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20. Mai 2024

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Die Treffgenauigkeit deutscher Corona-Hilfen

Die Treffgenauigkeit deutscher Corona-Hilfen© pexels/hasanalbari

Einer aktuellen Studie zufolge haben die Corona-Unterstützungen in Bayern primär besonders betroffene Kleinbetriebe unterstützt. Gastro und Hotellerie erhielten das meiste Geld.

(red/cc) Die Corona-Überbrückungshilfen haben in Bayern vor allem viele kleine Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten und die besonders durch die Pandemie betroffenen Branchen erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt das ifo Institut in einer ersten Auswertung der Hilfen im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern. Ausgewertet wurden sieben Förderprogramme mit über 300.000 Anträgen und Auszahlungen in Höhe von 11,2 Milliarden Euro.

Das meiste Geld bekamen Unternehmen aus dem Gastro- und Hotelgewerbe, das zu den am meisten von den Schließungen betroffenen Branchen gehörte. Sie erhielten mit 4,7 Milliarden Euro einen Anteil von 40 Prozent der Gesamtsumme. Danach folgt der Einzelhandel mit 1,6 Milliarden Euro und die Kunst- und Kulturbranche mit einer Gesamtsumme von 1,3 Milliarden Euro.

Die durchschnittliche Gesamtsumme betrug 86.000 Euro
Insgesamt wurden rund 130.000 Unternehmen unterstützt. Firmen konnten auch in Deutschland mehrere Anträge stellen. Rund ein Drittel der geförderten Unternehmen bekam Leistungen aus einer Überbrückungshilfe, ein knappes weiteres Drittel aus zwei Überbrückungshilfen. Anträge für alle sieben betrachteten Corona-Zuschüsse stellten nur zwei Prozent der Unternehmen. 86.000 Euro war die durchschnittliche Gesamtsumme je Unternehmen. Ein Siebtel (rd. 14,5 Prozent) der Unternehmen bekam mehr als 100.000 Euro. Die Hälfte der geförderten Unternehmen erhielt in Summe weniger als 14.500 Euro.

Mit den untersuchten Coronahilfen wurden etwa 98 Prozent aller Unternehmen im bayerischen Gastgewerbe erreicht. Über 38.000 Betriebe erhielten im Schnitt rd. 126.000 Euro. In der Kunst- und Kulturbranche waren es rund 80 Prozent oder 13.700 Unternehmen mit durchschnittlichen Hilfen von rund 97.000 Euro. Im Handel waren es ein Fünftel aller Unternehmen, bzw. 18.175 mit durchschnittlichen Hilfen von 87.300 Euro. In allen anderen Branchen ist der Anteil der geförderten Unternehmen deutlich geringer.

„Zahlen zeigen gute Wirksamkeit der Hilfen in betroffenen Branchen“
„Die Zahlen zeigen eine gute Wirksamkeit der Hilfen in den betroffenen Branchen. Die Programme haben offensichtlich angemessen zeitlich und saisonal auf den Pandemieverlauf reagiert und damit die Liquidität der Betriebe in Notlagen gesichert“, sagt Manfred Gößl von der IHK für München und Oberbayern. Da zusätzlich auch andere Betriebshilfen zur Verfügung standen (Anm. Steuerstundungen, Kreditbürgschaften oder Kurzarbeit), braucht es laut ifo weitere Betrachtungen, um die Wirkung aller Corona-Hilfen hinterher zu analysieren.

Die IHK hat als Bewilligungsstelle die Anträge der Unternehmen aus dem ganzen Freistaat für die diversen Überbrückungshilfen bearbeitet und dem ifo Institut in anonymisierter Form für die wissenschaftliche Analyse zur Verfügung gestellt worden. Die ebenfalls von der IHK administrierten Neustarthilfen für Soloselbstständige, die bayerische Oktoberhilfe sowie Härtefallprogramme blieben waren kein Bestandteil. Insgesamt hatte die IHK in der Antragsphase in den Jahren 2020 bis 2023 im Rahmen von 14 Förderprogrammen rund 445.000 Anträge erhalten und 11,9 Milliarden Euro ausbezahlt.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 10.05.2024