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27. April 2024

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Die Mythen der PISA-Ergebnisse

Die Mythen der PISA-Ergebnisse© Bilderbox.com

Für gute Bildungsergebnisse braucht es Geld, aber allein reicht es nicht aus.

Geld und hohe Wertschätzung von Bildung allein führen ein Land nicht an die Spitze der PISA-Studie, betont OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. Auch dass der soziale Hintergrund ein entscheidender Faktor für das Abschneiden sei, ist laut Schleicher ins Reich der Mythen zu verweisen.
„Weniger als ein Viertel der Leistung lässt sich durch Faktoren wie das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf erklären. Es müssen viele andere Faktoren berücksichtigt werden“, so Schleicher. Die Welt sei nicht mehr geteilt zwischen reichen Ländern mit guten Bildungssystemen und ärmeren Ländern mit weniger guten. Die wohlhabenderen Staaten seien an der Leistungsspitze nur sehr dünn vertreten.
Auch die Wertigkeit von Bildung in einem Land ist für sich allein nicht ausschlaggebend. Immerhin hätten zwischen 2000 und 2012 mehrere Schulsysteme die Leistung um mehr als ein Schuljahr verbessert. „Diese Länder haben aber nicht ihre Kultur verändert, sondern ihre Bildungspolitik.“ Einfach zu sagen, in Asien gebe es eben eine andere Einstellung zu Bildung und deshalb schneiden die Schüler bei PISA gut ab, greife zu kurz.

Überschätzter Hintergrund
Überschätzt wird laut Schleicher auch die Rolle des sozialen Hintergrunds. Soziale Benachteiligung führe nicht automatisch zu schlechten PISA-Ergebnissen. „Wo man zur Schule geht, ist viel entscheidender als der soziale Hintergrund“, erklärt Schleicher. Gleichzeitig seien gute PISA-Ergebnisse sehr wohl kompatibel mit Chancengerechtigkeit: „Die Länder mit den besten Ergebnissen sind nicht generell selektiv.“
Ein weiterer Vorwurf sei, dass die Länder mit den besten Ergebnissen nur deshalb so gut abschneiden, weil sie ihre Schüler für den Test gezielt auswählen. Schleicher weist das zurück: 89 Prozent der Schüler aller Schulformen würden im Schnitt über die PISA-Studie erreicht. Getestet wird freilich nur eine repräsentative Stichprobe.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 30.12.2016