsten Schritte der Bierbereitung nachzuweisen.

Experimentelles Malz
Ein entscheidender Schritt beim Bierbrauen ist das sogenannte Mälzen, wo Getreide – heute meist Gerste – zum Keimen gebracht und dann getrocknet oder geröstet wird. Bei diesem Keimungsvorgang wird die im Mehlkörper enthaltene Stärke verzuckert, ebenso wird die Zellulose der Zellwände abgebaut und dem Keimling als Energie für das Wachstum zur Verfügung gestellt. Mikroskopische Strukturveränderungen dieses „Aussaugens“ des Korns sind unter anderem die immer dünner werdenden Zellwände des Mehlkörpers und der sogenannten Aleuronschicht. Die vorliegende Studie konnte das Merkmal dünner Aleuron-Zellwände nun erstmals zum Nachweis von Malz in verkohlten archäologischen Resten nutzen, also selbst dann, wenn die Körner bis zur Unkenntlichkeit zermahlen wurden und anschließend verbrannten.

Für ihre Studie verwendeten Andreas G. Heiss und seine KollegInnen unterschiedlich lang gekeimtes Gerstenmalz und simulierten dessen archäologische Konservierung durch Verkohlung: Es zeigte sich, dass die mikroskopisch kleinen Spuren des Mälzens auch dann noch klar zu erkennen waren. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil der Großteil archäologischer Pflanzenfunde nur in diesem verkohlten Zustand erhalten sind.

Gemeinsamkeiten mit archäologischen Funden
In einem weiteren Schritt verglichen die Forscher das Ergebnis mit Funden verkohlter Getreideerzeugnisse aus archäologischen Stätten wie etwa in altägyptischen Brauereien von Hierakonpolis und Tell el-Farcha aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.. Dort waren schwarz verbrannte Krusten in tönernen Braukesseln gefunden worden und diese zeigten unter dem Rasterelektronenmikroskop dieselben Strukturen wie das experimentell verkohlte Malz.

Auch an verkohltem Material aus jungsteinzeitlichen Seeufersiedlungen in Mitteleuropa, die ebenfalls ins 4. vorchristliche Jahrtausend datieren, entdeckten die Wissenschaftler die dünnen Aleuron-Zellwände: amorphe Speisekrusten aus der Grabung Parkhaus Opéra am Schweizer Zürichsee erwiesen sich als malzhaltig, ebenso zwei bislang als „brotartige Objekte“ angesprochene Funde aus Sipplingen-Osthafen und Hornstaad-Hörnle, beides am Bodensee gelegene Siedlungen in Deutschland.

Hinweise auf steinzeitliche Bierproduktion
Der Fund aus Hornstaad-Hörnle zeigte zudem, dass hier stark zerkleinertes Gerstenmalz zu einer Flüssigkeit aufgegossen wurde, die in der Hitze eines abbrennenden Gebäudes schließlich eindickte und verkohlte. Ob hier ein alkoholfreier Malztrunk hätte zubereitet werden sollen, oder ob das Ziel doch das Vergären zu einem steinzeitlichen „Bodenseebräu“ gewesen war, lässt sich heute nicht mehr eindeutig ermitteln.

„Über ein Jahr lang haben wir unser neues Bestimmungsmerkmal immer wieder überprüft, bis wir gemeinsam mit den Gutachtern mit dem Resultat zufrieden waren. Dass wir damit en passant auch die bislang ältesten Belege für malzbasierte Lebensmittel, und damit möglicherweise auch für Bier, im jungsteinzeitlichen Mitteleuropa geliefert hatten, fiel uns erst später auf“, erläutert Andreas G. Heiss, Archäobotaniker der OeAW. Demnach stellen die Funde aus den neolithischen Seeufersiedlungen (etwa 3900 bis 3100 v. Chr.) derzeit die ältesten Malzspuren in Mitteleuropa dar, während das Hornstaader Objekt möglicherweise sogar auf eine frühe Bierproduktion in Mitteleuropa hinweist.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 08.05.2020

Grüne Kunststoffproduktion

Grüne Kunststoffproduktion© Pexels.com/freestocks.org

Wasser anstatt giftiger Stoffe. Die TU-Wien entwickelt umweltfreundliche Methode zur Herstellung organischer Kunststoffe.

(red/mich/cc) Zahlreiche Materialien aus dem alltäglichen Leben sind nicht nachhaltig und einige sind schädlich für Pflanzen oder Tiere. Andere wiederum beinhalten seltene Elemente, die nicht immer so leicht verfügbar sein werden wie heute. Ein entsprechend relevantes Forschungsthema sind daher verschiedene Materialeigenschaften auch durch neuartige organische Moleküle zu erzielen. Speziell organische Hochleistungsmaterialien, die nur häufige Elemente wie Kohlenstoff, Wasserstoff oder Sauerstoff enthalten, könnten Ressourcenprobleme lösen – allerdings ist ihre Herstellung oftmals nicht unbedingt umweltschonend, da bei der Synthese solcher Materialien sehr giftige Substanzen zum Einsatz kommen - auch wenn das Endprodukt selbst ungiftig ist.

Die TU-Wien beschreitet nun einen anderen Weg: In der Forschungsgruppe für organische Hochleistungsmaterialien, geleitet von Miriam Unterlass an der Fakultät für technische Chemie der TU Wien, wird statt giftiger Zusatzstoffe nur heißes Wasser verwendet. Aktuell konnten nun zwei wichtige Polymerklassen mit dem neuen Verfahren erzeugt werden, ein wichtiger Schritt zur industriellen Anwendung der neuen Methode. Die Ergebnisse wurden nun entsprechend im renommierten Fachjournal „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.

Hoher Druck und hohe Temperatur
„Wir forschen an sogenannten hydrothermalen Syntheseverfahren. Dabei arbeiten wir bei hohem Druck und hoher Temperatur, in der Größenordnung von 17 bar und 200° C“, erläutert Miriam Unterlass. „Wie sich zeigt, kann man bei solchen Extrembedingungen auf giftige Lösungsmittel verzichten, die man sonst für die Herstellung dieser Polymere benötigen würde“, so die TU-Expertin. Als „Grüne Chemie“ werden solche Methoden bezeichnet, mit denen man nicht nur die Endprodukte, sondern auch die Syntheseverfahren in der chemischen Industrie umweltschonender gestalten kann.

Bereits vor mehreren Jahren erzielte Miriam Unterlass mit dieser Technik erste Erfolge. „Es gelang uns beispielsweise organische Farbstoffe herzustellen, oder auch Polyimide – Kunststoffe, die aus der Luftfahrt- und aus der Elektronik-Industrie nicht wegzudenken sind. Das sorgte dann auch für großes Interesse seitens der Industrie“, sagt Unterlass. „Jetzt sind wir einen wichtigen Schritt weitergegangen und konnten verschiedene Polymer-Beispiele aus zwei hochinteressanten Kunststoffklassen synthetisieren – Polybenzimidazole und Pyrronpolymere.“

Neue Herstellungsverfahren
Polybenzimidazole verwendet man heute beispielsweise als Membranen in Brennstoffzellen, weil sie auch bei hohen Temperaturen säurebeständig sind und außerdem Protonen leiten können. Polybenzimidazolfasern finden sich auch in feuerfester Kleidung wie etwa den Schutzanzügen von Feuerwehrleuten. „Daran sieht man schon, dass es sich um richtige Super-Kunststoffe handelt“, so Unterlass. Pyrronpolymere hingegen eignen sich neben ihrer guten Stabilität auch zur Anwendung in Feldeffekttransistoren oder als leistungsfähiges und hochbeständiges Elektrodenmaterial in Batterien.

„Dass sich diese Polymere mit Hilfe unseres hydrothermalen Verfahrens herstellen lassen, ist bemerkenswert, weil die chemische Reaktionen zur Herstellung dieser Kunststoffe unter Normalbedingungen empfindlich gegenüber Wasser sind“, unterstreicht Unterlass. „Das zeigt, wie vielversprechend unsere Methode ist, für ganz unterschiedliche Einsatzbereiche.“ Die neue Herstellungsmethode für die beiden neuen Materialklassen wurde bereits mit Unterstützung des Forschungs- und Transfersupports der TU Wien patentiert. Die elektrochemische Analyse der Produkte wurde in Kooperation mit dem Imperial College in London durchgeführt.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 08.05.2020
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 01.09.2024
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Drogenkonsum bleibt konstant

Drogenkonsum bleibt konstant© Pexels.com/ Alexander Krivitskiy

Abwasseranalysen der Gerichtsmedizin Innsbruck zeigen keine Zunahme des Drogenkonsums in Österreich. Cannabis wird am häufigsten konsumiert. Kokain im Westen verbreiteter als im Osten, bei Amphetaminen genau umgekehrt.

(red/mich/cc) Das Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) ist Teil des europaweiten Netzwerkes SCORE, das in Zusammenarbeit mit der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) jährlich die Mengen einzelner verbotener Substanzen in den Abwässern europäischer Städte untersucht (economy berichtete). 2019 wurden europaweit die Abwässer von 100 Kläranlagen in 86 Städten und Regionen analysiert, darunter auch die Abwässer von acht österreichischen und zwei Südtiroler Kläranlagen. Mittels dieser Untersuchungen lassen sich valide Aussagen über den Drogenkonsum von über 920.000 Menschen treffen, so die Uni Innsbruck in einer Aussendung.

GMI als Kompetenzzentrum für Drogen- und Abwasseranalytik
Bezogen auf die Einwohnerzahl waren Graz, Innsbruck und Bozen mit jeweils über 100.000 Bewohner die größten untersuchten Gemeinden. Mit der Analyse durch die GMI nimmt Österreich seit 2016 am europäischen Drogen-Monitoring teil. Seit Beginn an sind die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) Projektpartner der GMI. Durch Unterstützung des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes (ÖWAV) konnten die Untersuchungen nun auf insgesamt 10 Kläranlagen ausgeweitet werden, was zusätzliche Vergleichsmöglichkeiten schafft.

Das Innsbrucker Labor nimmt auf Grund seiner Expertise als einzige Einrichtung Österreichs am SCORE-Programm teil. „Besonders stolz sind wir auf den Umstand, dass die Ergebnisse unserer chemischen Analysen von der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Lissabon für den europäischen Drogenbericht verwertet werden“, betont Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors an der von Richard Scheithauer geführten Innsbrucker Gerichtsmedizin. Mit letztaktuellen Analyseverfahren kann die Zusammensetzung von Abwässern im GMI-Labor exakt entschlüsselt werden und der Drogenkonsum von zumindest 9 Prozent der österreichischen, 30 der Tiroler, 29 der Steirer, 18 der Vorarlberger, 8 der Kärntner und 40 Prozent der Südtiroler Bevölkerung abgebildet werden.   

Abwasserexperten unterstützen Spurensuche
Für die Durchführung der Abwasseranalytik gibt es zwischen GMI und der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) eine Partnerschaft: „Wir betreiben die Kläranlage Innsbruck, in der die Abwässer von Innsbruck und 14 Umlandgemeinden zusammenfließen und stellen der GMI Abwasserproben als wichtige Informationsquellen für deren Analyse zur Verfügung,“ erläutert Helmuth Müller Vorstandsvorsitzender der IKB.

Die Analyse der einzelnen Konsummarker (Drogen bzw. deren Stoffwechselprodukte) erfolgt schließlich im Labor der GMI. Im Fokus standen die Suchtgifte Tetrahydrocannabinol (THC, Wirkstoff in Cannabis), Kokain, Amphetamin (Wirkstoff in „Speed“ bzw. Aufputschmittel), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, Wirkstoff in Ecstacy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth).
 
Regionale Unterschiede und zeitliche Trends
In jeder der untersuchten Regionen war Cannabis die dominierende Droge. In Städten wird dabei tendenziell mehr Cannabis konsumiert, als im ländlichen Raum. Der höchste Pro-Kopf-Verbrauch an THC war dabei in Innsbruck zu messen. Im Gegensatz dazu wiesen Graz und Bozen vergleichsweise niedrigere THC-Pro-Kopf-Konsummengen auf. Das meistkonsumierte Stimulans war Kokain. „Bei Kokain sahen wir von 2016 bis 2018 eine jährliche Steigerung. Aber wie bei Cannabis und den anderen Suchtmitteln verzeichnen wir nun auch bei Kokain keinen weiteren Anstieg mehr im Jahresvergleich“, beschreibt Oberacher die Trendumkehr.

Der Kokainkonsum ist in Westösterreich sowie in Südtirol – hier liegt Bozen mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch vorne – höher als im Osten. Bei Amphetamin ist das Bild genau umgekehrt, hier wird im Osten mehr konsumiert als im Westen Österreichs und Südtirol. Der höchste Pro-Kopf-Verbrauch an Amphetamin wurde in Kapfenberg beobachtet. „Diese Ost-West-Gefälle dürften mit der geographischen Lage Österreichs erklärbar sein. Auf Gesamteuropa bezogen wird Kokain bevorzugt im Süd-Westen und Amphetamin im Nord-Osten konsumiert. Österreich liegt genau dazwischen“, erläutert Oberacher. 

Partydrogen und Stimmigkeit der Analysen für nachhaltige Drogenpolitik
In allen Regionen war der MDMA-Konsum 2019 niedriger als jener von Kokain und Amphetamin, relevante Mengen an Methamphetamin werden de facto nicht umgesetzt. Die Methodik der Abwasseranalyse erlaubt auch die Nachzeichnung eines Wochenverlaufs beim Konsummuster. „In den meisten Regionen lassen sich für das Wochenende höhere Kokain-, Amphetamin- und MDMA-Konzentrationen nachweisen, als an anderen Wochentagen. Daraus lässt sich schließen, dass diese Substanzen vor allem als Partydrogen Verwendung finden“, so Oberacher.

Die Ergebnisse aus Österreich und Südtirol wurden im Rahmen der SCORE Studie mit jenen von weiteren 77 europäischen Städten bzw. Regionen verglichen. Dabei zeigte sich, dass die von der GMI untersuchten Abwässer bei allen analysierten Substanzen Plätze im internationalen Mittelfeld einnahmen. Für die qualitative Stimmigkeit der Untersuchung spricht auch, dass die Ergebnisse der Abwasseranalyse weitgehend mit anderen Kennzahlen des Drogenmarktes wie Anzeigen im Rahmen des Suchtmittelgesetzes oder Sicherstellungen von illegalen Substanzen korrelieren.
 
Durch ein kontinuierliches Monitoring von Drogenwirkstoffen im Abwasser lassen sich einfach, kostengünstig, rasch und mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung Trends und Entwicklungen am Drogenmarkt erkennen. Die erhobenen Daten würden staatlichen Behörden und politischen Verantwortungsträgern Entscheidungshilfen für eine nachhaltige Drogenpolitik liefern: „Die Erfahrungen, die wir über die letzten Jahre mit dem Abwasser basierten Drogenmonitoring gesammelt haben, zeigen das große Potenzial der Methode. Daher hoffen wir auf die notwendige politische Unterstützung, um das Monitoring in Zukunft auf noch mehr österreichische Regionen ausdehnen zu können“, resümiert Herbert Oberacher vom forensisch-toxikologischen Forschungslabor der Innsbrucker Gerichtsmedizin.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 04.05.2020

Frau Doktor Internet bitte behandeln

Frau Doktor Internet bitte behandeln© Pexels.com/Andrea Piacquadio

Webapplikation TeleDoc bringt digitale Alternative zu physischem Arztbesuch. Arztteam aus Allgemeinmedizinern steht über TeleDoc-App zur Verfügung. A1 übernimmt nun App in Angebot.

(red/mich) Knieschmerzen, Halsweh, Magenbeschwerden, Übelkeit oder ein steifer Nacken: bei derartigen und anderen Krankheitssymptomen ist häufig ein persönlicher Besuch beim Arzt angesagt. Aber auch bei Fragen zu Nachbehandlungen oder Wirkungsweisen von Medikamenten fühlen sich viele Patienten nur nach Rücksprache mit einem Arzt wirklich sicher.

Corona-bedingt stehen nun jedoch viele Menschen Alternativen zum persönlichen Besuch in der klassischen Arztpraxis offen gegenüber und einige Patienten suchen umständehalber danach. Das kann aus gesundheitlichen wie arbeitstechnischen Gründen sein oder betreuungspflichtige Kinder erlauben keine Abwesenheit von zu Hause.

A1-Angebot für 9.99 Euro je Monat im Abo-Modell
Das Unternehmen TeleDoc hat eine webbasierende Applikation entwickelt, wo Ärzte über diese App mittels Video-Anruf konsultiert werden können und der Telekom-Provider A1 hat dieses Services nun in seine Angebotspalette übernommen. Der Zugang zu TeleDoc erfolgt entsprechend über die TeleDoc App (App Store/iOS und Google Play/Android).

„Nach der Registrierung kostet TeleDoc 9,99 Euro je Monat und ist damit deutlich günstiger als ähnliche Angebote“, so A1 in einer Aussendung. Enthalten im Anbot ist sodann die unlimitierte Erreichbarkeit eines Teams an Allgemeinmedizinern im Zeitraum von Montag bis Sonntag und jeweils von 6 bis 24 Uhr.

Keine Wartezeit oder Terminvereinbarung
Die Kontaktaufnahme selbst kann entsprechend ohne Wartezeit oder Terminvereinbarung und so oft wie vom Nutzer erforderlich oder gewünscht erfolgen. „Der Arzt kann wie bei einem persönlichen Besuch auch visuelle Wahrnehmungen in die Diagnose einfließen lassen“, so A1 in der Aussendung.

Die Abrechnung der Kosten erfolgt über die Kreditkarte. TeleDoc ist ein Service der TeleDoc Holding GmbH und steht Kunden aller Netzbetreiber zur Verfügung. „Bei Auftreten von Covid 19-Symptomen oder Kontakt zu einer infizierten Person ist nach wie vor die Rufnummer 1450 anzurufen“, ergänzt A1 im Kontext mit dem Thema Corona.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 04.05.2020

„Wir lassen die Kulturschaffenden nicht im Stich“

„Wir lassen die Kulturschaffenden nicht im Stich“© Pexels.com/Sebastian Ervi

Land Niederösterreich unterstützt Sommerfestivals und Theaterveranstaltungen bei Absagen durch Corona-Pandemie. Die Spielorte in Niederösterreich bleiben erhalten, so das Credo der Landesregierung.

(red/mich) Aufgrund der derzeitigen umfangreichen Sicherheitsbestimmungen ist ein geordneter Betrieb für Theater nahezu unmöglich. Daher überlegt der Ein Großteil der niederösterreichischen Sommertheater-Standorte überlegt daher entsprechend Absagen im heurigen Spielkalander. Um nun den Bestand der Theaterstandorte zu sichern und Niederösterreich als lebendige Kulturlandschaft aufrecht zu erhalten, gibt es auch heuer die finanzielle Förderung seitens des Landes - und das, auch wenn nicht oder nur in eingeschränkter Form gespielt wird.

Kulturell und touristisch wichtige Spielorte
„Ob und in welcher Dimension heuer Theater oder Konzerte gespielt werden können, ist für alle Veranstalter schwierig und herausfordernd, wiewohl die Entscheidung darüber den Veranstaltern selbst obliegt. Unsere Aufgabe als Land Niederösterreich ist es jedenfalls, die Veranstalter und damit verbunden auch die Kulturschaffenden nicht im Stich zu lassen“, betont Johanna Mikl-Leitner, Landeschefin von Niederösterreich.

„Die Theaterfest-Standorte und die großen Sommerfestivals vom Land Niederösterreich werden auch heuer eine Förderung erhalten – auch wenn sie nicht oder nur in reduzierter Form spielen können, um bereits entstandene Kosten abdecken zu können. Damit wollen wir sicherstellen, dass die kulturell und touristisch wichtigen Spielorte in Niederösterreich überleben können“, unterstreicht Mikl-Leitner und verweist auf einen diesbezüglichen Antrag in der kommenden Regierungssitzung.

Erster Schritt zur Absicherung der nötigen Liquidität
„Damit konnten wir einen ersten wesentlichen Schritt für die Theaterfestbühnen zur Absicherung der Liquidität für die bereits angelaufenen Kosten setzen. Jedoch dürfen wir die schwierige finanzielle Situation, der im Theaterfest und darüber hinaus engagierten KünstlerInnen nicht außer Acht lassen“, sagt Werner Auer, Obmann des Vereins Theaterfest Niederösterreich.

„Für uns als Verein Theaterfest ist es nicht machbar, eine generelle Lösung für den Theatersommer zu finden. Die vielen offenen Fragen vom Bund bezüglich der Abhaltung und auch der finanziellen Absicherung aller Beteiligter, sowie die unterschiedlichen Vorlaufzeiten, Spieltermine und Organisationsstrukturen machen es unmöglich“, ergänzt Auer.

Eine Million Euro für Kunststipendien bis zu je 3.000 Euro
Weil viele Kultur-Veranstaltungen heuer nicht durchgeführt werden können, stehen zahlreiche KünstlerInnen vor existenziellen Herausforderungen. „Seitens des Bundes gibt es zwar unterschiedliche Fördertöpfe. Nichtsdestotrotz sind noch viele Fragen offen, die vom Bund rasch zu beantworten sind. Es braucht einfach konkretere Maßnahmen und Anleitungen für Künstler, die auf Grund der ausgefallenen Auftritte keine Verdienstmöglichkeit haben, auf deren Basis dann auch das Land Niederösterreich weitere Schritte einleiten und setzen kann“, fordert die Landeshauptfrau.

„Hier geht es um die Existenz jedes Einzelnen, es geht um deren Familien, die nichts dafürkönnen, dass auf Grund der Pandemie Vorstellungen ausfallen“, so Mikl-Leitner. Um nun die freischaffenden Künstler in Niederösterreich zu unterstützen, dienen neben den bisherigen Initiativen ab sofort auch Kunststipendien. Diese Stipendien sind mit maximal 3.000 Euro dotiert und können bis 30. Juni von freischaffenden KünstlerInnen aller Sparten mit NÖ-Bezug beantragt werden. „Damit wollen wir Verdienstentgänge abfedern und helfen, weiter künstlerischen Tätigkeiten nachgehen zu können“, sagt die Niederösterreichische Landeshauptfrau.

„Vorerst stellen wir für diese Initiative bis zu eine Million Euro zusätzlich zur Verfügung“, ergänzt Mikl-Leitner. Was den Festivalstandort Grafenegg betrifft, wird eine endgültige Entscheidung bis Mitte/Ende Mai getroffen. „Grafenegg ist unser Kultur-Hotspot und auf Augenhöhe mit den Festspielen in Salzburg und Bregenz. Mit diesen Festival-Standorten stehen wir auch im direkten Kontakt, was einen möglichen Spielplan für den Sommer betrifft. Hier können wir noch etwas zuwarten, da wir hier zum einen eine andere Proben-Situation haben und zum anderen die Infrastruktur bereits zum Großteil vorhanden ist“, so Landeshauptfrau Mikl-Leitner abschließend.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 04.05.2020

Bot-Technologien für Corona-Kommunikation

Bot-Technologien für Corona-Kommunikation© Kim_Dahl_Vagtcentralen_Microsoft

Internationale Gesundheitsorganisationen setzen bei Kontakt mit Bevölkerung auf virtuelle Assistenten. Innovation von Microsoft verknüpft intelligente Cloud-Services mit Spracherkennung für automatisierte Analyse und Verteilung großer Anrufzahlen.

(red/czaak) Als sich Anfang dieses Jahres die Coronavirus-Pandemie in ganz Europa auszubreiten begann, stieg die Zahl von Anrufen besorgter Menschen bei diversen Gesundheitseinrichtungen rasch an. Beim Medizinischen Notfalldienst in Kopenhagen etwa passierte innert kurzer Zeit eine Verdoppelung auf über 2.000 Anrufe pro Tag. Trotz Eröffnung eines zweiten Callcenters reichten die Kapazitäten nicht aus, um alle Anfragen zu bearbeiten. 

Spezielle Healthcare-Bot-Entwicklung
“Wir stellten bald fest, dass viele Menschen die gleichen allgemeinen Fragen hatten. Ein Bot als virtueller Assistent schien eine gute Option zu sein, um die Belastung der Belegschaft zu verringern“, sagt Freddy Lippert, Geschäftsführer und Arzt der Kopenhagener Einrichtung. „Der Bot kann nicht nur viel mehr Volumen bewältigen als das Callcenter, er kann auch einen Symptom-Check durchführen und anhand medizinischer Protokolle Risikopatienten identifizieren und bei Bedarf oder zutreffenden Symptomen leitet er Anrufer an reale Notrufmitarbeiter weiter“, erklärt Lippert.

Der Medizinische Notfalldienst Kopenhagen ist einer von mehreren internationalen Gesundheitsorganisationen, welche eine Healthcare-Bot-Entwicklung von Microsoft nutzen, um Menschen auf eine mögliche Infektion mit dem Corona-Virus und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten zu screenen. Der über die Microsoft-Cloud „Azure“ betriebene Dienst nutzt künstliche Intelligenz (AI) und natürliche Sprachverarbeitungstechnologien, um Organisationen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Bots zu entwickeln.

Über die Grenzen Europas hinweg
Operativ beantwortet der virtuelle Assistent viele der Anfragen und spielt so Ärzte und Pflegepersonal frei. Diese können sich sodann jenen Patienten widmen, die akuter Pflege bedürfen. „Die dabei anfallenden persönlichen Daten bleiben im Eigentum der Organisation, die auch allein auf diese sensiblen Informationen Zugriff hat“, so Microsoft in einer Aussendung.

Der Bot-Dienst von Microsoft Healthcare wurde ursprünglich zur Unterstützung gängiger Szenarien für virtuelle Gesundheitsassistenten entwickelt. Durch die Corona-Pandemie und drohende Überforderungen der Gesundheitssysteme, starteten Organisationen in den USA, Europa und im Nahen Osten den Einsatz, um Personen rascher auf mögliche Corona-Infektion zu untersuchen. Angaben zufolge haben Gesundheitsorganisationen seit März 1.230 Corona-Bots entwickelt, die auf dem Microsoft-Service basieren. In Summe wurden damit per Stand Ende April 18 Millionen Personen erreicht und über 160 Millionen Nachrichten übermittelt.

Unterstützung beim Kampf gegen Corona
“Bots können dazu beitragen, den corona-bedingten Druck der Beschäftigten im Gesundheitswesen etwas zu mildern, indem sie PatientInnen mit Informationen versorgen“, sagt Kathrin Wacker, Leiterin Public Sector bei Microsoft Österreich. In Kopenhagen hat der Medizinische Notfalldienst auf Basis von Microsoft-Healthcare in weniger als zwei Tagen seinen eigenen Corona-Bot entwickelt und eingeführt. Angaben zufolge beantwortete der Bot am ersten Tag 30.000 Anrufe und reduzierte entsprechend die Belastung der dänischen Notrufnummern und des medizinischem Personals.

Weitere Gesundheitseinrichtungen, welche die Microsoft-Entwicklung nutzten, sind das italienische Spallanzani-Krankenhaus, das Universitätsklinikum Helsinki in Finnland oder das Sourasky Medical Center in Tel Aviv. „Microsoft arbeitet mit Gesundheitsorganisationen auf der ganzen Welt zusammen, um deren eigene Versionen des Healthcare Bot zu implementieren. Ziel ist, das Gesundheitswesen bei der Bekämpfung der Pandemie zu unterstützen“, so der amerikanische Software-Konzern in seiner Aussendung.“

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