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Wei­ter­hin über­aus schlechte Geschäftslage

Hei­mi­sche Geschäfts­lage im freien Fall als Befund des KSV1870 nach umfang­rei­cher Befra­gung von Betrie­ben. Nega­tive Fol­gen auf Arbeits­markt. Han­del größ­tes Sor­gen­kind mit Umsatzverlusten. 

Öster­reichs Unter­neh­men befin­den sich wei­ter­hin in wirt­schaft­li­chen Tur­bu­len­zen. Nur 43 Pro­zent der Betriebe bewer­ten ihre Geschäfts­lage mit „gut“, um sie­ben Pro­zent­punkte weni­ger als im März 2024. Ein schlech­te­res Ergeb­nis gab es nur zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020. Als Haupt­grund die­ser Misere gilt das hohe Kos­ten­ni­veau. Basis für diese Daten ist der vom KSV1870 regel­mä­ßig durch­ge­führte Aus­trian Busi­ness Check.

Die Betriebe blei­ben auch für die Zukunft skep­tisch – nur 19 Pro­zent erwar­ten eine wirt­schaft­li­che Ver­bes­se­rung ihrer Geschäfts­lage. Wei­ters hat­ten die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in Anspruch genom­me­nen För­de­run­gen nur bei jedem fünf­ten Betrieb eine wesent­li­che Aus­wir­kung auf das Geschäfts­er­geb­nis. Die wirt­schaft­li­che Lage vie­ler Unter­neh­men spitzt sich ins­be­son­dere infolge einer jah­re­lang hohen Infla­tion zu Beginn des drit­ten Rezes­si­ons­jah­res in Öster­reich wei­ter zu. 

Han­del als größ­tes Sor­gen­kind und Dienst­leis­tun­gen als posi­ti­ves Segment
Run­ter­ge­bro­chen auf ein­zelne Bran­chen weist der Dienst­leis­tungs­sek­tor mit 49 Pro­zent noch das beste Ergeb­nis auf. Der Han­del (29 Pro­zent) befin­det sich hin­ge­gen anhal­tend im Kri­sen­mo­dus. „Der Han­del ist aktu­ell das größte Sor­gen­kind der hei­mi­schen Wirt­schaft. Einem Groß­teil der Betriebe bleibt kaum Luft zum Atmen. Das bele­gen auch die hohen Insol­venz­zah­len im ers­ten Quar­tal 2025“, erklärt Ricardo-José Vybi­ral, CEO der KSV1870 Hol­ding AG. 

Die Geschäfts­lage zeigt auch in der Indus­trie deut­lich nach unten – gegen­über Vor­jahr ein Minus von 24 Pro­zent­punk­ten. Damit zählt die Indus­trie zu den gro­ßen Ver­lie­rern im Jah­res­ver­gleich : „Büro­kra­tie in Kom­bi­na­tion mit hohen Kos­ten, der Infla­tion und inter­na­tio­na­len han­dels­po­li­ti­schen Risi­ken ist ein Mix, der Indus­trie­be­triebe mas­siv belas­tet“, so Vybi­ral. Auf Bun­des­län­der­ebene gestal­tet sich die Situa­tion beson­ders in Vor­arl­berg schwierig. 

Hohes Kos­ten­ni­veau lässt Umsatz­plus verpuffen
Dass die wirt­schaft­li­che Situa­tion vie­ler­orts der­ma­ßen ange­spannt ist, liegt vor allem auch an dem hohen Kos­ten­ni­veau in Öster­reich. Zwar haben sich im Vor­jahr die Umsätze bei 41 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men ver­bes­sert, gleich­zei­tig haben aber lie­fe­ran­ten­sei­tige Preis­stei­ge­run­gen ebenso wie die hohen Ener­gie­kos­ten dafür gesorgt, dass viele Betriebe ihre finan­zi­elle Gesamt­si­tua­tion nicht ent­schei­dend ver­bes­sern konnten. 

Bei 31 Pro­zent haben sich die Umsätze im Vor­jahr sogar ver­schlech­tert. Ins­be­son­dere im Han­del zeigt sich die kri­ti­sche Lage : So ist es – aus­ge­hend von einem nied­ri­gen Niveau – nur einem Drit­tel gelun­gen, höhere Umsätze zu erzie­len, wäh­rend 40 (!) Pro­zent Umsatz­ein­bu­ßen zu ver­bu­chen hatten. 

Ver­bes­se­rung kaum in Sicht
In die­ser Ton­art dürfte es heuer wei­ter­ge­hen. Aus heu­ti­ger Sicht erwar­ten im Jah­res­ver­lauf nur 19 Pro­zent eine Ver­bes­se­rung ihrer Geschäfts­lage. Am posi­tivs­ten sind die Bran­chen „Infor­ma­tion und Kom­mu­ni­ka­tion“ (37 Pro­zent), das Gesund­heits-/So­zi­al­we­sen und die „Erbrin­gung sons­ti­ger wirt­schaft­li­cher Dienst­leis­tun­gen“ (jeweils 27 Pro­zent) ein­ge­stellt. Der Groß­teil (49 Pro­zent) rech­net mit einer gleich­blei­ben­den Entwicklung, 

32 Pro­zent gehen von einer Ver­schlech­te­rung ihrer wirt­schaft­li­chen Gesamt­lage aus. Hier ist unter ande­rem die Waren­pro­duk­tion (43 Pro­zent), der Han­del (40) oder die Bau­wirt­schaft (31 Pro­zent) zu nen­nen. „Wenn diese Pro­gnose tat­säch­lich ein­tritt, wäre das für die hei­mi­sche Wirt­schaft fatal“, so Vybi­ral. Laut Umfrage wer­den stei­gende Per­so­nal­kos­ten, stei­gende Ener­gie­kos­ten und Preis­er­hö­hun­gen sei­tens der Lie­fe­ran­ten als jene Fak­to­ren mit dem größ­ten Gefah­ren­po­ten­zial für das eigene Geschäft eingestuft. 

Nega­tive Aus­wir­kun­gen auf Arbeits­markt und kein Geld für mehr Personal
Auch die Lage am Arbeits­markt bleibt ange­spannt und der Arbeits­kräf­te­man­gel besteht unver­än­dert. Laut dem Aus­trian Busi­ness Check kla­gen 54 Pro­zent der Unter­neh­men über feh­len­des Per­so­nal – spe­zi­ell Gas­tro­no­mie (85 Pro­zent), Bau­wirt­schaft (65) und Gesund­heits-/So­zi­al­we­sen (60 Pro­zent). Die Aus­wir­kun­gen auf die Unter­neh­men sind enorm : Stei­gende Kos­ten, um Mit­ar­bei­ter zu hal­ten, hohe Zusatz­be­las­tun­gen (inkl. gesund­heit­li­cher Fol­gen) für bestehen­des Per­so­nal und Umsatz­ein­bu­ßen auf­grund nicht mehr zu erfül­len­der Auf­träge sind die Folgen. 

Hinzu kommt eine gene­rell stei­gende Unzu­frie­den­heit bei Mit­ar­bei­tern und Kun­den. Und den­noch : Auf­grund der finan­zi­el­len Ein­schrän­kun­gen beset­zen sie­ben von zehn Betrie­ben gar nicht oder nur abso­lut not­wen­dige Stel­len nach. „Ein Groß­teil der Unter­neh­men steht beim Thema Nach­be­set­zung mas­siv auf der Bremse. Für sie ist es ein schma­ler Grat zwi­schen feh­len­dem Per­so­nal und dem Ver­lust der Wett­be­werbs­fä­hig­keit“, unter­streicht Ricardo-José Vybi­ral, CEO der KSV1870 Hol­ding AG. 

Autor: red/czaak
09.05.2025

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