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Vol­ler Vertrauen

Wir impro­vi­sie­ren täg­lich. Denn nichts ist so unvor­her­seh­bar wie das Leben. Impro­vi­sa­ti­ons­thea­ter bringt die­sen Pro­zess auf die Bühne : Aus dem Moment her­aus ent­wi­ckeln die Spie­ler Sze­nen und Geschich­ten – mit­hilfe von The­men aus dem Publi­kum und ver­schie­de­nen trai­nier­ten Fer­tig­kei­ten. Die Spie­ler fra­gen das Publi­kum bei­spiels­weise nach einem Schau­platz für die nächste Szene. „Im Büro“ oder „auf dem Mar­kus­platz in Vene­dig“ oder was auch immer wird zuge­ru­fen. Und dann geht es los : ohne gelern­ten Text, nicht wie­der­hol­bar, einmalig.
Impro­vi­sa­tion ist nicht mit Chaos gleich­zu­set­zen. Es gibt Struk­tu­ren und Spiel­re­geln, die die Basis für das gemein­same Spiel auf der Bühne schaf­fen – und diese las­sen sich ler­nen. Die Vor­aus­set­zun­gen, um diese Kunst zu einem unter­halt­sa­men, mit­rei­ßen­den Schau­spiel zu machen, sind jenen Fähig­kei­ten ähn­lich, die Füh­rungs­kräfte und Teams benö­ti­gen, um erfolg­reich zu arbei­ten. Impro­vi­sa­tion lebt vom Zusam­men­spiel des Teams. Das erfor­dert von den Spie­lern Offen­heit, Spiel­freude, akti­ves Wahr­neh­men, eine beja­hende Grund­hal­tung und das Ver­trauen in die eigene Ent­schei­dungs­fä­hig­keit und die der anderen.
Die Schau­spie­ler arbei­ten mit dem, was vor­han­den ist : den Vor­schlä­gen des Publi­kums und den Sze­nen­an­ge­bo­ten der Mit­spie­ler, meist ohne Requi­si­ten. Ein wich­ti­ges Prin­zip des Impro-Thea­ters lau­tet „glück­lich schei­tern“. Gemeint ist damit ein entspann­ter Umgang mit dem Unvoll­kom­me­nen, die Erlaub­nis, Feh­ler zu machen oder „fal­sche“ Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Das hilft bei der Ent­wick­lung von mehr Gelas­sen­heit und setzt Ener­gie frei, die zu außer­ge­wöhn­li­chen Ent­schei­dun­gen und Geschich­ten füh­ren kann. Das Wich­tigste aber ist : Impro­vi­sa­ti­ons­thea­ter macht Spaß – denen, die es spie­len, und denen, die zuschauen.
Anita Zie­her ist Schau­spie­le­rin und Kommunikationstrainerin.

Autor:
28.05.2010

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