Zum Inhalt

Wett­be­werb mit Fehlzündung

Trotz der Libe­ra­li­sie­rung im Ener­gie­sek­tor blei­ben Öster­reichs Haus­halts­kun­den wechselunwillig. 

Die hei­mi­schen Haus­halts­kun­den haben von der Libe­ra­li­sie­rung der Ener­gie­märkte 2001 bis­her kaum pro­fi­tiert, Anders schaut es bei Indus­trie und Gewerbe aus, beide haben ihre Strom­be­zugs­kos­ten um bis zu 50 Pro­zent redu­zie­ren kön­nen. Bei den Pri­vat­kun­den blie­ben die Ver­bil­li­gun­gen mini­mal, auch weil die Regie­rung die ener­gie­be­zo­ge­nen Steu­ern par­al­lel zur Markt­öff­nung deut­lich ange­ho­ben hat. Des­sen unge­ach­tet kann man beim Wech­sel des Strom­an­bie­ters saf­tig Geld spa­ren. Ein Wie­ner Durch­schnitts­haus­halt (3.500 Kilo­watt­stun­den) kann sich laut Strom­preis­kal­ku­la­tor bis zu 150 Euro erspa­ren : Für die glei­che Menge Strom zahlt man beim Ver­bund rund 500 Euro im Jahr, bei der Öko­strom AG sind es 650 Euro. Wer noch mehr ver­braucht, kann sogar noch höhere Ein­spa­run­gen lukrie­ren. Trotz die­ser offen­sicht­li­chen Preis­vor­teile fällt die Bilanz der Markt­öff­nung sehr nüch­tern aus : Erst drei Pro­zent der Gas­kun­den und sechs Pro­zent der Strom­kun­den haben in Öster­reich ihren Anbie­ter gewech­selt. Wo die einen beim Gedan­ken an jede Menge For­mu­lare bei der Ummel­dung abwin­ken, hemmt andere die sub­jek­tive Unsi­cher­heit, ob mit dem neuen Ver­sor­ger nicht doch das Licht aus­geht. Auch die Devise „Ein Wech­sel bringt unterm Strich nicht viel“, gehört zur vor­herr­schen­den Meinung.

Stei­gende Preise
„Das Inter­esse für einen Wech­sel des Strom­lie­fe­ran­ten oder Gas­ver­sor­gers ist in den ver­gan­ge­nen Mona­ten stark gestie­gen“, beschreibt Wal­ter Boltz, der Chef der Regu­lie­rungs­be­hörde E‑Control die jüngste Ent­wick­lung. Bei der Tele­fon-Hot­line habe man im Vor­jahr einen Anstieg der Anrufe um über 170 Pro­zent im Ver­gleich zu 2004 regis­triert. Der Online-Tarif­kal­ku­la­tor der E‑Control ver­zeich­net an Spit­zen­ta­gen sogar bis zu 15.000 Abfra­gen. Eine deut­sche Stu­die zeigt, dass mit den Kos­ten der Unwil­len des Ver­brau­cher steigt. Laut einer Unter­su­chung der Mar­ken­stra­te­gie-Exper­ten Brand Trust wäre eine Erspar­nis von bis zu zehn Pro­zent ein Grund für den Wech­sel des Ener­gie­ver­sor­gers. 65 Pro­zent wür­den wech­seln, wenn eine Erspar­nis von zehn Pro­zent erzielt wer­den könnte. Keine schlech­ten Per­spek­ti­ven also für inten­si­vier­ten Wett­be­werb bei Pri­vat­per­so­nen sowie Gewer­be­be­trie­ben. „Stei­gende Preise erhö­hen die Sen­si­bi­li­tät und hel­fen, die eigene Träg­heit bei der Suche nach Alter­na­ti­ven zu über­win­den“, meint Brand Trust-Chef Klaus-Die­ter Koch. „Die Anbie­ter müss­ten aber noch mehr in Mar­ke­ting und Mar­ken­pfl ege inves­tie­ren, weil die Ver­brau­cher viel zu wenig über die Mate­rie wis­sen.” „Bei Pri­vat­kun­den kann das Ver­trauen zur Marke Preis­un­ter­schiede von zehn bis 15 Pro­zent kom­pen­sie­ren“, ana­ly­siert Bern­hard Hai­der vom Bera­tungs­un­ter­neh­men Pri­ce­wa­ter­house Coo­pers (PWC). „Ich glaube aber ohne­hin nicht an groß­ar­tige Stra­te­gien für Wech­sel­be­we­gun­gen. Man kon­zen­triert sich lie­ber dar­auf, Kun­den bei der Stange zu hal­ten und Argu­mente zu fi nden, warum man Preise lei­der wie­der erhö­hen muss.“ 

