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Zukunft braucht Herkunft

Sybs Bauer : „Ich träume von Din­gen, die es noch nicht gibt und frage : Warum nicht?“

Alles Leben ist Pro­blem­lö­sen“, das erkannte der öster­rei­chi­sche Phi­lo­soph Karl Pop­per schon vor einem hal­ben Jahr­hun­dert. Aber beim Erken­nen ist es bis heute geblie­ben – von rüh­mens­wer­ten Aus­nah­men ein­mal abge­se­hen. Für Sybs Bauer ist die Krea­ti­vi­tät die Basis für alle Lösun­gen, ob im Leben oder im Design. Des­halb inte­griert sie evo­lu­tio­näre Ele­mente in ihren Schaffensprozess.
Bauer gehört zu den pro­fi­lier­tes­ten Desi­gne­rin­nen Deutsch­lands. Name und Design sind zur Marke gewor­den. Mit zahl­rei­chen inter­na­tio­na­len Prei­sen aus­ge­zeich­net, wid­met sie sich mit Lei­den­schaft dem Pro­dukt- und Cor­po­rate Design als Gesamtkunstwerk.
Die visio­näre Spra­che von Bau­ers Design, die sie sou­ve­rän wie unprä­ten-tiös aus­wirft wie ein Mika­do­spiel mit kost­ba­ren Stä­ben, fas­zi­nie­ren Betrach­ter, Anwen­der und nicht zuletzt Auf­trag­ge­ber, denen sie nicht sel­ten dazu ver­hilft, Trend­set­ter zu wer­den. Quell ihrer Krea­ti­vi­tät ist die Bio­nik, die, so die Desi­gne­rin, end­li­che Gren­zen vor­gibt und gleich­zei­tig unend­li­che Mög­lich­kei­ten bie­tet : „Die den­kende Betrach­tung und Ana­lyse der Natur, der Evo­lu­tion und der Natur­wis­sen­schaf­ten demons­trie­ren uns Wege für den krea­ti­ven Pro­zess, für das Design und für das Mit­ein­an­der. Zwar bie­ten Natur­ge­setze keine Ant­wor­ten auf alle Fra­gen, aber sie bie­ten ein Ange­bot, um Mög­lich­kei­ten zu fin­den.“ Bauer defi­niert Bio­nik nicht in Main­stream-Manier, son­dern indi­vi­du­ell : „Zukunft braucht Her­kunft“, lau­tet ihr Credo. Bereits wäh­rend ihrer Stu­di­en­zeit kre­ierte sie das auf­se­hen­er­re­gende, preis­ge­krönte Sitz­mö­bel „Schne­cke“, das heute in der Fir­men­ge­schichte von WK-Möbel als Ikone der 80er gilt.

eco­nomy : Sie hat­ten gerade eine Gast­pro­fes­sur in Chile, sind in das EU-Pro­jekt Euro-pean Design Trai­ning Incu­ba­tor invol­viert und pro­mo­vie­ren en pas­sant zum Thema „Evo­lu­tio­näre Mor­pho­lo­gie. Pro­zess und Pro­dukt : vom Ursprung der Krea­ti­vi­tät über die Form­bil­dung zum uni­ver­sel­len Design“. Woher kommt Ihre Krea­ti­vi­tät, und wohin geht sie ?
Sybs Bauer : Aus dem Inne­ren und somit aus der Natur selbst : Alles, was sie uns lehrt, birgt Wahr­heit in sich. Sie zeigt mir, dass mein Geist im Kör­per nicht gefan­gen, son­dern unab­hän­gig ist, und wir alle die schöp­fe­ri­sche Kraft der Evo­lu­tion in uns tra­gen. Die meis­ten Men­schen se-hen die Dinge, wie sie sind, und fra­gen : Warum ? Ich träume von Din­gen, die es noch nicht gibt, und frage : Wa-rum nicht ?

Die Natur hatte für ihre Erfin­dun­gen Jahr­mil­lio­nen Zeit. Die Zukunfts­wis­sen­schaft Bio­nik hat gerade ange­fan­gen, ihr eini­ges davon abzu­schauen. Wohin geht der Weg ?
Immer zu höhe­rer Kom­ple­xi­tät in uns selbst und dadurch immer mehr zur Einfachheit.

Die Natur ist als tech­no­lo­gi­sche Schatz­truhe das größte Patent­amt der Welt. Gerade neu ist der Gedanke nicht, sie als Vor­bild für tech­ni­sche Meis­ter­leis­tun­gen zu neh­men. Auch im Design hat man sich immer wie­der an ihr ori­en­tiert. Was ist für Sie heute anders ?
In der Jugend­stil­zeit hat man die For­men der Natur nur nach­ge­ahmt, heute geht es um die Struk­tur dahin­ter, um die Stra­te­gien, die sie bei der Form­fin­dung benützt. Gestal­tung ist der Natur imma­nente Exis­tenz, bei uns im Design ist sie Aufgabe.

Was heißt „Zukunft braucht Herkunft“?
Meine These grün­det auf der Frage des deut­schen Phi­lo­so­phen Odo Mar­quart : Wie ist Neues men­schen­mög­lich ? Moder­ni­tät beginnt, wo Tra­di­tio­nen gebro­chen und igno­riert wer­den, wo der Mensch metho­disch aus sei­ner Her­kunft her­aus­tritt. Das Neue ist immer auch das Alte. Alles Alte war ein­mal neu. Alles Neue wird ein­mal alt sein, das Aller­äl­teste ist jedoch das Heute, denn es hat nie etwas ande­res als die Gegen­wart gegeben.

Die Evo­lu­tion sucht, ver­wirft, ver­än­dert – ist das nicht das, was wir auch in unse­rem Gestaltungs‑, Denk- oder Ent­wick­lungs­pro­zess machen ?
Sie ist uns eine Nasen­länge vor­aus : Ihre Resul­tate sind glo­bal in ihrer Ästhe­tik akzep­tiert. Natur ist für alle Völ­ker und alle Kul­tu­ren unbe­strit­ten von erha­be­ner Schön­heit und von unfass­ba­rer Har­mo­nie „beseelt“.

Autor:
01.12.2008

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