Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

10. November 2024

Search form

Search form

Die Hormone und ein Geburtstag im Frühling

Die Hormone und ein Geburtstag im Frühling© MUI/F.Lechner

Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin als Spezialgebiet der gleichnamigen Uni-Klinik in Innsbruck und dazu ein Jubiläum mit hochkarätig besetzter Veranstaltung.

(red/czaak) Es gibt nur sehr wenige spezialisierte Universitätskliniken für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und eine davon ist in Innsbruck. 2003 gegründet, feierte sie Ende April bei der Tagung „Hormone im Frühling“ nachträglich ihr 20-jähriges Jubiläum. Das Programm reicht von Sexualaufklärung über Kinderwunsch bei Krebs bis Osteoporose und das spiegelt das vielfältige Aufgabenfeld der Klinik in der Versorgung der Patient:innen und in der Forschung.

Mitte April fand nun im Audimax der Medizinischen Universität Innsbruck die Tagung „Hormone im Frühling“ statt, wo es um die Themen Sexualaufklärung, Kinderwunsch, Fehlgeburt, Endometriose oder Osteoporose ging. Parallel feiert die Klinik, die vor 20 Jahren als Spezialklinik aus der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe hervorging ihr Jubiläum mit Experten aus Universitäts-, Klinik- und Pflegemanagement. Chefin und Direktorin der Klinik ist Bettina Toth.

Depressionen bei Frauen mit hormonellen Verhütungsmitteln
In den Vorträgen wurden auch aktuelle Studien thematisiert, die sich etwa mit der „Pille“, Endometriose, Transgender oder Fruchtbarkeit beschäftigen. Seit 2019 sind Pharmaunternehmen verpflichtet, in den Gebrauchsinformationen darauf hinzuweisen, dass manche Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel einnehmen, von depressiven Verstimmungen und Depressionen berichten.

Zuletzt untersuchten Innsbrucker ForscherInnen gemeinsam mit der Salzburger Paris-Lodron-Uni, ob die meistbenutzten hormonellen Verhütungsmittel während der ersten Monate einen Einfluss auf Hirnstruktur und -funktion haben und wenn, ob sich die Effekte wieder zurückbilden. Probandinnen mit Pilleneinnahme und eine Kontrollgruppe ohne lösen während einer bildgebenden Untersuchung (fMRT) Aufgaben. Den Teilnehmerinnen wird zudem Blut abgenommen. Die Tests werden mehrfach jeweils mit Beginn der Regelblutung durchgeführt.

Studien zum Thema Fruchtbarkeitserhalt
Eine andere Studie (Anm. Fertitox) führen derzeit rund 70 Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Die für Österreich wird von Bettina Böttcher von der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin geleitet. Ziel des Projekts ist der Aufbau einer Datenbank mit Informationen über die Entwicklung des Fruchtbarkeitsstatus und der Lebensqualität von Patient:innen nach einer Chemo- oder Strahlentherapie im Langzeitverlauf.

„Wir schauen uns beispielsweise an, wie sich das Spermiogramm fünf und zehn Jahre nach einer Chemotherapie entwickelt hat“, so die Forscher der Uni Klinik. Als nächstes kommt eine experimentelle Studie, wo die möglichen Auswirkungen von Umweltgiften auf die Fruchtbarkeit untersucht wird, etwa Schwermetalle, denen Menschen in Industrie oder Transportwirtschaft ausgesetzt sind.

Österreichweit einziges interdisziplinäres Transgender Center in Innsbruck
Die Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin verfolgt einen endokrinologischen Schwerpunkt, zu dem hormonelle Störungen wie eine zu früh einsetzende Periodenblutung bei Kindern und Jugendlichen oder Wechselbeschwerden gehören.

„Wir decken das komplette Leben ab“, sagt Katharina Feil. Sie hat sich auf die Betreuung von Transgenderpersonen spezialisiert und leitet das österreichweit einzige interdisziplinäre Transgender Center in Innsbruck. An der Klinik ist außerdem die Leitung des Endometriose-Zentrums angesiedelt und sie ist Teil des Endokrinologie-Zentrums.

Fruchtbarkeitserhaltende Behandlungen, Kryokonservierung und Reimplantation von Eierstockgewebe
Zweiter Klinikschwerpunkt ist alles rund um das Thema Kinderwunsch, von der ersten Abklärung bis zur künstlichen Befruchtung. Angeboten werden auch fruchtbarkeitserhaltende Behandlungen, wie das Einfrieren von Samen- oder Eizellen vor einer Chemo- oder Strahlentherapie. Auch die Kryokonservierung und Reimplantation von Eierstockgewebe ist in diesem Rahmen möglich.

Direktorin Bettina Toth ist auf diesem Gebiet eine ausgewiesene Expertin. Toth verhalf 2022 erstmals in Österreich einer Patientin 15 Jahre nach deren Krebserkrankung zur natürlichen Geburt eines gesunden Kindes. Die Chefin der Innsbrucker Uniklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ist derzeit auch Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 03.05.2024