Zum Inhalt
© pexels/nataliya vaitkevich

Wei­tere ERC-Aus­zeich­nun­gen für Öster­reichs Forschung

Vier For­sche­rin­nen von Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und TU Wien erhal­ten Prä­mie­rung des euro­päi­schen For­schungs­ra­tes. Mensch-Umwelt Bezie­hung und jüdi­sches Leben in Per­sien sowie Che­mie und Mathe­ma­tik als The­men der aus­ge­zeich­ne­ten Arbeiten.

Die ERC Grants sind die renom­mier­tes­ten und hoch kom­pe­ti­ti­ven For­schungs­för­de­run­gen der Euro­päi­schen Union. ERC Con­so­li­da­tor Grants unter­stüt­zen exzel­lente For­sche­rIn­nen in einem noch frü­hen oder mitt­le­ren Kar­rie­re­sta­dium bei der Fes­ti­gung ihrer wis­sen­schaft­li­chen Unab­hän­gig­keit. Die Grants sind mit bis zu zwei Mil­lio­nen Euro für eine Dauer von fünf Jah­ren dotiert.

Von der Öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten (ÖAW) wer­den nun die Sozi­al­an­thro­po­lo­gin Judith Boven­sie­pen und die Kul­tur­wis­sen­schaft­le­rin Ariane Sad­jed mit je einem ERC-Grant aus­ge­zeich­net. Die For­schungs­ge­biete betref­fen die Berei­che Mensch-Umwelt-Bezie­hung sowie jüdi­sches Leben im per­si­schen Raum. Eben­falls gleich zwei der hoch­do­tier­ten ERC Con­so­li­da­tor Grants gehen die­ses Jahr an die TU Wien. Eine Prä­mie­rung erhält dort die Che­mi­ke­rin Noelia Bar­ra­bés und eine der Mathe­ma­ti­ker Michael Feischl.

Die The­men Beseelte Natur und Extraktivismus
Judith Boven­sie­pen, die desi­gnierte Direk­to­rin des Insti­tuts für Sozi­al­an­thro­po­lo­gie der ÖAW, hat einen der bei­den ERC Con­so­li­da­tor Grants ein­ge­wor­ben und wird sich in den kom­men­den fünf Jah­ren der Unter­su­chung von Ani­mis­mus und Extrak­ti­vis­mus in Süd­ost­asien wid­men. Inner­halb der Logik des west­li­chen kapi­ta­lis­ti­schen Welt­be­zugs ist die Natur mit Tie­ren, Pflan­zen, Land­schaf­ten, Was­ser oder Luft etwas, das wir besit­zen, zer­stö­ren oder schüt­zen kön­nen. Für viele indi­gene Kul­tu­ren hin­ge­gen gel­ten Pflan­zen, Tiere und Dinge als beseelt.

Diese ani­mis­ti­schen Kos­mo­lo­gien hal­ten indi­gene Gemein­den davon ab, die Umwelt als eine aus­zu­beu­tende Res­source zu betrach­ten. Aber inwie­fern kann sie vor Extrak­ti­vis­mus, also der Aus­beu­tung und den Export von Roh­stof­fen durch mul­ti­na­tio­nale Unter­neh­men, schüt­zen ? Anstatt indi­gene Gemein­schaf­ten gegen die Roh­stoff­in­dus­trie aus­zu­spie­len, unter­sucht Boven­sie­pen durch eth­no­gra­fi­sche For­schun­gen in Indo­ne­sien, Malay­sia, den Phil­ip­pi­nen und Timor-Leste, wie der Abbau von Boden­schät­zen die ver­schie­de­nen Bezie­hun­gen der Men­schen zur Umwelt beein­flusst und wie sich diese Bezie­hung zur Natur durch Inter­ak­tio­nen konstituiert.

Jüdi­sches Leben im per­si­schen Raum
Wer sind die per­si­schen JüdIn­nen und was kön­nen wir aus ihrer Geschichte ler­nen ? Rück­bli­ckend auf eine fast 3.000-jährige Geschichte ver­ließ die Mehr­heit von ihnen die per­sisch­spra­chige Welt ab Mitte des 20. Jahr­hun­derts. Ariane Sad­jed vom Insti­tut für Ira­nis­tik der ÖAW wird in den nächs­ten fünf Jah­ren der Viel­schich­tig­keit des Zusam­men­le­bens von JüdIn­nen und Mus­li­mIn­nen im Iran, in Zen­tral­asien und in Afgha­ni­stan nach­ge­hen. Mit­tels Fami­li­en­ge­schich­ten, Archiv­ma­te­rial und münd­lich über­lie­fer­ten Bele­gen unter­sucht sie das all­täg­li­che Leben jüdi­scher Gemeinden. 

Im Fokus ste­hen dabei die ver­schie­de­nen For­men der Ver­bin­dung mit und die Abgren­zung von den umge­ben­den mus­li­mi­schen Gesell­schaf­ten. Gezeigt wer­den soll hier dann auch, wie JüdIn­nen zu den Gesell­schaf­ten, in denen sie gelebt haben, bei­getra­gen haben. Es ist die erste Stu­die zur Geschichte per­sisch­spra­chi­ger JüdIn­nen nicht ent­lang heu­ti­ger natio­na­ler Gren­zen, son­dern mit dem Fokus auf die bis in die 1930er Jahre akti­ven trans­re­gio­na­len Netz­werke. Mit den zwei neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-For­sche­rIn­nen ins­ge­samt ver­ge­be­nen ERC-Aus­zeich­nun­gen auf 77 Grants und 7 Proof of Con­cept Grants. 