Aus­ge­wähl­ter Arti­kel aus Print­aus­gabe 03/2006

Autor: Christian Prenger
Economy Ausgabe: 03-02-2006
21.02.2017

Weitere aktuelle Artikel

Der glo­bale Finanz­crash hat ein Schre­ckens­sze­na­rio für alle Jün­ger des freien Mark­tes her­auf­be­schwo­ren : Ist der Kapi­ta­lis­mus am Ende ? Dreht sich die Geschichte zurück ? Ist Geld am Ende gar ein Fetisch ? Die bren­nende Frage, wie die Finanz­welt der Zukunft ausse­hen wird, stel­len sich heutzu­tage nicht nur ver­lust­ge­plagte Inves­to­ren, grö­ßen­wahn­sin­nig gewor­dene Sparkassendirek­toren und gerichts­an­hän­gige Invest­ment­ban­ker vol­ler Sor­ge. […]
Ent­ge­gen den öffent­li­chen Lie­bes­schwü­ren sind sich die hei­mi­schen Strom­bosse in den vier­jäh­ri­gen Ver­hand­lun­gen zur öster­rei­chi­schen Strom­lö­sung über­haupt nicht näher gekom­men. Anstatt mit Hoch­druck Koope­ra­ti­ons­an­sätze zu suchen, arbei­tet so man­cher an einem ele­gan­ten Aus­stieg, ohne aber dafür den schwar­zen Peter zu kassieren. In der E‑Wirtschaft sprü­hen die Fun­ken. Vier Jahre nach dem Beginn der Ver­hand­lun­gen zur […]
Der Erfolg der Kom­pe­tenz­zen­tren in Öster­reich treibt die For­schungs­po­li­tik in den Bun­des­län­dern an. Wäh­rend der Bund das neue Pro­gramm nahezu alleine rea­li­siert, set­zen die Län­der ihren eige­nen Kopf durch. Über die frisch gewon­nene Eigen­stän­dig­keit, kom­plexe Eva­lu­ie­run­gen und den Ehr­geiz, Vor­zei­ge­re­gion zu werden. Dass sich die Ver­hand­lun­gen für die neue Kom­pe­tenz­zen­trums­för­de­rung so kom­pli­ziert gestal­ten, ist für […]
Der Erfolg der Kom­pe­tenz­zen­tren in Öster­reich treibt die For­schungs­po­li­tik in den Bun­des­län­dern an. Wäh­rend der Bund das neue Pro­gramm nahezu alleine rea­li­siert, set­zen die Län­der ihren eige­nen Kopf durch. Über die frisch gewon­nene Eigen­stän­dig­keit, kom­plexe Eva­lu­ie­run­gen und den Ehr­geiz, Vor­zei­ge­re­gion zu werden. Dass sich die Ver­hand­lun­gen für die neue Kom­pe­tenz­zen­trums­för­de­rung so kom­pli­ziert gestal­ten, ist für […]
Die neue För­de­rung für Kom­pe­tenz­zen­tren stellt ehr­gei­zige Mög­lich­kei­ten in Aus­sicht – aber auch die Tren­nung der Spreu vom Wei­zen : Warum For­schung ohne Beweg­lich­keit nicht funktioniert. „Etwas ganz Gro­ßes“ plant das Indus­tri­elle Kom­pe­tenz­zen­trum für Mecha­tro­nik und Auto­ma­tion (IKMA). Gemein­sam mit der Uni Linz und dem Linz Cen­ter of Mecha­tro­nics (LCM) soll ein Exzel­lenz­zen­trum zur Ent­wick­lung mecha­nisch-ele­kro­ni­scher […]
magnifier
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram