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Unter­schied­li­che Prio­ri­tä­ten bei betrieb­li­cher Nachhaltigkeit

Wer­tig­keit und Umset­zung von Nach­hal­tig­keits­maß­nah­men stei­gen mit Betriebs­größe. Der Green Deal der EU bringt für Betriebe viele neue Her­aus­for­de­run­gen. Aktu­ell am bes­ten umge­setzt wer­den soziale Maßnahmen.

(red/​czaak) Ein Vier­tel der öster­rei­chi­schen Groß­un­ter­neh­men gibt an, dass das Han­deln im Unter­neh­men sehr stark von Kli­ma­schutz und Nach­hal­tig­keit beein­flusst ist. Zwölf Pro­zent sehen dage­gen kaum einen Ein­fluss auf das eigene Agie­ren. Zwei Drit­tel schät­zen die­sen als mit­tel­mä­ßig ein. Je höher der Umsatz, desto grö­ßer der Ein­fluss von Nach­hal­tig­keit : 32 Pro­zent der Unter­neh­men mit einem Umsatz von über 200 Mio. Euro sehen den Ein­fluss als groß. Bei Unter­neh­men mit gerin­ge­rem Umsatz ist es nicht ein­mal ein Fünftel. 

Wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Lage erschwert so man­che Implementierung
Die Automobil‑, Verkehrs‑, Infra­struk­tur- und Logis­tik­bran­che ist am stärks­ten zu Nach­hal­tig­keits­maß­nah­men bewegt. In der Kon­sum­gü­ter­her­stel­lung erken­nen dage­gen nur vier Pro­zent der Befrag­ten einen star­ken Fuß­ab­druck von Nach­hal­tig­keits­the­ma­ti­ken. Wäh­rend fast alle befrag­ten Unter­neh­men das Thema Nach­hal­tig­keit bereits in die Unter­neh­mens­stra­te­gie zumin­dest teil­weise inte­griert haben (71 Pro­zent voll ; 25 Pro­zent zum Teil), ist sie im Geschäfts­mo­dell erst bei einem Drit­tel der Befrag­ten voll­kom­men berück­sich­tigt, bei 59 Pro­zent teil­weise und bei neun Pro­zent nicht berück­sich­tigt. Das sind die zen­tra­len Ergeb­nisse einer Erhe­bung von EY denkstatt. 

„Nach­hal­tig­keit in die Unter­neh­mens­stra­te­gie zu inte­grie­ren ist nur ein ers­ter Schritt, es müs­sen auch Geschäfts­mo­dell und Pro­dukt­pa­lette ange­passt und kon­krete Maß­nah­men auf den Boden gebracht wer­den“, kom­men­tiert Chris­tian Plas, Part­ner bei EY. „Der EU Green Deal bringt Betrie­ben viele neue Her­aus­for­de­run­gen. Umge­setzt geglaubte Ziele muss­ten über­dacht und neue in die Pla­nung mit auf­ge­nom­men wer­den, denn inter­na­tio­nale Regel­werke haben neue Maß­stäbe gesetzt. Auch die wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Lage erschwert so man­che Imple­men­tie­run­gen“, so Plas. 

Die Angst vor Repu­ta­ti­ons­ri­si­ken steigt
Wenig Ver­än­de­rung gab es bei den sozia­len Maß­nah­men, hier hat­ten vor drei Jah­ren 82 Pro­zent der Betriebe Maß­nah­men umge­setzt, 2024 immer noch 80 Pro­zent. Die stärks­ten Gründe für den Ein­satz nach­hal­ti­ger Initia­ti­ven sind mit 89 Pro­zent Gesetze und Richt­li­nien und mit 95 Pro­zent Vor­ga­ben des Head­quar­ters. Der Druck vom Markt (85 %), sowie von Kon­su­men­ten oder Mit­ar­bei­ten­den (82 %) wirkt sich eben­falls auf die Hand­lungs­ent­schei­dun­gen von Unter­neh­men aus. 

Im Ver­gleich mit der Vor­läu­fer­stu­die aus 2021 zeigt sich, dass die Befürch­tung von Repu­ta­ti­ons­ri­si­ken gestie­gen ist : Die Anzahl jener Befrag­ten, die Nach­hal­tig­keits­in­itia­ti­ven auf jeden Fall zur Ver­mei­dung von Repu­ta­ti­ons­ri­si­ken ein­setz­ten, hat sich in den letz­ten drei Jah­ren ver­dop­pelt. Unver­än­dert haben For­de­run­gen von NGOs (50 %) oder Medien (42 %) am wenigs­ten Ein­fluss auf die Ent­schei­dun­gen und Hand­lun­gen von Unter­neh­men hin­sicht­lich Nachhaltigkeit. 

Der Bereich Ener­gie und Umwelt
Bei den The­men Ener­gie und Umwelt gaben zwei Drit­tel der Unter­neh­men an, bereits Ziele zur Treib­haus­gas­re­duk­tion gesetzt zu haben. 22 Pro­zent pla­nen dies in den nächs­ten zwei Jah­ren. Fast drei Vier­tel der befrag­ten Unter­neh­men erhe­ben der­zeit bereits unter­schied­li­che Daten zu ihrem Unter­neh­mens­fuß­ab­druck (CCF = Cor­po­rate Car­bon Foot­print): 28 Pro­zent erhe­ben den Fuß­ab­druck der gesam­ten Wert­schöp­fungs­kette (Scope). Wei­tere 22 Pro­zent den der eige­nen Unter­neh­mens­tä­tig­keit, womit sie vor- oder nach­ge­la­gerte Tätig­kei­ten außer Acht las­sen, bei­spiels­weise von Zulie­fe­rern. Kaum erho­ben wer­den Fuß­ab­drü­cke ein­zel­ner Pro­dukte. 75 Pro­zent der Unter­neh­men arbei­ten daran, ihre Ener­gie­ef­fi­zi­enz zu ver­bes­sern. Mit 55 Pro­zent an Befür­wor­tern ist auch der Zukauf von CO2-Zer­ti­fi­ka­ten aus Kom­pen­sa­ti­ons­pro­jek­ten für Unter­neh­men eine beliebte Maß­nahme. „Hier ist dar­auf zu ach­ten, dass die Zer­ti­fi­kate auch tat­säch­li­che und lang­fris­tige Emis­si­ons­re­duk­tio­nen bewir­ken“, so Mar­git Kap­fer, Dekar­bo­ni­sie­rungs-Exper­tin bei EY denk­statt. Umfas­sen­dere Trans­for­ma­tio­nen wie Ände­run­gen des Pro­dukt­port­fo­lios oder des Geschäfts­mo­dells wer­den nur von rund 15 Pro­zent der Unter­neh­men in Betracht gezogen. 

Zustän­dig­keit immer häu­fi­ger in eige­nen Abteilungen
Beim Thema inner­be­trieb­li­che Ver­ant­wor­tung hat sich seit 2021 die Zustän­dig­keit ten­den­zi­ell von Eigen­tü­mern, Vor­stand, ein­zel­nen Nach­hal­tig­keits­be­auf­trag­ten oder Pro­jekt­teams hin zu eige­nen Abtei­lun­gen ver­la­gert. Dies ist mitt­ler­weile in vier von zehn Unter­neh­men (38 Pro­zent) der Fall, wäh­rend vor drei Jah­ren nur 27 Pro­zent eigene Abtei­lun­gen hat­ten. 2021 lag bei fast der Hälfte der Unter­neh­men die Zustän­dig­keit beim Vor­stand oder der Geschäftsführung. 

Tat­säch­lich sind Vor­stand oder Geschäfts­füh­rung nur in 34 Pro­zent der befrag­ten Betriebe ver­ant­wort­lich, am ehes­ten bei klei­ne­ren Unter­neh­men. Bei den geplan­ten Ände­run­gen lag die Ansie­de­lung von Nach­hal­tig­keits­agen­den in eige­nen Pro­jekt­teams auf Platz zwei. Gesun­ken ist statt­des­sen auch deren Verantwortlichkeit. 

Autor: red/czaak
03.10.2024

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