Mehr­fa­che Aus­zeich­nun­gen auch für TU Wien
Auch für die TU Wien gibt es im Rah­men der aktu­el­len Prä­mie­rung mehr­fa­chen Grund zur Freude. Die Che­mi­ke­rin Noelia Bar­ra­bés und der Mathe­ma­ti­ker Michael Fei­schl kön­nen sich über jeweils einen ERC Grant freuen. Bei der For­schung von Bar­ra­bés geht es um die Che­mie der Spie­gel­bil­der, wo sich ein Mole­kül ganz anders „beneh­men“ kann als sein Spie­gel­bild. Die Wis­sen­schaft­le­rin unter­sucht dabei ins­be­son­dere, wie sich die Ent­ste­hung sol­cher Mole­küle erklä­ren und steu­ern lässt.

Michael Fei­schl, Mathe­ma­ti­ker an der TU Wien und zwei­ter aktu­el­ler Preis­trä­ger beschäf­tigt sich mit den The­men Prä­zi­sion und Auf­wand sowie ver­wand­ten Rela­tio­nen. Fei­schl unter­sucht bei­spiels­weise, wie bei kom­pli­zier­ten Rechen­auf­ga­ben mit mini­ma­lem Com­pu­ter­auf­wand maxi­male Genau­ig­keit erreicht wer­den kann. 

Autor: red/czaak
12.12.2023

Weitere aktuelle Artikel

FH St. Pöl­ten wird zur Uni­ver­sity of Applied Sci­en­ces St. Pöl­ten (USTP). Umbe­nen­nung unter­streicht wach­sende Inter­na­tio­na­li­tät und Rolle als Kno­ten­punkt für ter­tiäre Bil­dung, For­schung und gesell­schaft­li­che Transformation. Die Fach­hoch­schule St. Pöl­ten blickt auf eine knapp 30-jäh­rige Erfolgs­ge­schichte zurück. Nun wird mit dem neuen Namen die wach­sende Inter­na­tio­na­li­tät und Rolle als Kno­ten­punkt für ter­tiäre Bil­dung, For­schung und […]
Fis­kal­rat erwar­tet heu­ri­ges Bud­get­de­fi­zit bei 4,4 Pro­zent des BIP. Feh­lende Steu­er­ein­nah­men durch Wirt­schafts­krise sowie hohe Kos­ten für Gehäl­ter, Pen­sio­nen und Gesund­heit belas­ten Konsolidierung. Der Öster­rei­chi­sche Fis­kal­rat erwar­tet für 2025 und 2026 gesamt­staat­li­che Bud­get­de­fi­zite von 4,4 bzw. 4,2 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP). Damit bestä­ti­gen sich die Ein­schät­zun­gen des Fis­kal­rats vom Juni 2025 und auch die des […]
Unab­hän­gige Wis­sen­schaft als Grund­pfei­ler für erfolg­rei­che Stand­ort­po­li­tik und einen Nobel­preis. Land Nie­der­ös­ter­reich ver­gibt dies­jäh­rige Wissenschaftspreise. Wis­sen­schaft und For­schung sind zen­trale The­men der aktu­el­len Zeit, sie geben Ant­wor­ten auf die Her­aus­for­de­run­gen von heute und die Fra­gen der Zukunft. Im Zuge der NÖ-For­schungs­wo­chen, die seit Mitte Sep­tem­ber und noch bis Mitte Okto­ber abge­hal­ten wer­den, fand aktu­ell nun […]
Soft­ware­her­stel­ler BMD und Trau­ner Ver­lag ver­ga­ben heu­rige Aus­zeich­nun­gen. Anna Sophie Zöh­rer von HLW Weiz siegt in Kate­go­rie “Finanz­buch­hal­tung”. Michael Kar­ner, Berufs­schule Wald­egg, in „Waren­wirt­schaft“, Carina Kreuz, HLW Hol­la­brunn, in Lohnverrechnung. Anna Sophie Zöh­rer ist Öster­reichs beste Nach­wuchs­buch­hal­te­rin. Die Schü­le­rin der HLW Weiz (Stei­er­mark) holte sich den bun­des­wei­ten “School Award” für exzel­lente Leis­tun­gen im com­pu­ter­un­ter­stütz­ten Rech­nungs­we­sen. […]
In Nie­der­ös­ter­reich absol­vier­ten 13 Pro­zent der Schüler:innen ihre Matura mit Aus­zeich­nung. Ergeb­nis auch Ver­dienst von Land und Bil­dungs­di­rek­tion. Bei Per­so­nal und Unter­stüt­zun­gen für Schüler:innen wur­den alle nöti­gen Res­sour­cen geschaffen. Von lan­des­weit ins­ge­samt 7.344 Matu­ran­tin­nen und Matu­ran­ten absol­vier­ten in Nie­der­ös­ter­reich 955 Schüler:innen ihre Matura mit Aus­zeich­nung. Anlass­be­zo­gen gab es dazu im Fest­spiel­haus in St. Pöl­ten eine […]
magnifier
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram