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27. April 2024

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Bildung kann zu Ungleichheit führen

Bildung kann zu Ungleichheit führen© piqs.de/sharon pruitt

Die Ungleichheit hat sich global verringert, allerdings für bestimmte Bevölkerungsgruppen mit Verzögerung.

Seit den 70er Jahren ist das Ausmaß an Bildungsungleichheit global gesunken. Die Bildungsexpansion – also das Erreichen immer höherer Abschlüsse – kann aber dazu führen, dass zunächst die Ungleichheit steigt, zeigt eine Studie der Ökonomin Petra Sauer von der Wirtschaftsuniversität (WU). Das ist der Fall, wenn manche Gesellschaftsgruppen zuerst von bildungspolitischen Maßnahmen profitieren. Äußerst ungleich ist Bildung in afrikanischen und südasiatischen Ländern verteilt, wo der Großteil der Bevölkerung höchstens die Pflichtschule abschließt. In den OECD-Staaten herrscht relative Gleichheit, weil die Mehrheit zumindest einen Abschluss der Sekundarstufe aufweist.

Global geringere Ungleichheit
Seit den 1970er Jahren hat sich die Ungleichheit aber global verringert – für bestimmte Bevölkerungsgruppen aber mit Verzögerung. "Die Bildungsungleichheit steigt im Zuge der Bildungsexpansion, solange es spezifische Gruppen in der Gesellschaft gibt, die zuerst von bildungspolitischen Maßnahmen profitieren", erklärt Sauer.
Oft profitieren zunächst die jungen Männer – etwa in vielen afrikanischen Ländern bis 1990. Umgekehrt schafften aber in einigen lateinamerikanischen Staaten schon seit Beginn der 1980er Jahre junge Frauen höhere Abschlüsse als gleichaltrige Männer. In Europa ist das seit den 1990er Jahren vor allem im Norden der Fall. Spielt das Geschlecht heutzutage eine geringere Rolle, ist nach wie vor der Einfluss des ethnischen Hintergrunds sowie des sozioökonomischen Status auf die Bildungschancen hoch.
Sauer leitet aus ihren Daten auch einige Empfehlungen für die Bildungspolitik ab. "Verkleinert man Klassen, Lerngruppen etc. zum Beispiel ausschließlich im Sekundarschulbereich, erhöht sich die Ungleichheit gegenüber jenen, die nur die Pflichtschule absolvieren", erklärte die Studienautorin.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 16.03.2017