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„Wenn Gott eine Tür schließt, öff­net er ein Kleid“

Die US-Fern­seh­se­rie Mad Men echauf­fiert mit einem peni­bel nach­ge­zeich­ne­ten Frau­en­bild der 1960er-Jahre. 

Die erste Folge wirkt in ihrem Sexis­mus nahezu wie eine Satire. Das TV-Leben rund um die fik­tive New Yor­ker Wer­be­agen­tur Ster­ling Coo­per, deren ket­ten­rau­chende, Whis­key-trin­kende Män­ner­riege in Mad Men den Wer­be­markt der 1960er mit­er­fin­det, sei der­art „zwang­los frau­en­feind­lich“, dass es einem vor­käme wie das “Hin­un­ter­stür­zen eines eis­kal­ten Mar­tini-Cock­tails“, schreibt die Jour­na­lis­tin Andrea Sima­kis. Ein paf­fen­der Gynä­ko­loge, der die Pille ver­schreibt („rutsch‘ näher mit dei­nem Po, ich beiße nicht“) und ange­sichts des elf Dol­lar teu­ren Medi­ka­ments mit auf den Weg gibt : „Glaub nicht, dass du jetzt zur Stadt­ma­tratze wer­den musst, nur um etwas für dein Geld zu bekom­men“. Oder der Agen­tur­in­ha­ber, der sei­nen Kol­le­gen auf­mun­tert : „Wenn Gott eine Tür schließt, öff­net er ein Kleid.“ 

Mad Men ist kein Quo­ten­hei­scher, son­dern ein viel­fach prä­mier­tes, mit­un­ter pedan­tisch nach­ge­zeich­ne­tes Abbild einer Zeit, als der Platz der Frau noch bei Heim und Herd war. Das weib­li­che Auf­be­geh­ren, das gezeigt wird, bleibt stets häus­lich und gesit­tet. Als größte Tro­phäe gilt es für Frauen gehei­ra­tet zu wer­den, auch getrie­ben von der wirt­schaft­li­chen Not­wen­dig­keit, die eigene Ver­sor­gung zu sichern. „Natür­lich liebe dich. Ich gebe ja mein Leben auf, um mit dir zusam­men zu sein“, beru­higt einer seine Ver­lobte am Telefon. 

Aller­dings ler­nen man­che Figu­ren, dass das Eigen­heim mit wei­ßem Gar­ten­zaun davor nicht der Stoff ist, aus dem die Träume sind. Betty Dra­per etwa, Ehe­frau des krea­ti­ven Kopfs der Agen­tur, Don. Eine Grace Kelly-Schöne, kind­lich, gel­tungs­be­dürf­tig und gera­dezu kalt­blü­tig als Mut­ter : „Geh und hau‘ mit dei­nem Kopf gegen die Wand. Nur lang­wei­li­gen Leu­ten ist lang­wei­lig“, weist sie ihren Sohn an. Doch ihr Auf­be­geh­ren, auch gegen die Haus­frau­en­rolle, von der sie glaubte sie zu wol­len, besteht bloß aus Aus­brü­chen trot­zi­ger Ungezogenheit. 

Der Büro­all­tag bei Ster­ling Coo­per ist eine Kom­bi­na­tion aus Hei­rats­markt und Ver­gnü­gungs­park für männ­li­che Mit­ar­bei­ter. Dar­ge­stellt wird der Beginn eines “Corporate”-Arbeitlebens für Frauen : als Män­nern zuge­wie­sene Tipp­sen gehen sie einer Art adap­tier­ten Haus­frau­en­tä­tig­keit nach. „Sie (die Män­ner, Anm.) tun als bräuch­ten sie eine Sekre­tä­rin, aber die meiste Zeit suchen sie nach einer Mischung aus Mut­ter und Kell­ne­rin“, gibt Büro­lei­te­rin Joan Hol­lo­way einer Neuen mit auf den Weg. Joan hält eine der weni­gen weib­li­chen Macht­po­si­tio­nen, die sie sich mit­tels geschickt ver­pack­ter Kur­ven und einer Fas­sade aus Unnah­bar­keit, Ver­füh­rung und Kal­kül sichert.

Um eine Moder­ni­sie­rung der Frau­en­rolle aus­zu­ma­chen, muss sich der Zuschauer gedul­den. So ver­langt Betty, betro­gen von Don, die Schei­dung, den dro­hen­den sozia­len Aus­satz kann sie aber nur durch eine rasche, erneute Hei­rat abfan­gen. Oder Don, der zwar eine weib­li­che Krea­tiv­schrei­be­rin mit einem Job­an­ge­bot umwirbt und von ihr in wei­te­rer Folge aber patri­ar­cha­len Gehor­sam ver­langt. Mehr Ver­än­de­rung könnte in der nächs­ten Staf­fel abzeich­nen — die vierte endet im Herbst 1965. Ein Jahr spä­ter wurde in den USA immer­hin die Frau­en­rechts­be­we­gung Natio­nal Orga­niza­tion for Women gegründet.

Autor:
14.01.2011

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