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30. April 2024

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Vom Stamm- zum Wechselwähler

Vom Stamm- zum Wechselwähler© piqs.de/pupillenschreck

Immer mehr Wählerinnen und Wähler entscheiden nach Themen. Wie glaubwürdig Parteien diese Themen besetzen und vertreten, entscheidet über ihren Erfolg.

Wohlfahrtsstaat, Wirtschaft und Integration – diese Themen sind Klassiker österreichischer Wahlauseinandersetzungen. Das waren sie 2008, das waren sie 2013, das werden sie auch bei kommenden Wahlen sein. „Diese Themen, vor allem soziale Gerechtigkeit und Wirtschaft, waren auch schon früher wichtig“, sagt die Politikwissenschafterin Sylvia Kritzinger von der Universität Wien. Und doch hat sich grundlegend etwas geändert.

Vorhersehbar
Wer aus der Arbeiterschaft kam, für den war es früher keine Frage, wen er wählen würde. Ebenso wie es für Landwirte und Unternehmer keine Frage war. „Wahlausgänge waren viel vorhersehbarer“, so Kritzinger. Seit den 70er Jahren aber lösen sich die strengen Zugehörigkeiten auf. Das hat mit dem Entstehen der Mittelklasse zu tun, die sich nicht mehr in erster Linie einer Partei zugehörig fühlt. Wissenschaftliches Neuland betritt die Österreichische Nationale Wahlstudie (Austrian National Election Study – AUTNES) mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF. „Unsere Forschung zeigt, dass die Wichtigkeit des Themas mehr und mehr die Wahl der Partei beeinflusst“, erläutert Kritzinger.

Marktlücke
„Es verhält sich wie bei Unternehmen, wer mit einem Produkt zuerst am Markt ist, der dominiert“, zieht Kritzinger einen Vergleich mit der Wirtschaft. Und wie bei Unternehmen können Marktlücken entstehen. „Durch die Koalition mit der SPD hat die CDU ihre rechte Flanke geöffnet, da sie strategisch linke Positionen besetzt hat“, wirft die Wissenschafterin einen Blick ins benachbarte Ausland. „Dadurch ergab sich für die AfD die Möglichkeit, bestimmte Positionen und Themen zu besetzen.“ In Österreich, konstatiert sie, sei momentan zu sehen, wie Themen reaktiviert werden. In diesem Fall durch die SPÖ, die durch die neue Parteispitze offensiv traditionelle Positionen wieder stärker besetzt.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 23.12.2016